KAPITEL 18

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KAPITEL 18


POV:Hicks

Wir sind schon eine Weile unterwegs. Irgendwie ist die Stimmung heuteschlechter als sonst. Selbst Meela, die sonst meist viel lacht undlebensfroh wirkt und ruhig und sitzt starr auf Midnight. Ich machemir Sorgen, was ihr durch den Kopf geht. Ich bin aber zu müde umviel darüber nachzudenken. Ich lege mich nach hinten rum aufOhnezahn. Wie weit wir wohl heute kommen?

Ich schließe meine Augen und begebe mich in das Reich der Träume.

Als Ich aufwache muss eine lange Zeit vergangen sein, weil ich habhöllischen Hunger. Ich hole noch das Stück Brot raus, was ich heutemorgen in meine Tasche gesteckt habe. Ich schaue mich nach denanderen um. Viele Schlafen, aber die Stimmung ist nicht besser. Meelasitzt noch genauso da, wie vorher. Ich wünschte ich wüsste was inihr vorgeht. Sie wirkt nicht so, als würde sie mit mir reden wollen,da sie sehr weit vorne fliegt. Ich lasse ihr lieber ihre Zeit.

In meinen Gedanken bemerke ich erst spät, dass uns zwei großeDrachen entgegen kommen. Meela scheint beruhigt, also sicher keineFeinde. Sie sind sehr groß und haben riesige Flügel, praktisch ihrganzer Körper sind die Flügel. Sie scheinen keine Beine zu haben.Trotzdem sind sie recht stark gebaut. „Vielen Dank euch beiden. Hateuch Tim geschickt?", höre ich Meela mit ihnen reden. Sie schicktdie Drachen zu uns rüber. „Hier ihr werdet mit euren Drachenzusammen auf ihnen reiten. Die beiden können euch locker tragen undwir wären bedeutend schneller. Leider sind wir heute morgen sehrspät los und müssen dies jetzt nutzen um rechtzeitig anzukommen.".Ich schaue genauso verwirrt, wie die anderen. Ich wollte noch fragen,was das für Drachen sind, aber Meelas stimme lies praktisch keineFragen zu. Also tun wir alle das was sie sagte und teilen uns auf diezwei Drachen auf. Sie hat recht, kaum angekommen legen die Dracheneinen ordentlichen Zahn zu und wir sind deutlich schneller unterwegsals davor. „Wisst ihr was mit ihr los ist?", fragt Fischbeinvorsichtig, während er Richtung Meela zeigt. Auch ihm ist ihreStimmung aufgefallen. „Frauen halt hab ich Recht?", sagtRotzbacke. „Ist was zwischen euch vorgefallen Hicks? Gestern alsihr unterwegs wart?", fragt mich Astrid vorsichtig. Ich zuckekopfschüttelnd mit den Schultern. „Ich wüsste nicht was...".Gestern ist zwar viel zwischen uns passiert, aber ich denke nicht,dass es der Auslöser ist. Oder doch? Hat sie es erst nicht gezeigt,aber habe ich sie verschreckt? Denkt Sie, ich will was von ihr unddeswegen weist sie mich ab? Die anderen scheinen auch ratlos.„Wenigstens haben wir durch die großen hier noch einen Tag Pause",sagt Fischbein. „Hey Fischbein, weist du welche Drachen das sind?".„Nein sie wirken ähnlich wie der Holzklau, aber deutlich größerund viel massiger. Ihr Kopf sieht interessant hat, sie haben langeHörne, die fast bis zu uns reichen." „Und keine Beine..", gebeich dazu. „Falsch, schau", er zeigt zu dem neben uns, „Siehaben ganz kurze Beine". Er hat recht, sie haben winzige Beine imVergleich zu ihrem Körper. „Wow, stimmt.". „Ja und ihreSchuppen sind recht großflächig, wie wir sehen. Sie sind fast ganzschwarz und dunkelrot, was für einen dunkeln Lebensraum spricht".Ich überlege, ob ich so ein Wesen jemals schon gesehen habe, abernein. „Wenn wir jetzt schon so viele neue Drachen sehen, was wirddann noch auf uns warten?!", sagt Fischbein aufgeregt. Ich stimmeihm zu. Ich kann mich gerade nur nicht über die Vorstellung vonneuen Drachen freuen, da ich mir mehr Sorgen um Meela mache. Ich habesie noch nie so down gesehen. Während ich nachdenke, schaue ich wieuns die Drachen scheinbar mühelos über den Ozean tragen.Wunderschöne Tiere die beiden. Midnight muss jetzt auch schnellerfliegen, was ihr natürlich auch mühelos gelingt. Sie zu fliegen warecht ein Erlebnis, dabei auch sehr beeindruckend. Es würde michfreuen, wenn ich die Möglichkeit nochmal bekommen würde. AufOhnezahn fühle ich natürlich sicherer und deutlich besser, aber aufMidnight fühlte man sich irgendwie so besonders und stark. Ich kannes kaum in Worte fassen.


Der Flug heute vergeht gefühlt schneller als die letzten, aberfüllt sich auch bedrückender an. Ich hab kein Wort mit Meelagewechselt, sie auch mit keinem von uns. Die Sonne geht schon beinahrunter und wir sind immer noch auf den Drachen, dieerstaunlicherweise immer noch nicht müde erscheinen. Ich hab nocheinpaar mal geschlafen und wir haben schon gemeinsam was gegessen.Meela hat weder gegessen noch geschlafen noch hat sie einePinkelpause gemacht, sie start nur nach vorne. Ich mache mir echtGedanken. Ich fasse den Mut mal nach ihr zu sehen. Ich steige aufOhnezahn „Komm wir schließen zu ihr auf", sage ich zu ihm undwir heben vom Drachen ab. Ich reihe mich neben Midnight ein. „Na?Wie geht's dir?", frage ich vorsichtig. Wie als hätte ich sieaus ihren Gedanken gerissen zuckt sie kurz zusammen. „Ja... Ja machdir keine Gedanken mir geht's super", sie lächelt mir halbherzig entgegen. Das bestätigt eindeutig, dass es ihr nicht gutgeht. „Du musst nicht mit mir reden, aber ich merke, dass es nichtstimmt. Ist es wegen mir? Wegen gestern?". „Was nein....nein".„Ich kann dich so nicht alleine lassen, dass ist dir klar oder?".Daraufhin lächelt sie kurz. „Und was machen wir jetzt dagegen?"„Alsoooo du könntest mir erzählen was los ist und ich kann dirhelfen oder ich spring rüber auf Midnight und zwinge dich". „Dudenkst also, du würdest das schaffen?". Sie fordert mich alsoheraus. „Dann schau mal her!" auch wenn ich weiß, dass Midnightmich wahrscheinlich nicht rauf lässt und ich runterfalle, muss iches machen. Es wird sie sicher zum lachen bringen. Also stelle ichOhnezahn auf Alleinflug und stehe auf, nehme Anlauf und springerüber. Überraschender Weise lässt mich Midnight auf sie. „Nasiehst du!". „Beeindruckend". „Jetzt musst du mit mir reden".Ich setze mich hinter sie. Sie dreht sich um. „Es ist schwierig zusagen. Ich hab die letzten Tage mich wieder so frei und fröhlichgefühlt. Das ist auch gut. Da wo wir hinfliegen wird sich das aberändern. Meine Mutter ist jetzt schon wütend und ihr werdet michwahrscheinlich eine Woche kaum sehen. Ich verliere meine Freiheitjedes mal wenn ich zurück komme und jedes mal fällt es mirschwerer. Ich weiß, dass es meine Pflicht ist und das es wichtig istwas gegen Dracoran zu unternehmen, aber ich will eigentlich nur durchdie Gegend fliegen und Abenteuer erleben weißt du?". Jetztverstehe ich. Ich weiß, was das für ein Gefühl ist. „Ja ichverstehe dich. Ich fühle mich auch immer eingeschränkt weil ich derSohn des Häuptlings bin. Leider gibt es dafür keinen richtigenRatschlag. Du musst nur daran denken, dass du niemals deine Freiheitganz verlierst. Sie wird immer in dir sein". „Ja ich weiß. Ichwürde manchmal trotzdem gerne einfach weg bleiben...". „Aber daskannst du nicht... ich weiß". Sie schaut betrübt nach unten...ich weiß auch nicht mehr, was ich dazu sagen soll. Ich kann jetztmehr verstehen, wie sie sich fühlt, aber ich kann ihr nicht helfen.Ich umarme sie. Dabei sehe ich hinten einen weiteren Drachenankommen. Er ist auch relativ groß, aber nichts im Vergleich zu denanderen beide. Er wirkt sehr massig dabei, aber nicht so rund wie einGronckel sondern eher sehr muskulös. Furchteinflößend ist erjedenfalls. Ich weiße Meela auf den Drachen hin. Daraufhin fängtsie an zu grinsen??? Was? „Du hast uns gefunden!", ruft siefreudig dem Drachen entgegen. Sie steht auf und nimmt Anlauf.Daraufhin springt sie von Midnight runter dem Drachen entgegen. Sielandet auf der blauen felsigen Haut des starken Drachens und fälltdabei umarmend auf einen jungen Mann drauf. Er dürfte in meinemAlter sein. Ich erkenne von hier nicht viel, aber er wirkt ähnlichwie sein Drache, stark und muskulös. „TIM!!", ruft sie freudig.Das ist also Tim. Sie liegt auf ihm und umarmt ihn fest. Ichversuche, dass mich dieser Anblick nicht eifersüchtig macht, aber esist schwer. Die beiden stehen auf und ich springe auch wieder rüberauf Ohnezahn. „So Leute, dass hier ist Tim. Ein sehr guter Freundvon mir. Sein Drache heißt Brocken, man erkennt glaube wieso",lacht sie. „Und Tim das hier sind Hicks und Ohnezahn, Astrid undSturmpfeil, Fischbein und Fleischklops, Raff und Taffnuss mit Kotzund Würg und schlussendlich Rotzbacke und Hakenzahn." Er schautuns an und nickt uns zu. „Interessant, dass du immer neue Leutemitbringst, wenn du einmal lange weg bist.", er lacht, seine Stimmeklingt tief aber melodisch. „Ein Nachtschatten interessant... Etwaein Männchen?", schaut er zu mir. Ich will gerade antworten, daübernimmt Meela das Wort. „Nicht nur ein Nachtschatten?! Erkennstdu ihn nicht wieder?". „Ist das etwas Chip? CHIP du lebst!", erscheint auch sehr fröhlich darüber zu sein. Ohnezahn reagiertungeduldig unter mir, als würde er sich genauso freuen ihn wieder zusehen. „Tim hatte Chip damals ausgebildet", erklärt Meela mir.Meine Eifersucht wird noch größer, selbst Ohnezahn liebt ihn jetzt?„Also ich will mich nochmal richtig vorstellen", verkündet erund fliegt in die Mitte, während Meela wieder auf Midnight springt.„Ich bin Tim Roughflame. Ich bin ausgebildete Wache von Wrivaria.Genauer genommen diene ich der Königsfamilie...", er wird vonMeela Blick unterbrochen. „Und bin der beste Freund eurer Meelahier und wahrscheinlich der Grund, dass sie all ihre Dummheiten nochüberlebt hat", beendet er sein Vorstellen mit leichten Lachen.„Hey Midnight ist da eher der Grund!", ruft sie. Er lacht. Wasein Angeber, denke ich mir. Ich schaue mich zu meinen Freunden um. Naklar, die Mädels schauen ihn fast alle verliebt an. Selbst Fischbeinscheint fasziniert. Ja ich muss zugeben, er sieht schon gut aus...Wahrscheinlich deutlich besser als ich... er ist muskulös und mutig.Ein richtiger Mann eben... ein richtiger Wikinger. „Was zum istWivaria?", fragt Rotzbacke ihn. „Naja dahin sind wir unterwegs.Mein Heimatsort. Königreich Wivaria!", antwortet Meela, währendTim wieder nach vorne zu ihr aufschließt. „Apropos, wir müssennoch einen Halt einlegen Tim. Morgen geht es dann über die Berge".„Wir können da unten halten, da sind wir relativ geschützt, aberes muss trotzdem die Nacht wache gehalten werden". Er zeigt aufeine kleine Höhle im Fuß eines noch im Nebel versunkenes Berges.Wir stimmen dem Plan zu und bauen unser Lager in der Höhle auf. „Wasist eigentlich mit deinem Bein?", höre ich Tim Meela besorgtfragen.

Ein mysteriöses MädchenWhere stories live. Discover now