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                     Franco's Sicht:
Als Jacky und Elly gegangen waren, schrieb mir ein Kollege ob ich seine letzten Stunden Schicht übernehmen könnte da er einen familiären Notfall hatte, obwohl ich müde war und ehrlich gesagt keine Lust hatte stimmte ich zu. So zog ich mich kurz um und ging dann zurück zur Wache.

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Die erste halbe Stunde lief ruhig ab. Ich unterhielt mich mit den anderen aus der WG, außer Jacky waren alle da. Paula und Alex kamen grade von einem Einsatz als unsere Handys plötzlich klingelten. Verwundert griff ich nach meinem Handy und öffnete es. Eine neue Nachricht in der WG-Gruppe. Die konnte ja nur von Elly oder Jacky kommen. Ich öffnete die Nachricht es war ein Standort. Hä? 'Elly schreibt...', stand darunter. Plötzlich verschwanden diese Worte und wurden durch ein 'H' ersetzt. Dann ging Elly offline. "Was hat das zu bedeuten?", fragte Paula, ich schaute auf, die anderen hatten auch ihre Handys rausgeholt und sahen sich fragend an. Ich versuchte Elly anzurufen, aber es brach sofort ab. "Sie geht nicht dran", stellte auch Phil fest. "Wieso 'H'?", fragte Alex. Ich ging auf den zuvorgeschickten Standort. Er war irgendwo mitten im Wald. "H für Hilfe?", sagte Phil plötzlich. "Das könnte sein, ich hab ein ungutes Gefühl wir fahren da jetzt hin, irgendwas muss passiert sein!", sagte ich entschlossen und wir standen auf. Auf dem Weg zum RTW versuchte ich Jacky zu erreichen, bei ihr klingelte es aber auch sie ging nicht dran. Warum hatte eigentlich nicht sie uns alarmiert? War etwas mit ihr passiert?
Wir stiegen in die RTWs, ich war mit Paula in einem und im anderen Phil mit Alex. Wir fuhren mit Blaulicht und Martinshorn zu dem Wald. Wir parken nicht weit weg von dem Standort entfernt und stiegen aus. Der Standort war nicht auf dem Weg sondern irgendwo mitten im Wald. Ich ging einfach blind drauf los, die anderen folgten mir. "Elly? Jacky?", rief ich. Es dauerte nicht lange bis wir zu einer Lichtung kamen. Zwei Menschen waren zu erkennen. Eine liegende und eine sitzende. Die sitzende war Elly und die liegende war-warte mal das war nicht Jacky, war das nicht Luna?! Paula und ich tauschten irritierte Blicke aus. "Wir gehen zu Elly, ihr kümmert euch um Luna", sagte ich zu den anderen und steuerte mit Paula auf Elly zu, die einfach nur da saß, sie schien uns nicht bemerkt zu haben und auch als wir näher kamen reagierte sie nicht. Was war nur passiert? "Elly", sprach ich sie besorgt an und kniete mich zu ihr runter. Sie starrte weiterhin ausdruckslos ins Leere. Sie war kreidebleich und zitterte.
"Elly schau mich mal an", sagte Paula doch sie reagierte nicht. "Elly?", sprach ich sie wieder an, wieder keine Antwort. "Schock", sagten Paula und ich fast gleichzeitig. Ich griff nach ihrer Handgelenk, Paula nach dem anderen. Ihr Puls raste. Ihre ganze Hand war voller Blut. Woher kam das ganze Blut? Ich schaute mir ihre Hand genauer an als ich feststellte das ihr Zeigefinger fehlte. Paula sah es anscheinend auch, sie sah genauso schockiert aus wie ich. Kein Wunder das Elly unter Schock stand. Ich griff nach ihrer eiskalten Hand während Paula sofort einen Druckverband auf die stark blutenden Wunde machte. "Elly alles wird gut", sagte ich zu ihr und versuchte mir ein Überblick zu verschaffen.
Elly starrte weiter ausdruckslos auf einen unbestimmten Punkt, ich begann auf sie einzureden.
Man hörte von der Seite plötzlich Schreie. Paula und ich schauten in die Richtung. Sie kamen eindeutig von Luna. Als ich wieder zu Elly schaute merkte ich das sie ihren Kopf auch zu Luna gedreht hatte. "Elly sieh mich an", versuchte ich es, während Paula ihr einen Zugang legte. Elly begann sich langsam umzuschauen. Ich versuchte mit ihr zu reden aber sie wirkte so als würde sie mich überhaupt nicht hören. Sie drehte ihren Kopf kurz zu mir, dann wieder zu Luna und dann wieder wo anders hin. Ich nahm wieder ihr Handgelenk während Paula ihr etwas durch den Zugang gab und ihr ein EKG anlegte. Ihr Puls war zu hoch und ihr Blutdruck zu tief.
Elly begann sich panisch umzuschauen. Dann schaute sie auf ihre verbundene Hand durch den man schon das Blut durchdringen sehen konnte. Nicht gut. Elly machte Anzeichen zum aufstehen, während Paula nach dem fehlenden Finger schaute. "Elly bleib sitzen", sagte ich zu ihr und versuchte Blickkontakt zu ihr herzustellen was sich als ziemlich schwer herausstellte. "Ich hab den Finger", sagte Paula nach wenigen Sekunden. "Gut, dann geh schnell zum RTW zurück und hole auch die Trage", sagte ich zu Paula. "Mach ich", antwortete und verschwand schnell wieder in die Büsche, die die Lichtung umschloss.
