Two worlds

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TW: Homophobie

Super, es gab nichts Schlimmeres, als mitten in der ersten Hälfte des Schuljahres die Highschool zu wechseln...und dann auch noch im aller letzten Jahr. Das Ganze hätte kaum schlimmer sein können, dachte sich Niall, allerdings wurde ihm ziemlich schnell das Gegenteil bewiesen. Anstatt ganz normal und pünktlich in die Schule zu kommen, war Niall spät dran und musste nun in dem Wirrwarr aus Gängen, alleine seinen Kursraum finden. Nach elend langen zehn Minuten und nachdem er ungefähr 100 Leute nach dem Weg gefragt hatte, stand er endlich vor der richtigen Tür. Von drinnen konnte er laute Stimmen hören, die alle wild durcheinander sprachen. Niall war erleichtert, dies bedeutete, dass der Unterricht noch nicht angefangen hatte und er nicht allzu spät war.
Allerdings verhinderte es nicht, dass sein Herz etwas schneller, als sonst schlug. Niall schluckte einmal fest, bevor er an die Tür klopfte und schließlich nervös eintrat. Alle Augen waren auf ihn gerichtet und ihre Blicke verwirrt, irritiert oder neugierig. Der Ire sah zu dem Mann am Pult, welcher ihn anlächelte und ihn zu sich wank. "Hallo, ich bin Mister Oderra. Du bist bestimmt Niall. Freut mich", entgegnete er mit einem Lächeln in der Stimme und sofort fühlte sich Niall besser und erwiderte ein leichtes Nicken. Die Stimmen im Hintergrund wurden leiser und so nutzte Mister Oderra die Gelegenheit und ergriff das Wort.
"So, alle mal zuhören...ja, auch sie Mister Hadley", ein leichtes Kichern ging durch die Klasse. "Das hier ist Niall, er ist gerade aus Irland hergezogen und wird das restliche Jahr und seinen Abschluss hier verbringen. Es sollte für alle keine Neuheit sein, dass Schüler mitten im Jahr die Schule wechseln, also verlange ich von euch, ihn hier gut willkommen zu heißen und ihm seinen Einstieg so leicht, wie möglich zu machen", es folgte Stille und daraufhin ein Nicken von vielen der Schüler.
Niall war wirklich dankbar dafür, dass Mister Oderra die Vorstellung übernommen hatte. Normalerweise war er nicht wirklich schüchtern, aber es war alles etwas viel in letzter Zeit und auch, wenn es nur kleine Dinge waren, war er dankbar, wenn er sie nicht übernehmen musste. Mister Oderra schien zufrieden zu sein und wies Niall daraufhin an sich in eine der hinteren Reihen, auf einen noch freien Platz zu setzen. Nickend nahm er seine Aufforderung entgegen und begab sich auf seinen Platz. "Hey, ich bin Liam", wurde er überfallen, noch bevor er überhaupt seine Tasche abgestellt hatte. "Jo, Liam. Lass ihn doch erstmal ankommen", kam es von einem Platz weiter von einem Jungen mit schottischem Akzent. "Ich hab ihm doch nur meinen Namen genannt", verteidigte sich der braunhaarige und verdrehte gespielt die Augen. Dies brachte Niall zum Grinsen.
"Hey", lachte er und setzte sich. "Ich weiß, es kann schwierig sein mitten im Jahr zu wechseln, aber das wird schon...wir sind hier alle nicht so schlimm", sagte Liam mit einem Lächeln. "Vielleicht kann man dir ja eine kleine Führung geben...so zur Eingewöhnung", meinte sein Sitznachbar dann. "Also nur, wenn du willst. Ich bin übrigens Lewis", fügte er noch hinzu. Niall lächelte glücklich, vielleicht würde das doch nicht so schlimm werden. "Klar gerne. Also wenn-", doch dann wurde er von dem Aufgehen der Tür unterbrochen. Ein Junge mit schulterlangen Locken trat gehetzt hindurch. "Tut mir leid, dass ich zu spät bin Mister Oderra, aber ich hatte noch einige Dinge mit Misses Clarkson zu besprechen", schob er schnell ein und machte sich zügig daran auf seinen Platzt eine Reihe vor Niall zu kommen.
Mister Oderra kommentierte dies nur mit einem Nicken und suchte weiter seine Unterlagen heraus. Der Junge ließ sich auf seinem Stuhl am Fenster nieder. Als er vor ihnen vorbeigegangen war, hatte er Niall bemerkt und ihn freundlich angelächelt. Der Ire konnte seine Augen nicht von dem Jungen lassen.
