Pink Wheels

94 6 8
                                    

Die Nachtluft war mild und süß und warm und ich wollte noch lange nicht nach Hause. Ich starrte in den Sternenhimmel, von dem gerade die letzten Lilatöne des Sonnenuntergangs schwanden und die Nacht einleiteten. Der örtliche Skatepark war trotzdem noch hell erleuchtet von den Laternen, die ihn umringten.

Im Hintergrund hörte ich das Geräusch von Rollen, dann kurz nichts und dann ein lautes Schlittern und einen dumpfen Aufprall. „Fuck man!", fluchte dann eine laute Stimme. Grinsend wand ich meinen Blick zu der Szenerie und sah belustigt zu wie Billy, einer meiner Freunde, sich auf dem Boden herumrollte. Er war schon wieder vom Skateboard gefallen. Besagtes Skateboard rollte gemütlich den nächsten Abhang runter und aus der Sichtweite, woraufhin Billy entnervt stöhnte und seinen Kopf wieder zu Boden sinken ließ. Seine Frustration konnte ich bis hierhin spüren. „So wird das nichts, pretty boy!", rief sein Freund Dennis, der neben mir saß und den anderen Jungen belustigt beobachtete. Als Billy immer noch theatralisch in den Himmel starrte, stand er lächelnd auf und sprang von der Plattform auf der wir saßen runter. Ich sah zu wie er sich neben seinen Freund kniete und ihm die dunklen Locken von der Stirn strich. Sie murmelten beide etwas. Dann griff Dennis nach Billys Händen und zog ihn nach oben. Billy ließ sich müde gegen seine Schulter fallen. Dennis strich ihm über den Rücken.

Ich spürte einen Ellbogen in der Seite und drehte mich zu Noemi, welche auf ihrem Skateboard sitzend zu mir herübergerollt war. „So widerlich süß, was", raunte sie mir ins Ohr und ich nickte eifrig. Wir scherzten oft darüber, wie niedlich das Paar war. Dennis war der Sonnenschein in Person und sein Freund wirkte wie ein Emokid das den ganzen Tag nur „Bring Me the Horizon" hörte. Sie ergänzten sich perfekt. Zwar würde ich das niemals zugeben, aber irgendwo riefen die beiden ein klein wenig Eifersucht in mir hervor. Nicht weil ich auf eine von den beiden stand (ew, bloß nicht), sondern weil auch ich gerne eine Beziehung wie sie hätte. Natürlich war ich mir bewusst, dass ich keine Beziehung haben musste und mir meine eigenes Selbst komplett genug war. Aber irgendwo wäre das doch auch mal ganz nett.

„Jo Leute, wir machen uns mal auf den Heimweg, sonst schläft der mir hier noch ein", verkündete Dennis dann lachend und Billy nickte nur zustimmend. Wir anderen verabschiedeten sie. Ich sah noch zu wie sie das abhanden gekommene Skateboard einsammelten und dann den Park verließen.

In meiner Gruppe brach nun Aufbruchsstimmung aus. Aber ich war mir noch immer sicher, dass ich nicht gehen wollte. Allerdings war das kein Problem, denn ich blieb oft noch länger als meine Freunde hier.

Nach einer viertel Stunde waren sie alle fort und ich legte mich auf den Rücken. Mein Kopf lag auf meinem Board. Ich war mir sicher, dass ich niemandem im Weg war. Der Park war groß genug und mittlerweile auch ziemlich leer. Seufzend starrte ich in den dunklen Himmel und überlegte angestrengt, was ich jetzt tun wollte. Ich wollte auf jeden Fall noch ein paar Runden drehen, aber es machte meistens mehr Spaß, wenn einen die Freunde anfeuerten. Es war erst halb elf und wegen der Ferien hatte ich unglaublich viel Zeit. Mit dem Hintergedanken, dass ich gleich ganz sicher aufstehen würde, ließ ich mir die letzte Woche durch den Kopf gehen.

Es deprimierte mich schon sehr, dass diese fast gar keinen Inhalt hatte. Ich habe einige Filme mit meinem Bruder geschaut, oder eher den gleichen Film einige Male, korrigierte ich mich dann selbst. Theo mochte aktuell nichts anderes schauen als den Lego Batman Film. Es störte mich nicht allzu sehr. Einen Tag war ich in der Stadt mit Noemi, da sie in das neue Vans Outlet wollte. Und am Donnerstag hatte ich meinen wöchentlichen Therapie- und Süßigkeitenladentermin.

Tatsächlich hatte ich mich selbst dabei erwischt, wie ich mich den ganzen Tag darauf gefreut hatte, Jamie wiederzusehen. Zwar hatte ich beim ersten Mal nur kurz mit ihr gesprochen, aber sie hat einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Dieses Mal hatte ich mit Absicht einen Bus später genommen, damit ich wieder ein wenig mit ihr reden konnte. Wie letzte Woche saß ich wieder auf dem merkwürdigen Stuhl und ließ mir von Jamie Süßigkeiten anreichen. Irgendwann würde ich bestimmt mal einen Brief von dem Laden erhalten, der mir die ganzen Gratisproben in Rechnung stellte. Sie richtete mir Grüße von Silke aus und erzählte von ihrem eigenen letzten Italienurlaub. Wir landeten dann bei italienischen Künstlern und schließlich bei unseren Musikgeschmäckern. Sie ist unter anderem Fan von Melanie Martinez und Lady Gaga, was sie mir noch ein bisschen sympathischer machte. Ich erzählte ihr von Künstlern, die ich gerne hörte. The Neighbourhood und Arctic Monkeys sagten ihr was und sie versprach mir sich ein paar Lieder von Biffy Clyro anzuhören da sie die Band nicht kannte.

You are creating all the bubbles at night || gxgWhere stories live. Discover now