88 - [Cold Lips]

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"So und jetzt tief Luft holen." Wies ich Jimin an und massierte seine Schultern leicht. Ich stand hinter ihm.

Eben habe ich eine Feder entdeckt, die anscheinend aus Jimins Kissen entwischt ist. Das hat mich auf eine grandiose Idee gebracht, Jimin mit der Übung und Kontrolle seiner Vampirkräfte weiterzuhelfen, so wie ich es schon die letzten Tage mache. Er lernt schnell. Das liegt wahrscheinlich auch daran, dass er selbst schon anderen, jungen Vampiren geholfen hat.

Die Feder hält er zwischen seinen Fingern, an den Daunen, ohne sie zu zerquetschen. Ganz sanft.

"Es geht!" Freute Jimin sich nach einigen Sekunden und drehte seinen Kopf zu mir, woraufhin unsere Nasenspitzen sich fast berührten. Seine Augen weiteten sich erschrocken, doch nach einem Moment hatte er sich wieder gefasst und sah mir intensiv in meine Augen. Die Feder hatte er zerquetscht, doch das merkte er nicht.

Ich räusperte mich und wollte die Situation beenden, da sprach Jimin, ehe ich das tun konnte.

"Yoongi, können wir nicht... können wir nicht so wie früher sein?" Fragte er und drehte sich, legte seine Hände auf meine Schultern. "Du hast gesagt, wir sollen das Beste hieraus machen." Fügte er nachdrückend hinzu. "Auch, dass du mich liebst."

Ich will.

Aber... "Wie kannst du das wollen, nach dem ich dir das angetan habe?"

"Indem ich nicht so denke wie du." Er fing an langsam zu gehen, so dass wir gegen die nächste Wand kamen, ich mit meinem Rücken. "Ich versuche das nur noch positiv zu sehen und das solltest du auch." Er lächelte, was wie einen Tritt in meinen Magen war. Seine Zähne... "Und das positive ist, ewig mit dir zusammen zu sein."

"Eternal." Murmelte ich.

Jimin sah kurz überrascht aus. "Ja, genau. Wir haben ein Eternal Bond. Aber seit wann kannst du englisch?"

"Kann ich nicht. Nur das hat Namjoon mir gesagt."

"Mh." Jimin schüttelte kurz seinen Kopf, kam wieder auf das wesentliche zurück. Ein paar Momente noch sah er in meine Augen, dann senkte sich sein Blick zu meinen Lippen. Und dann passierte es, dass seine Lippen, meine-

Kalt.

Erschrocken stieß ich ihn weg von mir. "Minho!" Rief ich panisch und sah mich um. Er muss Jimin zur Seite gedrückt haben und dann selbst-

Jimin ist auch ein Vampir.

Seine Lippen sind kalt.

Sofort entspannte ich mich wieder, ließ mich aber erschöpft von dem kurzen Moment der Panik an der Wand herunter. Ich sah Jimin an, der mich tatsächlich äußerst besorgt ansah.
Schnell kam er zu mir, hockte sich vor mich. "Minho?" Fragte er. Verdammt. "Was... wie- Ich verstehe nicht." Er legte vorsichtig seine Hand auf mein Knie.

Ich seufzte. "Ich habe kurz vergessen, dass du ein Vampir bist. Also eher gesagt habe ich nicht realisiert, dass deine Lippen kalt sein werden. Da- da habe ich gedacht, Minho ist hier. Seine Küsse waren auch so. Kalt, meine ich", gestand ich leise. "Tut mir leid." Das hat wahrscheinlich jetzt alles zerstört.

Jimin sah traurig aus. "Er ruiniert dein Leben, selbst nach seiner Gefangennahme." Er stand auf, nur um sich neben mich zu setzten. "Tut mir leid, ich weiß, du hast bei ihm schlimme Erfahrungen gehabt." Kurz saßen wir in Stille da. "Ich werde dich ab jetzt immer, immer nach Erlaubnis fragen, das verspreche ich." Er hob seine Hand. "Darf ich dich berühren?"

Ich lächelte leicht. "Ja."

Er legte seinen Arm um mich, woraufhin ich näher zu ihm rückte. "Ich will dich küssen und mit dir zusammen sein", sagte ich nach ein paar Momenten. "Nur fällt es mir irgendwie schwer." Ich drehte mein Gesicht zu ihm. "Ich habe immer so viele Gedanken, die mir alles ruinieren, obwohl ich das nicht will. Das musst du mir glauben."

Er sah mich auch an. "Das ist okay."

Ich seufzte und sah seine Lippen an. Es ist nicht okay, ihn immer und immer wieder Hoffnungen zu geben, aus denen dann nichts wird. Immerhin will ich es doch auch! Meine Schuldgefühle sollen einfach weg! Ich sollte sie einfach versuchen zu ignorieren.

Ich nahm tief Luft ein und entspannte mich dann. "Ich liebe dich, auch wenn ich... ich komisch bin."

Jimin lächelte. "Gott, ich würde dich am liebsten-... Darf ich dich küssen?"

Ich nickte und steuerte selber auf ihm zu. Als sich unsere Lippen berührten, konzentrierte ich mich erst auf das Kribbeln, das sich in meinem ganzen Körper ausbreitete und die ganzen positiven Gefühle, die der Kuss, die Nähe zu ihm, auslöste. Dann legte ich meine Konzentration auf die Kälte seiner Lippe, die mich, nachdem ich für eine Sekunde meine Augen geöffnet hatte, nicht mehr so stark störte.

Es ist Jimin, der mich küsst.

Mein Jiminie.

Kein anderer.

Wir küssten und küssten uns, bis Jimin zurückzog, mich überglücklich ansah. "Yoongi", fing er an, als hätte er etwas Großartiges realisiert. "Wir müssen keine Luft holen! Weißt du, was das heißt?" Ich hob meine Mundwinkel leicht, da ich mir denken konnte, was er meint. "Unendlich lange küsse!"

Ich lehnte mich wieder zu ihm, küsste ihn, unendlich lang.

𝐄𝐭𝐞𝐫𝐧𝐚𝐥 | ʸᵒᵒⁿᵐⁱⁿWhere stories live. Discover now