"Das ist Harry", flüsterte Liam. Niall schwieg und musterte ihn weiterhin. Der Lockenkopf trug eine dunkelblaue Jeans, die am Ende des Hosenbeins weit auseinander ging, ein weißes Shirt mit blauem Aufdruck und darüber einen bunt gestrickten Cardigan. Dazu die langen, offenen Locken und... waren das Ringe an seinen Händen und Nagellack?
Mit zusammengezogenen Augenbrauen sah er ihn weiterhin an. "Trägt er-", doch weiter kam er nicht, denn ein dunkelblonder Junge vor ihm drehte sich zu ihnen um. "Jup, der weirdo trägt Nagellack." Niall zog die Augenbrauen hoch. "Conner, du weißt genau, dass du ihn nicht so nennen solltest, wenn Louis das mitbekommt...", sagte Liam, doch sein Gegenüber schien das nicht so wirklich zu interessieren.
"Tja, dann hat der da gepetzt, außerdem sag ich doch nur, wie es ist. Ach komm, als ob ihr nicht genauso denkt, guckt euch doch mal bitte das bunte Ding an, was er heute trägt", zischte der Blonde und sowohl Liam, als auch Lewis schwiegen nur und sahen ertappt zu Boden. Niall war nun noch verwirrter. "Wer ist Louis", fragte er.
"Das ist sein Freund", antwortete Liam leise. "Und mit Freund meint er fester Freund", fügte Conner nicht ganz so leise und mit leicht abwertendem Ton hinzu. Der Ire zog überrascht seine Augenbrauen nach oben. "Er ist schwul?" - "Ja, sieht man doch", erwiderte der Junge in der Reihe vor ihnen. Niall sah erneut zu dem Lockenkopf, der ganz so aussah, als hätte er die Worte nicht mitbekommen. "Am besten hältst du dich von dem fern...ist nur ein gut gemeinter Rat", schob Conner noch hinterher und warf dem Jungen am Fenster einen abwertenden Blick zu. Doch noch bevor Niall sich dazu hätte äußern können, hörte er ein Räuspern. "Meine Herren, mir ist klar, dass ein neuer Schüler aufregend ist, allerdings würde ich gerne mit dem Unterricht beginnen. Die Kennlernrunde kann dann in der Pause beendet werden", ertönte Mister Oderras Stimme. Sofort drehte Conner sich um und der Unterricht konnte beginnen.
Während der Stunde ließ Niall seinen Blick immer wieder zu Harry hinüber wandern. Dieser schien dem Unterricht genaustens zu folgen. Der Ire bemerkte, dass der Lockenkopf ziemlich schlau war. Er wusste auf fast jede Frage eine Antwort, welche Conner immer mit einem Schnauben zitierte.
Nachdem der Unterricht vorbei war verließen alle den Raum und Niall folgte Liam, Lewis und Conner. Nach ein paar Metern bemerkte er, dass er seine Jacke vergessen hatte. Genervt stöhnte er auf. "Ich hab meine Jacke im Raum liegen lassen, bin gleich zurück", teilte er den anderen mit. Schnell hastete er zum Klassenraum, welcher bereits leer war. Naja, fast. Der einzige, der noch da war, war Harry. Dieser hatte seine Tasche oder eher seinen Jutebeutel über der Schulter hängen wund schob gerade den letzten Stuhl an den Tisch.
Der Blonde wusste genau, dass die ganzen Stühle, beim Verlassen des Raumes, nicht so ordentlich standen. Harry strich sich noch schnell eine Locke hinter sein Ohr und wollte gerade den Klassenraum verlassen, als er überrascht stehen blieb und Niall ansah. Ertappt zeichnete sich auf seinen Wangen ein leichter Rotschimmer auf. "Oh...ähm, hi." - "Hi", erwiderte Niall freundlich und mit einem Lächeln. "Ist Mister Oderra Unterricht immer so", fragte er, um die aufkommende Stille nicht merkwürdig werden zu lassen und der Lockenkopf schien überrascht darüber, lächelte ihn dann aber an. "Ja, meistens schon. Aber es wird einfacher, das verspreche ich. Er hat gewisse Ansprüche, aber die sind nicht unerfüllbar. Im Grunde will er einfach nur, dass man sich anstrengt", entgegnete er, doch Niall zog nur, nicht ganz überzeugt, eine Augenbraue nach oben. Harry kicherte leicht.
"Wenn du Hilfe brauchen solltest, könnte ich dir vielleicht behilflich sein", bat er an und drehte an seinen Ringen. Als er bemerkte, dass Niall auf diese sah, ließ er sie in den langen Ärmeln seines Cardigens verschwinden und schenkte ihm ein breites Läche. "Ich werde eventuell wirklich darauf zurückkommen, danke", antwortete Niall und erwiderte seine Geste. "Kein Problem", antwortete der Lockenkopf und verschwand kurz daraufhin durch die Tür.
