02 - one for the mockingbird

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"Don't be fooled by those who feed you words
They just twist and tighten up the tourniquet
But the sweetest song of all the mocking-birds
Couldn't hope to match one note of any song we played."
cutting crew - one for the mockingbird

-✷-

Nell betrat den im Dunkeln liegenden Trailer. Der Wagen ihres Vaters war noch nicht da. Wahrscheinlich macht er wieder Überstunden. Im Dämmerlicht des Tages stapfte sie in die Küche und zog die Tür vom Kühlschrank auf. Darin herrschte gähnende Leere. Genervt mache sie sich deshalb eine Schüssel Cornflakes und verzog angewidert das Gesicht als sie die Milchpackung öffnete. Diese hatte leider ihre besten Zeiten schon lange hinter sich. Resigniert kippte Nell Orangensaft auf die Flakes, denn das war neben dem Bier das einzig trinkbare im Kühlschrank. Sie nahm sich fest vor am nächsten Tag einkaufen zu gehen. Nell hätte heute während ihrer Schicht im Freibad etwas essen sollen. Im Gehen essend, schaltete sie das Licht in ihrem Zimmer ein. Die Cornflakes stellte sie auf der Kommode ab und öffne das Fenster. Dieser vermaledeite Trailer hatte keine Klimaanlage und ihr lief der Schweiß wegen der aufgestauten Hitze den Rücken herab. Sie genehmige sich noch einen Löffel ihrer widerwärtigen Cornflakes-Kreation und verschwand wieder im Badezimmer. Nach einer schnellen, kalten Dusche tapste sie zurück ins Zimmer. Sie verzichtete darauf sich abzutrocknen. Bei der Hitze erledigt sich das von selbst. Sie stellte den Plattenspieler an und sang lautstark bei  Blondie mit. Nur in das Handtuch gewickelt, tanzte sie zu der Musik und lockerte ihre steifen Glieder von dem ganzen Sitzen am Nachmittag. Nachdem die Cornflakes aufgegessen waren, zog sie sich an. Shorts und ein T-Shirt. Im gleichen Moment als sie den Kopf durch die Öffnung des Shirts zog, bemerkte sie etwas aus dem Augenwinkel, das für ihr geöffnetes Fenster ungewöhnlich war. Nebenan brannte Licht. Sie drehte den Kopf zur Seite und erstarrte. Es brannte nicht nur Licht, es stand auch jemand rauchend am Fenster und beobachtete sie. Munson. Jetzt fiel es ihr wieder ein. Natürlich! Ihr Nachbar hieß Wayne Munson. Allerdings stand nicht der alte Mann am Fenster. Dafür hatte er auch zu viel Anstand. Es war Eddie, der sie mit einem verschmitzten Lächeln auf den Lippen empfing.

"Hi." sagte er irgendwann, weil Nell bloß da stand und ihn ansah ohne etwas zu sagen.

"Hallo." antwortete sie zögerlich und leckte sich über die Unterlippe. Ihr Mund war plötzlich ganz trocken. Er war ihr Nachbar. Ihr verdammter Nachbar! "Ist das dein Ding? Frauen beim Umziehen zu beobachten?" fragte sie forsch und verdrängte, dass er sie wahrscheinlich nackt gesehen hatte. Angriff war die beste Verteidigung, sagte man doch so, oder? Er lachte und lehnte sich in seinen Fensterrahmen.

"Und was ist mit dir? Ziehst du dich extra bei geöffnetem Fenster um, weil du gerne gesehen werden willst? Kickt dich das?" entgegnete er angriffslustig.

"Ich hab nicht erwartet, dass in dem Zimmer das Licht angeht." sagte sie leise und konnte sich beim besten Willen nicht von seinem Gesicht losreißen. Ihn umgab etwas geheimnisvolles. "Da ist es normalerweise dunkel."

"Ich war ja auch eine Weile nicht da." antwortete er trocken. Unschlüssig trat Nell von einem Fuß auf den anderen. Sollte sie einfach gehen? Ihr Inneres zerriss beinahe, weil sie wegrennen und gleichzeitig auf ihn zu gehen wollte. Eddie legte den Kopf schief. "Ich bin übrigens Eddie." Somit war die Entscheidung gefallen. Nell ging zu ihrem Fenster und setzte sich hinein. Etwas anderes blieb ihr schließlich nicht mehr übrig und wäre vor allem auch noch unhöflich gewesen.

"Ich weiß." antwortete sie knapp und griff nach den Zigaretten, die außen auf der Fensterbank lagen.

"Natürlich weißt du das." sagte Eddie zu sich selbst und schaute in den Himmel. "Ich bin neugierig. Was erzählt man sich über mich?" Nell ließ nachdenklich die Unterlippe im Mund verschwinden.

Hellhunt - will you be by my side?Where stories live. Discover now