Kapitel 4

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Nach dem Frühstück machte ich mich ohne Umwege auf den Weg in die Küche. Die meisten Angestellten in der Küche verbeugten sich nur leicht vor mir und gingen dann wieder ihrer Arbeit nach, doch ein Mädchen mit langen hellblonden Haaren und warmen braunen Augen kam auf mich zu, als sie mich bemerkte.

„Du warst ja schon ewig nicht mehr hier", begrüßte Stella mich freudig. Sie war die Schwester von Amanda und meine beste Freundin, ich konnte sie sogar überreden mich zu duzen. „Tut mir leid, ich hatte viel um die Ohren", entschuldigte ich mich bei ihr. „Kein Problem. Wollen wir vielleicht draußen weiterreden? Ich glaube ich werde hier drinnen erstmal nicht gebraucht", meinte Stella. „Solange du in einer halben Stunde wieder da bist", erwiderte die Köchin streng und ließ uns ziehen. 

„Gehen wir zu den Ställen?", fragte Stella und ich nickte zustimmend. „Okay, du musst alles erzählen", forderte sie mich auf. „Es ist schrecklich. Ich will das alles doch garnicht und heute Abend ist auch noch dieser Ball bei dem auch das Königspaar von Maraud kommt", fing ich an zu erzählen. „Manchmal bin ich echt froh, dass ich nur in der Küche arbeite", meint Stella und sah mich mitleidig an. „Aber ist der Prinz wirklich so schlimm wie du dachtest?" „Schlimmer. Prinz Ares ist ein arroganter Idiot", machte ich meinem Zorn Luft. Stella lachte. „Du Arme, so schlimm kann er dich gar nicht sein, er ist doch ein Prinz", sagte sie dann. „Oh doch, wenn du wüsstest. Wir können gerne tauschen", bot ich ihr an. „Ich glaube, ich bleibe doch lieber in der Küche", lehnte sie lachend mein Angebot ab. „Aber was ist denn genau so schlimm? Er kann doch nicht nur schrecklich sein." „Doch. Ah, ich weiß auch nicht, aber er ist einfach so...so...", regte ich mich auf. „Wie man sieht, scheint er dich einfach aufzuregen", stellte Stella immer noch lachend fest. „Das ist nicht lustig!", blaffte ich sie an. Natürlich meinte ich es nicht wirklich so und war Stella keines Wegs böse, aber wie konnte sie das lustig finden? 

„Ich finde es nur lustig, wie ein Typ dich so aufregen kann", meinte sie. „Du musst ja auch nicht den Rest deines Lebens mit dem Idioten verbringen", entgegnete ich und sie wurde wieder ernst. „Ich will nicht, dass du weg gehst und heiraten musst. Das passt doch absolut nicht zu dir", fand sie. „Ich weiß, ich will es ja wirklich auch nicht, aber wie mein Vater immer sagt, es ist zum Wohl des Volkes und das stimmt ja auch, ich mein jeden Tag sterben mehr Menschen am Hunger, aber warum muss es ausgerechnet mich treffen? Estelle wäre wahrscheinlich die viel bessere Königin gewesen oder Constance...", meinte ich. „Ja, du hast absolut Recht. Ich kann mir dich nicht wirklich als Königin vorstellen. Estelle schon, aber Constance irgendwie auch nicht. Also versteh mich nicht falsch, du wärst bestimmt eine gute Königin, aber irgendwie passt das nicht richtig. Du gehörst in eine Bibliothek oder in den Stall, wo dir niemand vorschreibt, was du zu tun hast und was nicht", stimmte Stella mir zu. 

Ich konnte ihr nur recht geben, ich wollte die Krone nicht, ich wollte...ich wusste selber nicht, was genau ich wollte, aber ganz sicher wollte nicht zwangsverheiratet werden mit einem arroganten Prinzen in dessen Königreich es ein angesehenes Hobby war, Hexen zu jagen. Wenn mir dort irgendein Fehler unterlief, war ich tot.

„Ich muss wieder in die Küche, tut mir leid, aber wenn du nochmal reden willst, komm einfach runter", verabschiedete Stella sich von mir. „Mach ich", antwortete ich. „Vielleicht solltest du noch eine Runde reiten, dann kommst du auf andere Gedanken", schlug sie vor und ging wieder in Richtung Schloss. Eigentlich keine so schlechte Idee, dachte ich und ging das letzte Stück zum Stall runter. 

Im Stall schlug mir der angenehme Geruch nach Heu und Pferd entgegen. Zielstrebig lief ich durch die große, lichtdurchflutete Stallgasse, zur Box meiner Friesenstute Midnight und sie begrüßte mich freudig. „Tut mir leid, dass ich solange nicht mehr bei dir war", entschuldigte ich mich bei ihr und öffnete die Tür zu ihrer großen Box. Midnight war wunderschön mit ihrem schwarz glänzendem Fell und der langen, welligen Mähne. So war die Ruhe in Person und super zuverlässig, bei ihr musste ich mich nicht verstellen und konnte mich beruhigen wie niemand anderes. 

„Lust auf einen kleinen Ausritt?", fragte ich sie und sie stieß ein zustimmendes Brummeln aus. Ich führte sie aus der Box und nahm ihr das Halfter ab. Am liebsten ritt ich ohne Sattel, Trense oder sonst irgendwas. Ich führte sie zu einer Holzkiste, benutzte sie als Aufstiegshilfe und schwang mich auf Midnights Rücken. 

„Willst du wirklich in dem Kleid ausreiten?", fragte eine Bekannte Stimme hinter mir. Verfolgte der mich eigentlich? Erst war er in der Bibliothek und jetzt auch noch im Stall. Langsam drehte ich mich um und wie erwartet stand Prinz Ares wenige Meter hinter Midnight und mir. 

„Problem damit?", entgegnete ich genervt. „Ich nicht, aber dein Vater bestimmt", meinte er. „Mein Vater ist nicht hier und keine Sorge, ich habe noch massig genug andere Kleider", gab ich zurück. „Wenn du mich jetzt entschuldigen würdest", sagte ich, trieb Midnight an und ließ den Prinzen stehen.

Der konnte mich mal. Das Kleid war mir absolut egal. Ich überließ Midnight die Führung und sie lief in einem gemütlichem Galopp Richtung Wald. 

Eigentlich durfte ich nicht ohne zu fragen und ohne Begleitung ausreiten, aber Vater hatte gesagt, bis zum Nachmittag konnten wir machen was wir wollten, also kümmerte ich mich nicht weiter darum. Ich war sowieso am liebsten alleine mit Midnight. Da sagte niemand, dass es sich nicht für eine Prinzessin gehörte ohne Sattel und Trense zu reiten oder dass ich mir lieber ein fürs Reiten geeignetes Kleid anziehen sollte. Ich seufzte laut und versuchte endlich mal an nichts zu denken. Ich trieb Midnight weiter an und sie fiel in einen schnelleren Galopp. Ich atmete tief ein und sog den Moment in mir auf. Tief über Midnights Hals gebeugt jagten wir durch den Wald und endlich fühlte ich mal wieder frei. Ich richtete mich auf, streckte meine Arme aus und legte den Kopf in den Nacken. Winzige Funken stoben aus meinen Fingerspitzen, doch weder mich noch Midnight störte es. Mittlerweile war sie an meine Magie gewöhnt und hier mitten im Wald brauchte ich mich nicht darum zu kümmern, ob mich jemand sah, wir waren ganz allein. Nur meine Stute und ich und ich wünschte mir, wir könnten für immer den Waldweg entlang galoppieren.


Hey!

Erstmal danke, dass ihr überhaupt bis hierhin gelesen habt <3. 

Ich wollte euch einfach mal fragen, wie euch die Geschichte bisher so gefällt.

Habt ihr schon Lieblingscharaktere, wenn ja welche?

Hättet ihr Verbesserungsvorschläge (Story, Schreibstil, Kapitellänge, Storytelling, Charaktere...)?

Ich würde mich über euer Feedback freuen.

Habt noch einen tollen Tag.

LG Aesthetic_writer

Queen of Ash and FireWhere stories live. Discover now