Nachdem Niall sich seine Jacke geschnappt hatte, ging er zurück zu den anderen. Conner sah ihn mit zusammen gezogenen Augenbrauen an und auch die anderen hatten einen komischen Blick drauf. "Was ist", fragte er verwirrt. "Was hat er zu dir gesagt", fragte Liam neugierig, aber mit merkwürdigem Unterton. "Nichts besonderes. Wir haben uns über den Unterricht unterhalten und er hat mir angeboten, mir zu helfen, falls ich Hilfe brauche", antwortete er ehrlich. "Aber du hast nicht wirklich vor das anzunehmen...oder", Niall sah Conner an und zuckte dann mit den Schultern. "Keine Ahnung." Es herrschte kurz Stille, in der Blicke ausgetauscht wurden. "Hör zu, Harry ist...", begann Liam vorsichtig, doch wurde von Conner unterbrochen. "Weird, sag es einfach Liam. Es ist die Wahrheit, kein Grund dabei zu stottern." Niall zog die Augenbrauen nach oben.
"Meint ihr nicht, ihr überteibt etwas? Er wirkte eigentlich ganz nett", erklärte er. Daraufhin lachte Conner nur. "Nett bringt dich hier nicht weiter, ich meine...sieh ihn dir doch an. Letzte Woche hat er eine beschissene Blumenkrone getragen, das sah vielleicht dämlich aus. Gott, dass ihm das nicht peinlich ist", sagte er. "Das heißt ihr findet ihn komisch, wegen dem, was er trägt", hinterfragte Niall. "Nicht nur...also, weißt du, er...du-du wirst es noch sehen", entgegnete Lewis, doch irgendwie hatte Niall nicht so ganz das Gefühl, dass er von seiner Aussage besonders überzeugt war.
Conner erklärte ihm weitere Dinge, die Harry getan haben sollte und welche absurden Outfits er trug, während sie in die Cafeteria gingen. Sie setzten sich zusammen an einen Tisch und holten ihr Lunch heraus. Plötzlich stieß Liam ihm mit dem Ellenbogen in die Seite. Irritiert sah er ihn an. "Das da ist Louis", flüsterte er und nickte in die entsprechende Richtung.
Ein Junge mit dunklen, wuscheligen Harren kam gerade in den Saal. Er trug ein schwarzes T-shirt, eine schwarze Hose und schwarze Schuhe. Seine Arme zehrten zahlreiche Tattoos, er trug schwarze, zue Tunnelohrringe und seine Nase und seine Lippe waren gepiercte. Der Typ sollte mit Harry zusammen sein? Ernsthaft? Der war doch das komplette Gegenteil von ihm. Mit großen Augen sah er ihn an.
"Krass oder? Man denkt gar nicht, dass die zwei zusammen passen. Louis ist so respekteinflößend und zugleich voll der Magnet und Harry...ist halt Harry", sagte Liam leise und er hatte recht, Niall kannte Louis nicht, aber alleine seine Ausstrahlung war dominant und man hatte automatisch Respekt vor ihm. Er war sicherlich keiner, mit dem man sich anlegen wollte. "Ja, keiner weiß, wie das passieren konnte", spottete Conner. "Wäre Louis nicht, würde es für Harry wahrscheinlich schlecht aussehen. Aber keiner traut sich an ihn heran seinetwegen", erklärte Conner und zuckte dann mit den Schultern. "Und wer ist das", fragte der Ire. Ein Junge mit schwarzen Haaren, welcher ebenfalls vollkommen in schwarz gekleidet war und mit unzähligen Tattoos überseht war, setzte sich an den Tisch zu Louis und Harry. "Das ist Zayn, Louis bester Freund. Die beiden sind richtig dicke und er ist auch richtig gut mit Harry", entgegnet Lewis. Niall's Blick ging erneut zu dem Tisch hinüber. Die drei waren schon eine komisch anzusehende Konstellation, das musste er zugeben.
Harry saß etwas Gedankenverloren an dem Tisch und hörte anscheinend nur so halb zu, bei dem was die anderen beiden Jungs zu sagen hatten. Louis schien dies allerdings zu merken und stieß ihn an der Schulter an. Der Lockenkopf blinzelte ein paar mal und lächelte ihn dann an, was Louis zu nur mit zusammengezogenen Augenbrauen zitierte und sich wieder Zayn und ihrem Gespräch zuwand.
So richtig liebevoll sah das aber nicht aus.
Die anderen begannen unterdessen ihr Essen in ihrem Magen zu befördern.
Niall bemerkte erst jetzt, dass er in all der Hektik heute morgen vergessen hatte sich etwas einzupacken, also würde er sich wohl etwas kaufen müssen. Aufgrund dessen stand er auf und stellte sich in die Schlange. Als er dafür an dem Tisch der anderen drei vorbei musste, kam er nicht umhin, etwas von der Unterhaltung aufzuschnappen. "Ich hab was für dich. Hab ich vorhin gemacht", sagte Harry vorsichtig lächelnd und hielt ihm eine Art Kranz aus Blumen entgegen. "Nein, schon gut. Du weißt doch, dass ich sowas nicht trage", entgegnete Louis und schob ihm den Kranz wieder zu, "Warum trägst du ihn nicht einfach?" Der Lockenkopf schluckte und sah auf die Blumen hinunter. "Passt schon", war alles, was er sagte.
Erneut...liebevoll sah das nicht wirklich aus und Niall fragte sich wirklich, wie es dazu gekommen war, dass die beiden ein Paar geworden waren.
Dem Iren kam es so vor, als ob er schon ewig in der Schlange stehen würde und so langsam hatte er echt hunger. Er sah umher und bemerkte plötzlich, dass der Lockenkopf hinter ihm stand.
"Hey", sagte er freundlich. "Oh, hi", erwiderte Harry mit einem Lächeln und wirkte irgendwie überrascht. "Hast du auch dein Lunch vergessen", fragte Niall. Sein Gegenüber lachte leicht. "Nein, ich esse einfach gerne Adriana's Essen, deswegen nehme ich mir nie etwas mit." Der Blonde sah ihn nur fragend an. "Adriana ist die Köchin", erklärte er und nickte in die Richtung der Frau, welche mit Schürze hinter der Theke stand. Daraufhin entkam ihm nur ein verstehendes 'Ahhh'. "Ihr Essen ist echt gut und sie ist einfach eine super nette ältere Frau. Viele geben ihr nur leider nicht mal die Chance zu zeigen, dass sie kochen kann, weil das Klischee von ekelhaftem Kantinenessen, dem im Weg steht", fügte er hinzu. "Na dann bin ich gespannt. Wenn es nicht schmeckt, mache ich dich dafür verantwortlich", scherzte Niall und brachte Harry damit tatsächlich zum Lachen. "Okay, Deal", entgegnete er und sah lächelnd auf seine Finger. Der Ire folgte seinem Blick. "Coole Farbe übrigens", sagte Niall plötzlich. Harry's Kopf schnellte hoch und zwang sich ein Lächeln auf die Lippen. "Danke", antwortete er kleinlaut. "Ganz ehrlich, ich hatte auch schonmal überlegt mir meine Fingernägel zu lackieren, aber ich denke nicht, dass mir das stehen würde", schob Niall hinterher, weil er merkte, dass seinem Gegenüber dies anscheinen unangenehm war...und er log damit nicht mal. "Vielleicht sollte ich erstmal mit einem Finger anfangen", sagte er dann mehr zu sich selbst, schüttelte kurz seinen Kopf und sah Harry erneut lächelnd an.
Dieser schenkte ihm nun wieder ein ehrliches Lächeln und sah ihn mit einem Blick an, den er nicht ganz deuten konnte.
Durch das Gespräch hatte er sich noch gar nicht überlegt, was er denn jetzt eigentlich essen wollte und sah auf den kleinen Zettel, auf dem drei Gerichte zur Auswahl standen. "Ich würde Nummer zwei nehmen. Das ist immer gut", flüsterte ihm Harry zu. Niall zog nicht ganz überzeugt die Augenbrauen zusammen, doch als er dann hinter die Theke sah, musste er zugeben, dass es in der Tat verlockend aussah. "Danke", lächelte er, welches Harry erwiderte und dann einmal schräg über seine Schulter zu dem Tisch, an dem die anderen beiden saßen, sah.
Sein Lächeln verschwand allerdings langsam und wich einem, ihm erneut, nicht deutbarem Blick. Niall folge diesem und sah zu Louis, welcher immer noch mit Zayn an dem Tisch saß. Allerdings standen nun ein paar Mädels daneben und schienen sich mit dem Blauäugigen zu unterhalten. Anscheinend hatte er gerade etwas Lustiges gesagt, da alle drei anfingen zu lachen und Louis dies mit einem Grinsen zitierte. Die eine Brünette legte ihm eine Hand auf die Schulter und ließ sie dort für seinen Geschmack ein wenig zu lange. Außerdem sah sie ihn mit diesem einen Blick an.
