Kapitel 14 🩸 Zeit vergeht, Liebe besteht

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ELIJAH

,,Ich kann sie nicht finden. Esther hat wahrscheinlich ihren Aufenthaltsort mit einem Zauber verschleiert", murmelte Bonnie frustriert, als der Aufspürzauber zum wiederholten Mal misslang. Die junge Hexe ließ Elijahs Hände los und die Kerzen erloschen. Das Wohnzimmer der Salvatores wurde in Dunkelheit getaucht.
Elijah machte sich langsam Sorgen un die Bennett Hexe. Ihm entging nicht, dass ihre Nase zu bluten begann.

,,Du brauchst eine Pause. Wir machen später weiter", entschied Elijah und bot der Hexe ein Glas Wasser an.

Bonnie lehnte ab. ,,Wir haben keine Zeit für eine Pause. Deine Mutter..."
,,...hat einen Dolch in den Bauch gestoßen bekommen. Sie muss erst zu Kräften kommen, bevor sie den Zauber durchführt", sagte Elijah. ,,Es nützt uns nichts, wenn du dich verausgabst."

,,Bonnie hat Recht. Wir haben keine Zeit für eine Pause. Jede Sekunde, die wir hier vertrödeln, steckt meine Schwester in Gefahr. Wir müssen es weiterhin versuchen", meinte Damon wenig hilfreich.

Elijah wusste, dass viel auf dem Spiel stand - unter anderem sein Leben. ,,Es ist sinnlos. Auf diese Weise werden wir meine Mutter niemals finden. Ich hatte die Hoffnung, dass ihre Zauberkraft nicht für einen beständigen Verschleierungszauber reicht, aber bedauerlicherweise lag ich falsch." Nachdenklich stand Elijah auf und ging durch den Raum. Die Diehlen unter seinen Sohlen Knarren leise.

Damon stellte sich ihm in den Weg und sah ihn herausfordernd an. ,,Dann hast du bestimmt eine andere hilfreiche Idee, nehme ich an."

,,Ist schon gut, Elijah. Ich werde das schaffen", sagte Bonnie und wischte mit ihrer Hand das Blut von der Nase.

Elijah schüttelte den Kopf und erwiderte Damons Blick. ,,Ich rate dir, dich nicht mit mir anzulegen. Nicht wenige haben einen Kampf verloren, weil sie sich maßlos überschätzt haben. Zufälligerweise..." An dieser Stelle folgte eine Pause, in welcher Elijah seine Gedanken sortierte. ,,habe ich einen anderen Vorschlag. Es wird uns zwar nicht gelingen, meine Mutter zu finden, aber Finn..."

,,Ist auf magische Art und Weise mit dir verbunden", fiel Damon ihm ins Wort und vervollständigte genau das, was Elijah dachte. Er nickte.

,,Bonnie wird es nicht schaffen, Finn direkt aufzuspüren. Aber ich kann versuchen, in seinen Kopf zu kommen. Auch aus dieser Entfernung dürfte das mit etwas Nachhilfe möglich sein."

,,Von mir aus", gab Damon nach.

•••

Zwanzig Minuten später lag Elijah auf dem Sofa, fest entschlossen einen Versuch zu wagen. Für Alisa und für seine Geschwister.

,,Ich weiß nicht, ob das funktionieren wird. Das ist verrückt", murmelte Bonnie, als sie eine Hand auf Elijahs Stirn legte. Der Urvampir schloss die Augen. Er hatte Bonnie genaue Anweisungen gegeben. Sie musste in seinen Kopf eindringen, die Verbindung der Urvampire finden, Finn aus seinen Geschwistern herausfiltern und Elijahs Geist ermöglichen, in Finns Kopf einzudringen. Es war komplex, aber nicht unmöglich.

Zuerst war da gar nichts. Nur Leere und Dunkelheit. Nichts.
Und dann strömte alles gleichzeitig auf ihn ein. Durcheinander, wir ein verworrenes Fadenknäuel. Die Erinnerungen all seiner Geschwister. Die Einblicke waren kurz und liefen wie ein Film, gutes und grausames zugleich. Fast glaubte er, jedes Glücksgefühl, jeden Schmerz und all die Emotionen seiner Familie zu spüren, die sich ein Jahrtausend lang angestaut hatten. Er war überall und nirgendwo.

Elijah konzentrierte sich und versuchte die Erinnerungen auszublenden, die nicht von Finn stammten. Die Bilder wurden langsamer, klarer. Und dann schien Elijah plötzlich dort zu sein, wo er hinwollte: in Finns Geist.

Auf der Wiese hinter den Häusern grasten Pferde. Der angrenzende Wald umschloss das Gelände. Im Gras hockte eine Frau, die Elijah nur von hinten sah. Ihr rotes Haar leuchtete in der Sonne, während sie nach und nach eine Blume aus dem Korb neben ihr nahm und eine Kette daraus band. Die Frau brauchte ihr Gesicht nicht zu zeigen, Elijah erkannte sie mühelos: Es handelte sich um Finns Freundin Sage. Der Urvampir hatte ewig nicht mehr an sie gedacht, aber sein Bruder war besessen von ihr gewesen. Warum dachte Finn ausgerechnet jetzt an sie? Diese Erinnerung war Jahrhunderte alt.

,,Sage?", hörte er die Stimme seines Bruders. ,,Ich wusste, dass ich dich hier finde."
Finnland lächelte. Das hatte Elijah schon sehr lange nicht mehr gesehen.

Sage erwiderte sein Lächeln und stand auf. ,,Wie findest du meine neue Kette?" , fragte sie und legte die Blumen um ihren Hals. ,,Steht sie mir?"

,,Du siehst aus wie eine Prinzessin", erwiderte Finn und legte einen Arm um Sage. Die beiden schienen Elijah nicht zu bemerken. Vorsichtshalber hielt er sich trotzdem im Hintergrund.

Sage lachte, als habe Finn gerade einen guten Witz gemacht. ,,Ich bin vieles, aber keine Prinzessin. Deine Geschwister können mich nicht ausstehen. Rebekah meinte, ich sei eine einfache Bauernnutte."

,,Hör nicht auf sie. Meine Geschwister, insbesondere Rebekah und Niklaus, haben keine Manieren. Sie sind wild, arrogant und verstehen nichts von Liebe."

Elijah hatte nicht gewusst, dass sein älterer Bruder ein solcher Romantiker sein konnte. Finn und Sage gingen gemeinsam über die Wiese.

,,Werden wir uns jemals wiedersehen?" , fragte Finn nachdenklich.

Sage legte den Kopf schief. ,,Wovon sprichst du? Ich bin doch hier, mein Liebster"

,,Du verstehst das nicht. Wenn ich nur wüsste, dass du noch am Leben wärst, dann... dann hätte ich vielleicht einen Grund, weiterzuleben."

Das Bild flackerte, als würden Finns Erinnerungen instabil werden und zusammenbrechen. Elijah hatte ohnehin den Eindruck, dass Finns Zwiespalt Realität und Vergangenheit miteinander vermischte.

Sage löste sich in Luft auf.

,,Da hast du ihn doch: Deinen Grund, um am Leben zu bleiben", sagte jemand, dessen Stimme mir sehr bekannt vorkam. Finns Geist produzierte kein Bild von ihr, aber Elijah war sich sicher, dass es Alisa war.

,,Sei still!", fuhr er sie an. ,,Das ist neunhundert Jahre her! Ich weiß nicht einmal, ob sie noch lebt!"

,,Und wenn du dich opferst, wirst du es nie erfahren. ,,Weißt du, was wahre Liebe ist?"
Finn schwieg.
,,Wahre Liebe ist, wenn man um sein Glück kämpft. Vielleicht ist Sage schon lange tot, aber das wirst du erst herausfinden, wenn du dein Glück selbst in die Hand nimmst."

•••

Mit einem Mal wurde Elijah aus Finns Geist geschleudert. Er öffnete die Augen und sah in das Gesicht Bonnies. Sie hatte die Verbindung nicht mehr länger aufrecht halten können, aber Elijah hatte alle Informationen, die er brauchte.

,,Und? Wo sind sie?", fragte Damon direkt.

,,Ich weiß es nicht. Aber ich habe etwas anderes erfahren."

,,Großartig", sagte Damon augenrollend. ,,Bonnie hat sich verausgabt, nur um bei deiner Rückkehr zu erfahren, dass du keinen blassen Schimmer hast, wo meine Schwester ist. Hast du dich wenigstens im Kopf dieses depressiven Selbstmordopfer wohlgefühlt?"

,,Ihr jungen Vampire seid arrogant und voreilig. Ich weiß, wie wir Finn auf unsere Seite ziehen können. Wir brauchen dazu nur eine alte Liebesgeschichte wiederzubeleben."



Whisper of Deathᵗʰᵉ ᵛᵃᵐᵖⁱʳᵉ ᵈⁱᵃʳⁱᵉˢजहाँ कहानियाँ रहती हैं। अभी खोजें