Silent Longing

103 7 9
                                    

Drei Wochen waren vergangen und ich hatte kaum mit Jamie gesprochen. Was das Ganze schlimmer machte, war, dass ich nicht mal genau wusste warum. Es war nicht so, als würden wir uns ignorieren. Wir mieden einander nicht mal. Und die wenigen Worte, die wir wechselten, schienen eigentlich normal.

Die Schule hatte wieder begonnen und auch wenn ich mich anfänglich noch darauf gefreut hatte, weil ich dann alle meine Freunde wiedersehen konnte, lag meine Motivation jetzt schon wieder im Keller. Ich hielt mir die ganze Zeit vor Augen, dass dieses Jahr auch mein letztes dort sein wird. Tatsächlich wusste ich nicht mal, ob es das schlimmer oder besser machte.

Meine Gedanken in den letzten Wochen haben sich also zum einen mit Schule und zum anderen mit Jamie beschäftigt. Korrigiere: zum Großteil mit Jamie. Und dabei kam ich zu einem Ergebnis.

Ich vermisste Jamie.

Ich vermisste ihre Art, ihre Stimme, ihren Humor, ihre Augen und sogar die zwei Zöpfe die sie andauernd trug. Viel zu oft ertappte ich mich selbst dabei, wie ich gedanklich bei der Partynacht war und wie sehr ich mir wünschte sie ein weiteres Mal zum ersten Mal erleben zu können.

Stattdessen erfüllte sich aber eher das Gegenteil. Ich sah Jamie weniger im Skatepark, schrieb weniger mit ihr und sah sie auch nicht mehr im Laden. Wahrscheinlich hat sie wirklich wegen der Schule wieder aufgehört dort zu arbeiten, denn letztes Mal als ich über die Türschwelle trat, stand Silke lächelnd hinter dem Tresen.

Und was diese Situation nochmal viel Schlimmer machte: Ich wusste absolut nicht, was ich dagegen tun sollte. Natürlich wollte ich sie wieder sehen. Und wieder mit ihr reden. Und vielleicht wollte ich sie auch wieder küssen. Ich war sogar fast bereit mir das selbst einzugestehen.

Nur war das alles nicht so einfach. Also saß ich nun schon seit einer halben Stunde zusammen mit Billy und Dennis zusammen im Skatepark auf einer der vielen Rampen und schwelgte in meiner misslichen Lage. Mit dem Traumpaar über seine eigenen Beziehungsprobleme zu reden war vermutlich nicht die beste Idee. Nein, keine Beziehungsprobleme, erinnerte ich mich selbst. Jamie und ich sind in keiner Beziehung, nein, nein. Würde ich das überhaupt wollen? Ich verwirrte mich selbst nur weiter. Genervt sank ich auf den Rücken, vergrub mein Gesicht in den Händen und ließ einen gedämpften leisen Schrei aus. Warum ist alles nur so frustrierend?

„Amba", brummte Billy und stupste meine Schulter an. „Amba, wir können dir nicht helfen, wenn du uns nicht erzählst, was los ist", fügte sein Freund hinzu. Ich lachte innerlich. Noch etwas mehr und sie beenden einander ihre Sätze.

Das Bild der beiden war schon niedlich. Billy saß im Schneidersitz mit etwas Abstand zu mir und der milde Wind wehte ihm die dunklen Haare vor die Augen. Dennis Kopf ruhte in seinem Schoß. Der blonde Junge hatte die Beine überschlagen und starrte abwechselnd in den Abendhimmel und in das Gesicht seines Freundes, um dann gelegentlich seine Wange zu piksen oder ihm die Haare wegzustreichen. Billy zwirbelte geistesabwesend Dennis helle Haarsträhnen. Jetzt schwiegen sie und warteten offensichtlich darauf, dass ich endlich mit der Sprache rausrückte.

Abrupt setzte ich mich wieder auf. Dennis hatte wohl Recht. Bisher habe ich nur rumgejammert und nicht mal erwähnt, dass überhaupt eine Person namens Jamie in meinem Leben existiert. Wahrscheinlich wollte ich nur ein bisschen Mitleid.

„Na sag schon. Wir können dir bestimmt helfen", ermutigte Dennis mich dann lächelnd und ich seufzte. Billy nickte nur zustimmend.

Also gab ich mich geschlagen und begann zu erzählen. Beide lauschten gespannt und nickten immer wieder, um mir zu zeigen, dass sie zuhörten. Erst jetzt merkte ich wie gut es mir tat all die
Verwirrung auszusprechen und plötzlich fühlte ich mich um Einiges leichter.

You are creating all the bubbles at night || gxgWo Geschichten leben. Entdecke jetzt