Elly wurde unruhiger und deutlich nervöser. Ich versuchte mit ihr zu kommunizieren, über Stimme und Berührungen aber es war so als wäre ich gar nicht da. Sie wurde auch noch eine Spur blasser und schloss immer länger die Augen. "Elly, leg dich mal hin, kannst du mir bitte sagen was passiert ist und wo du Schmerzen hast?", fragte ich sie, legte ihr eine Hand an den Rücken und drückte sie mit der anderen sanft auf den Rücken. Sie leistete kaum Wiederstand. Ich brachte sie in Schocklage und machte schnell einen Bodycheck bei dem ich außer Schürfwunden und dem Finger nichts schlimmeres erkennen konnte. Paula, die den Finger versorgt hatte, kam ohne Trage wieder. "Die Trage habe ich nicht hier herbekommen, hast du geschaut ob sie irgendwelche weiteren Verletzungen hat?, ich habe schon im Krankenhaus bescheid gesagt", erklärte sie. "Gut, es scheint bis auf den Finger und ein paar Schürfwunden und Hämatomen körperlich alles gut zu sein. Sie hat aber noch nichts gesagt und reagiert immernoch nicht richtig. Ich werde sie zum RTW tragen", antwortete ich und stand auf. "Okay gut, wir müssen uns beeilen", sagte Paula. Ich nickte, nahm Elly dann vorsichtig auf den Arm und brachte sie zum RTW. Sie so zu sehen brach mir mein Herz. Was war nur passiert? Und wo war überhaupt Jacky?
Ich legte Elly auf die Trage. Sie hielt sich leicht an meiner Jacke fest als ich sie runterließ. "Alles wird gut, du kommst jetzt ins Krankenhaus", erklärte ich ihr, während sie sich etwas umsah. Ich strich ihr ein paar Haare aus ihrem  Gesicht kalter Schweißperlen zierten ihre Stirn, ich brachte sie erneut in Schocklage und schloss sie erneut ans EKG an, das bei dem Hertragen etwas abgegangen war. Ihr Blutdruck war immernoch zu niedrig, ihr Puls raste dafür. "Ich gebe dir für den Blutdruck", sagte ich zu der immernoch abwesenden Elly, während Paula ihr eine Infusion fertig machte. "Gleich wird es dir besser gehen", sagte sie zu ihr und strich ihr über den Arm, bevor ich mich an ihrem Zugang zu schaffen machte und ihr was spritzte. Elly schaute mir dabei zu. Man konnte von draußen jemanden schreien hören. Ich vermutete das es Luna war, Schreie waren besser als Stille.
"Wo...?", kam es plötzlich leise von Elly.
Ich schaute wieder zu ihr. Sie schaute sich um. "Du bist in einem RTW, weißt du was passiert ist?", fragte ich sie. Ich warf kurz einen Blick auf das EKG die Werte hatten sich etwas verbessert. "Warum?", fragte sie uns. "Das fragen wir uns auch, du hast eine Verletzung an der Hand", erklärte ich ihr. Sie schaute zu ihrer Hand die in dem Druckverband steckte. Plötzlich rieß sie Augen auf. "Nein", murmelte sie, keine Sekunde später meldete sich das EKG. "Nein", sagte Elly lauter. Tränen schossen ihr in die Augen. Ihre Werte schossen in die Höhe. "Elly ganz ruhig, atme mal ganz ruhig ein und aus", versuchte ich sie zu beruhigen. Aber da ging gar nichts mehr, sie begann stark zu zittern, Tränen schossen ihr in die Augen. Paula zog schnell ein Beruhigungsmittel auf, als Elly schon die Augen schloss und das Bewusstsein verlor. "Hey Elly, Augen auf", sagte ich und versuchte sie wieder zu Bewusstsein zu bekommen, während Paula ihr schnell das Beruhigungsmittel gab. Doch Elly rührte sich nicht mehr. Ihr Blutdruck war wieder deutlich zu niedrig. Ihre Werte wurden katastrophal. Das EKG piepte wie verrückt. Paula und ich gaben alles um Elly halbwegs stabil zu bekommen, was gar nicht so einfach war.
Langsam aber sicher wurden die Werte besser, ihr extrem hoher Puls sank langsam wieder, ihr Blutdruck stieg leicht und ihre Sauerstoffsättgung wanderte Richtung grünen Bereich. Ich war darüber mehr als froh, auch Paula sah erleichtert aus. Wir starrten beide auf das EKG, dass sich verbesserte. "Das war knapp", sagte Paula, immernoch mit dem Blick aufs EKG. Ich nickte nur, innerlich hatte ich wirklich für ein paar Sekunden gedacht das wir sie verlieren, so wie die Werte waren. Ich nahm Elly's 'gesunde' Hand in meine, sie war kalt. "Ich gehe vor okay?", sagte Paula als ich zu ihr schaute. Ich nickte nur. Zu mehr war ich grade nicht fähig. Paula wartete noch kurz ein paar Sekunden bevor sie nach vorne ging und wir wenig später mit Blaulicht und Martinshorn zum Krankenhaus fuhren.

Gefunden und doch verlorenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt