Kapitel 10 🩸 Alte Bekannte

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Zuhause schloss ich eilig die Tür und gönnte mir eine Minute, um durchzuatmen

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Zuhause schloss ich eilig die Tür und gönnte mir eine Minute, um durchzuatmen. Es war schon spät und ich gähnte müde.

Elijah.
Falls er den Plan seiner Mutter überlebte, riss er mir womöglich doch den Kopf ab. Bedauerlich. Ich mochte ihn. Sollte er es nicht tun, dann zweifellos Klaus, Rebekah oder Kol. Mal wieder steckte ich in einem riesigen Schlamassel. Was, wenn Rebekah Recht behielt und Esther mich belog?

Nichtsahnend schleppte ich mich ins Wohnzimmer, um mir vor dem Schlafen gehen noch einen Drink zu genehmigen. ,,Hallo kleine Salvatore", trällerte eine sehr bekannte Stimme. Ich zuckte heftig zusammen. Seit Klaus mir mit dem Verlust sämtlicher Körperteile drohte, war ich wirklich schreckhaft geworden. Aber die Stimme gehörte nicht dem Urhybriden, sondern einer Frau. Elena machte es sich auf dem Sofa gemütlich.

Erleichtert presste ich mir die Hand auf die Brust. ,,Verdammt, was hast du hier zu suchen? Damon und Stefan sind nicht hier."

,,Mir ist zu Ohren gekommen, dass Klaus Mikaelson endlich seinem verdienten Ende gegenübersteht und kann mir die Gelegenheit nicht entgehen lassen, das Schauspiel live und in Farbe zu erleben." Meiner Ansicht nach freute sich Elena einen Ticken zu viel über ein Opferritual. Fragend legte ich den Kopf zur Seite. ,,Geht es dir gut?"

Sie grinste. ,,Erkennst du mich wirklich nicht, kleine Salvatore? Ich bin enttäuscht. Ich habe noch nicht einmal versucht, meine nervige Doppelgängerin nachzuahmen."

Jetzt fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Natürlich!
Lockiges Haar, eine enge schwarze Jeans, High Heels und eine dunkle Lederjacke.
Das entsprach überhaupt nicht Elenas Stil.

,,Katherine."

Ich wich einen Schritt zurück. Blitzschnell stand Katherine auf und verringerte den Abstand zwischen uns. ,,Hast du mich vermisst, kleine Salvatore?" Betont interessiert musterte sie ihre lackierten Fingernägel. ,,Keine Sorge, ich habe nicht vor, dich wieder zu töten... noch nicht. Es würde mir nicht im Traum einfallen, Mama Urvampir ihr kleines Spielzeug wegzunehmen."

,,So sehr willst du Klaus loswerden?", fragte ich. Wenn Katherine Pierce auf Rache verzichtete, dann aus einem ganz bestimmten Grund. Wenn sie Klaus mehr hasste als mich zum Beispiel.

,,Das geht dich nichts an. Klaus wollte mich vor 500 Jahren in einem albernen Ritual opfern. Dass ihm übermorgen dasselbe widerfährt, ist die Ironie des Schicksals." Daher wehte also der Wind. Die große böse Katherine war im Grunde nur ein Opfer von Klaus gewesen. Wir bewegten uns in einem endlosen Teufelskreis der Gewalt. Esther erschuf die Vampirrasse, Klaus war hinter Katherine her und Katherine hinter meinen Brüdern und mir. Meine Brüder hatten im vergangenen Jahrhundert ebenso vielen Menschen das Leben zerstört.

,,Verschwinde."
,,Richte Stefan schöne Grüße aus", sagte die Doppelgängerin schadenfroh.
,,Das ist deine Entscheidung? Stefan?", versuchte ich eine Frage aufzuklären, die Katherine damals offengehalten hatte.

Ich wusste nicht, ob Katherine die Wahrheit sagte oder mir nur ein weiteres Mal verbal eins auswischen wollte- oder Stefan und Damon, deren Liebe zu Katherine bis in den Tod geführt hatte. ,,Es ist okay, sie beide zu lieben."

Mit diesen Worten verschwand sie.

Erst jetzt realisierte ich, wie heiß mir gewesen war. Meine Hände umfassten verkrampft den Saum meines Kleides. Die Anspannung fiel ab, als Katherine das Haus verließ. Sicherheitshalber sperrte ich die Tür ab, um die böse Doppelgängerin oder ein paar wütende Urvampire fernzuhalten. Es ergab keinen Sinn. Sie kamen jederzeit herein, das wusste ich. An Schlaf war auch nicht mehr zu denken. Ich war hellwach.

•••

Am späten Nachmittag des nächsten Tages hielt ich es nicht länger aus. Ich wollte mit Elijah sprechen - und sei es das letzte Mal.

Esther stellte sich zuerst quer, aber ich beharrte so lange darauf, bis sie mich eintreten ließ. Mit Sicherheit würde Finn uns belauschen, aber das spielte im Moment nur eine untergeordnete Rolle.

Die vier Urvampire hockten nach wie vor im Keller. Ein riesiger Salzkreis verhinderte einen Ausbruch. Und ja, das klang ebenso wenig beeindruckend, wie es aussah. Kol tappte unruhig von einer Seite auf die andere und schlug gegen eine imaginäre, unsichtbare Wand. Rebekahs Kopf ruhte auf Klaus Schulter, welcher einen Arm um seine Schwester legte und leise mit ihr sprach. Elijah stand aufrecht neben seinen Geschwistern. Meine Ankunft nahm er zur Kenntnis, sah es offenbar nicht als Anlass, irgendeine Reaktion darauf zu zeigen. Anders als Klaus, der drohend den Finger erhob. ,,Dass du es wagst herzukommen..."

,,Ich möchte mit Elijah sprechen. Allein."

,,Aber natürlich. Wir werden kurz woanders hingehen", entgegnete Rebekah ironisch. ,,Dein Gesicht ist das letzte, was ich am Ende meines Lebens noch sehen möchte."

Klaus und Rebekah beschimpften mich weiter und dachten sich dabei zugebenermaßen kreative Spitznamen und beängstigende Drohungen für mich aus.

,,Das reicht", sagte Elijah zu seinen Geschwistern.

Rebekah schmollte. ,,Lass uns den Spaß, Bruder."

,,Ich werde mit ihr sprechen." Elijah bedachte seine Geschwister mit einem strengen Blick.

Ich setzte mich vor den Salzkreis, bedacht, ihn nicht zu berühren. Aus meiner Tasche kramte ich einen Blutbeutel aus Stefans persönlichem Vorrat und warf ihn in dem Kreis. ,,Ein Friedensangebot."

Elijah führte den Beutel an seine Nase, um daran zu riechen. Dann nahm er einen großzügigen Schluck Blut und warf ihn Rebekah entgegen, die naserümpfend das Gesicht verzog. ,,Tierblut?"

Ich wusste, dass derartige Zauberbanne sich lösten, wenn menschliches Blut in den magischen Kreis tropfte. ,,Sei zufrieden damit oder lass es."

Elijah sank auf den Boden. Ein einsamer Tropfen Blut verirrte sich auf den Ärmeln seines schneeweißen Hemdes. Der Urvampir starrte auf den Fleck, zückte das Anstecktuch aus seinem Jackett und rieb über den Fleck.

,,Elijah?"

Elijah sah auf, stoppte aber nicht den Versuch, sein Hemd zu säubern.

,,Ich denke das reicht. Es ist nur ein Tropfen."

,,Warum bist du hier?", fragte er.

,,Gerade eben war Katherine bei mir... und ich habe realisiert, dass ich nicht sehr viel besser bin als sie."
Ich senkte den Kopf und zog die Beine an meinen Körper heran. ,,Nur macht sie kein Geheimnis darum, dass sie sich nur für sich selbst interessiert."

Elijah schwieg. Er hatte sich verdammt gut unter Kontrolle. ,,Ich mache dir keinen Vorwurf", sagte er dann zu meiner Überraschung. ,,Meine Mutter kann sehr überzeugend sein. Als du die Entscheidung getroffen hast, kanntest du mich kaum - und auch jetzt kennst du mich nicht. Und das was du weißt ist alles andere als positiv."

Mir fiel ein Stein vom Herzen. ,,Du... Du bist nicht sauer?"

Er schüttelte den Kopf. Ich verzichtete darauf, seine anderen Geschwister anzusehen, die zweifellos anderer Meinung waren. ,,Du bist eine weitere Schachfigur meiner Mutter, die dich mit verlockenden Versprechen in eine Falle gelockt hast. Weißt du was passiert, wenn ein Urvampir stirbt?"

Ehrlich gesagt dachte ich nie groß darüber nach. ,,Nein."

,,Ich auch nicht. Aber vergiss niemals, dass all das mit unserer Verwandlung begann. Jeder Vampir auf dieser Welt findet seinen Ursprung auf eine bestimmte Weise bei uns. Woher willst du wissen, dass es nicht auch mit uns endet?"

Jetzt wo er es sagte, ergab es Sinn. Esther sprach davon, ihren Fehler rückgängig zu machen. Ihre Kinder zu töten würde das Problem nicht bei der Wurzel packen, es sei denn...

Ich rappelte mich auf. ,,Ich muss etwas erledigen."

,,Alisa!" Ich blieb stehen. ,,Egal wie diese Geschichte endet, wirst du dir Feinde machen."

Whisper of Deathᵗʰᵉ ᵛᵃᵐᵖⁱʳᵉ ᵈⁱᵃʳⁱᵉˢWo Geschichten leben. Entdecke jetzt