Obliviate

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Die Medikamente hatten es ganz schön in sich. Ich schlief bis kurz vor 12 Uhr und wachte nur auf weil mein Handy klingelte. Ich tastete mit geschlossenen Augen danach und fand es schließlich. Kurz fragte ich mich wieso ich überhaupt ein funktionierendes Handy hatte. Es ging mir sowieso nur auf die Nerven.

"Hallo?" Meine Stimme klang verschlafen, was wohl daran lag, dass mein Gesicht tief im Kissen vergraben war. "Jason Riley O'Harra! Alles schön und gut das du dich verkriechst aber das du jetzt nicht mal mehr ans Telefon gehst wenn deine eigene Schwester anruft... Schäm dich was." Tess... Wieso war mir das klar? Ich wusste ja das sie sich nur um mich sorgte, aber sie konnte mir nicht helfen und desto schneller sie das begriff um so besser für uns alle.

Tief einatmend setzte ich mich auf. "Ich war müde. Tut mir leid." Ein Seufzen entfuhr meinen Lippen während ich mir durch die Haare fuhr. schließlich fiel mir ein wieso sie anrief. "Ich weiß was du sagen willst und nein, ich hab's nicht vergessen. Ich hab's ihm versprochen oder? Also werd ich auch da sein." Logan, mein Neffe gab heute beim Tag der offenen Tür sein erstes Konzert. Aus welchem Grund auch immer sah er mich als Vorbild und ich wusste es zu schätzen. Auch wenn ich es nicht verstand. "Gut." Hörte ich sie sagen und musste unwillkürlich schmunzeln. "Bis nachher." Lächelte ich und hörte gerade noch wie sie den Abschied erwiederte, ehe ich auflegte und auf stand um etwas zu frühstücken.

Ich hatte 54 Menschen getötet in zweiundhalb Dienstjahren. Darunter Frauen und Kinder. Ich konnte einfach nicht verstehen was Logan in mir sah. Ich für meinen Teil, wusste um das Monster in mir, welches ohne Gnade Leben genommen hatte. Meine Hände zitterten bereits wieder leicht während mein starrer Blick in der Luft verschwand. Undefinierbar wohin er ging. Ich fühlte die Waffe wieder in meinen Händen und den Abzug am Finger. Erinnerte mich daran wie es war abzudrücken. Niemand dachte das es so schlimm sein könnte. Du lernst es doch vorher, sagen sie. Du weißt doch wofür du ausgebildet wirst, sagen sie. Aber keiner von ihnen weiß wie es ist tatsächlich abzudrücken.

Wir werden dazu ausgebildet eine Waffe führen zu können. Aber nicht damit um zu gehen, den Tod verursacht zu haben. Gott zu spielen... Ich verzog das Gesicht und riss mich aus meinen Gedanken.

Ich würde zu spät kommen wenn ich so weiter träumte. Mit einem frustrierten Seufzen ging ich duschen und zog mich um, ehe ich auch schon los musste und zur Saint Raphael Grundschule fuhr. Es hatten berreits viele vor der Schule geparkt so, das ich zwei Straßen weiter musste und anschließend 10 Minuten zu spät war. Tess bringt mich um. Dachte ich als ich auf mein Handy sah und wieder 2 Anrufe in Abwesenheit hatte. Die Tür war wohl eine Brandschutztür,selbst von mir ließ sie sich nur schwer öffnen. Was mich sofort wieder in Panik versetzt. Meine Sicht wurde von einem merkwürdigem Schleier überdeckt. Meine Beine wackelten etwas und ich kämpfte gegen das Adrenalin an. Ich hörte das klatschen der Leute im Saal und wusste, das es viele sein mussten.

Dieses Wissen machte meine Panikattake nicht besser, eher im Gegenteil. Irgendwo neben mir ging eine Tür auf. das Geräusch ließ mich zusammenzucken. Mein Blick sammelte sich und erkannte die Brünnette junge Frau die gerade mit einem Skript aus der Tür kam. Sie schien in Eile zu sein. "Entschuldigen Sie. Darf ich fragen wer Sie sind?" Fragte sie deutlich überrascht mich hier auf dem Flur zu sehen "Natürlich Ma'm... Jason O' Harra." Ihr Gesicht verzog sich leicht als sie nachdachte "O' Harra... O' Harra... Nein, tut mir leid, ich kann mich an keines der Kinder an dieser Schule erinnern das so heißt. Ich muss Sie leider bitten, die Schule zu verlassen. Fremde haben keinen Zutritt." Meinte sie und musterte mich ausgiebig. Schien mich im Auge zu behalten und ich nahm es ihr nicht übel. Sie war eben vorsichtig. "Das kommt daher, weil ich kein Kind habe das auf diese Schule gehen könnte... Aber Meine Schwester Tessa O' Harra, jetzige Scott." Erklärte ich ihr und lächelte dabei.

Meine Panik schien zu schwinden desto länger ich mich mit ihr unterhielt. Vielleicht war es das was ich brauchte. jemanden zum reden. Ihr Blick wurde etwas offener und ihr schien das ganze ziemlich unangenehm zu sein. "Logan Scott. Natürlich, tut mir leid. Ich wusste nicht, dass Sie..." Mich amüsierte das ganze eher als das es mich störte nicht erkannt worden zu sein. "Schon gut, wirklich." Unterbrach ich sie schnunzelnd und richtete mich anständig auf. Dabei rutschte mein Dog Tag hervor, welches ich vorher ins Hemd gesteckt hatte. Augenblicklich änderte sich etwas in ihrem Gesicht, etwas was ich nicht deuten konnte. War es Mitgefühl? Oder Verständnis? Vielleicht aber auch etwas ganz anderes. Mitleid? "Nein, nein. ist es nicht. Ähm... Ich bin etwas in Eile, aber wie wäre es später mit einem entschuldigungs-Kaffee?" Fragte sie und ging bereits rückwärts. "Ich glaube..." Setzte ich an und schüttelte den Kopf, doch kam nicht weit. "Ach was, ich akzeptiere kein Nein." Lächelte sie und verschwand dann in der nächsten Tür.

Ich schmunzelte und fuhr mir durch die Haare, ehe ich mich fasste und rein ging.

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Ganz kurze Bemerkung, ich höre beim schreiben meistens Musik und wer wissen will welches Lied/Lieder ich gehört habe, kann's in die Kommentare schreiben.. ;)
Tipp: ich finde die Kapitel haben dann irgendwie nen dramatischeren Touch wenn man das Lied hört, weil man dann nachempfinden kann was der Autor eventuell gedacht hat.. ^^

Some last words?Where stories live. Discover now