11. Gute Nacht, Hicks

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Hicks blinzelte ins Sonnenlicht, das ihm in der Nase kitzelte. In der Ferne hörte er vertraute Geräusche. Drachenrufe drangen an sein Ohr. Er lächelte noch ein wenig benommen. Ein Bild von Ohnezahns liebevollen Augen blitzte auf. Er wollte nach seiner zarten, feuchten Schnauze greifen, ihn kraulen, ihm sagen wie viel er ihm bedeutete. Der Wachzustand setzte ein, als er realisierte, dass er weder seine Beine, noch seine Arme bewegen konnte. Panik stieg in ihm auf. Sein Kopf schmerzte unerbittlich. Er hatte Durst und er fühlte sich Elend. Und dann sah er Viggo. Sah ihn einfach nur an und sah, wie er seelenruhig in seine Richtung starrte. Er hielt inne. Ein Glucksen drang aus Hicks' Kehle. Er lachte. Das durfte nicht wahr sein. Drehte er jetzt völlig durch? Schadenfroh grinste er Viggo an und hielt seinem missbilligenden Blick stand. Viggo verzog seine reglose Mine zu einer fragenden Grimasse. "Ich weiß, was du willst, Viggo. Ich weiß warum du dieses perfide Spiel spielst." Hicks lachte. "Ich werde es dir nicht verraten und es wird dich umbringen. Es wird dich quälen. Noch mehr als du mich quälen könntest." Sein Lachen wurde zu einem hysterischen Krächzen. Seine Zunge klebte an seinem Gaumen. Er hustete. "Hörst du Viggo? Du wirst niemals so viel Macht über mich haben, wie ich über dich habe und immer haben werde. Ich werde dich vernichten, Viggo!" schob Hicks mit heiserer Stimme hinterher. Viggo verzog die Brauen, öffnete den Mund um etwas zu sagen, als er auf ihn zuschritt und ihm fest in den ungeschützten Bauch trat. Hicks stöhnte und krümmte sich vor Schmerz. Viggo riss seinen Kopf an den Haaren nach oben, sodass er keine andere Wahl hatte, als ihn direkt anzusehen. Sein Grinsen erstarb und formte sich zu einer röchelnden Grimasse. "Ich weiß nicht, wie du das siehst, Hicks." sagte er ruhig. "Aber gerade wirkt es, als sei ich derjenige, der hier in der Machtposition ist." zischte er und drehte sein Kinn langsam hin und her. Dabei betrachtete Viggo seine geschwungenen Lippenbögen gierig. Seine Fingernägel gruben sich unsanft in Hicks' Haut. Hicks wollte ihn anspucken, hatte aber nicht die nötige Flüssigkeit um einen Ball aus dem klebrigen Sekret zu formen, sodass nur ein röchelndes Geräusch seinen Mund verließ. Viggos Griff wurde fester. Er stieß ihn grob zurück und entfernte sich einen Schritt. "Du hast doch keinen Mumm, Viggo." höhnte Hicks. Viggo wandte sich um und umgriff seinen schmalen Hals. Beiläufig und mit einem zornigen Schimmer in den Augen bemerkte er: "Wenn ich wollte, mein lieber Hicks, könnte ich dich auf der Stelle qualvoll erdrosseln." Er spuckte die Worte förmlich aus und stichwortartig drückte Viggo zu. Hicks röchelte und zog und zerrte an seinen Fesseln. Nackte Panik spiegelte sich in seinen Augen und Viggo sah ihm zufrieden dabei zu, wie Hicks vor Qualen litt. Nach ein paar endlosen Sekunden ließ Viggo von ihm ab. Hicks sackte zusammen und sog gierig die klamme, staubige Luft in seine Lungen. "Das war sehr unklug. Du solltest nicht so mit meiner Geduld spielen. Ich dachte du seist etwas Besonderes, dabei bist du nur ein weiteres törichtes Kind." Hicks rang schwerfällig nach Luft und hustete. Sein Körper zitterte vor Anstrengung.  "Was hält mich davon ab dich nicht einfach zu töten?" Viggo lachte bitter. Hicks schwieg. Die kurze Stille wurde nur durch Hicks schwere Atemzüge unterbrochen. "Sehr weise, mein Junge." sagte Viggo zufrieden. Er wollte Hicks noch einmal in die Augen sehen. Er wollte seine Demütigung in vollen Zügen genießen, doch Hicks starrte unablässig zu Boden. "Schau mich an, wenn ich mit dir rede." knurrte Viggo. Hicks reagierte nicht. Viggo schritt auf ihm zu und stand jetzt nur wenige Zentimeter von Hicks entfernt. "Ich sagte, schau mich an, wenn ich mit dir rede!" knurrte Viggo, packte ihm am Kinn und riss unsanft seinen Kopf nach oben. Er sah wie dem kalten, starken Blick ein verängstigtes Zucken wich. Es beflügelte ihn, Hicks vollkommen überlegen zu sein. Ein elektrisierendes Ziehen wich aus seinem Unterleib und bescherte ihm wohlige Schauer, die ihm langsam den Rücken hinunter tropften. Er schmunzelte süffisant und sagte beinahe liebevoll "Gute Nacht, Hicks." ließ sein Kinn los und beobachtete wie sein Kopf kraftlos nach unten sackte. Seine Knie knackten, als er aufstand, sich seinen Mantel um die Schultern legte, die Kapuze aufsetzte und den Drachenhautvorhang zur Seite stieß.  

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