Flirteten die etwa mit ihm? Wussten die nicht, dass er vergeben war und das vor allem an einen Jungen? Und außerdem...flirtete er etwa zurück?
Niall's Blick ging automatisch wieder zurück zu Harry, welcher nicht einmal geblinzelt hatte und unbewusst an der Haut seines Daumens herum pulte. Niall fühlte sich irgendwie gezwungen etwas zu sagen, um ihn von dem Anblick wegzubekommen. "Ähm...den Kranz, den du gemacht hast fand ich überigins ganz schön", sagte er und schlug sich innerlich vor die Stirn....sein Ernst? Auch Harry blinzelte ihn verwirrt an. "Also...ich mochte ihn", fügte er hinzu.
Der Lockenkopf zwang sich nun offensichtlich erneut ein Lächeln auf die Lippen, bemüht dabei es möglichst echt aussehen zu lassen. "Danke", erwiderte er und schluckte leicht. Doch noch, bevor der Ire noch etwas hätte sagen können, war er auch schon an der Reihe etwas zu bestellen. Er entschied sich, ganz nach Harry's Empfehlung, für Nummer zwei. Mit dem Tablett in der Hand verabschiedete er sich von dem Lockenkopf und schenkte ihm ein ehrliches Lächeln, bevor er sich zurück zu den anderen begab. "Ahh Harry, wie geht es dir? Was darf es für dich sein", hörte er noch Adriana mit freundlicher Stimme fragen und Harry, welcher ebenso freundlich antwortete.
Zurück an seinem Tisch hörte er nur, wie alle lachten. "Oh man, als ob er das wirklich so gesagt hat", lachte Lewis. "Doch ich schwöre es dir", entgegnete Conner und wischte sich eine Träne weg. "Mein Cousin ist so ein Trottel." Niall setzte sich, bekam allerdings nur halb mit, worum es genau ging, denn sein Blick ging zu dem Tisch von Harry, Louis und Zayn.
Als Harry zurück an den Tisch kam, standen die drei Mädchen immer noch dort und schenkten ihm einen abwertenden Blick, als er sich setzte. Er konnte selbst bis hier sehen, wie unwohl er sich zu fühlen schien, allerdings lächelte er sie alle freundlich an. Dies wurde nur mit einem Lachen und einem daraufhin folgendem Schnauben zitiert, bevor sie verschwanden, wobei die Brünette ihre Hand an Louis Arm entlang streifen ließ.
"Sag mal, wer waren eigentlich diese Mädchen bei Louis", fragte Niall neugierig. "Ach die? Das waren welche aus unserer Stufe. Eleanor, die Brünette steht total auf Louis und macht daraus auch nicht wirklich ein Geheimnis", antwortete Liam. "Aber weiß sie denn nicht, dass er einen Freund hat", entgegnete Niall irritiert. "Doch klar, aber das ist ihr so ziemlich egal", meinte Lewis. "Wie kann ihr denn egal sein, dass sie keine Chance hat", hinterfragte der Blonde und zog seine Augenbrauen zusammen. "Wieso keine Chance? Louis ist Bi...also, hat sie sehr wohl eine Chance. Außerdem ist sie heiß und...naja, viele mögen sie. Also wenn du mich fragst, sind das schonmal zwei Punkte für sie", lachte Conner. Niall zog überrascht die Augenbrauen hoch. Louis war also Bi, hatte er also vielleicht wirklich geflirtet? Schnell schüttelte er seinen Kopf. "Ich gehe mal schnell auf die Toilette", teilte er den anderen kurz mit. "Na, bekommt dir der Kantinenfraß nicht", lachte Conner und sah dann auf seinen halb aufgegessenen Teller, doch der Ire antwortete erst gar nicht. Das Essen hatte tatsächlich, wider Erwarten geschmeckt, seine Blase drückte nur etwas, dadurch, dass er fast seine ganze Flasche im Unterricht ausgetrunken hatte.
Als Niall bei den Toiletten angekommen war, machte er die Tür auf und sah Louis und Harry. Die Beiden standen so, dass sie ihn nicht bemerkten, er sie aber sehr gut sehen konnte. Louis hatte Harry's Gesicht in seinen Händen und dessen Stirn an seine gelegt. Ruhig strich er ihm über die Wange, nahm seinen Kopf ein Stück zurück und sah ihn dabei eindringlich an. "Hey, was ist heute mit dir los", fragte er und seine Stimme war dabei unerwartet sanft. Allerdings antwortete Harry nicht, sondern sah nach unten. "Haz...", kam es fast flüsternd von dem Tätowierten.
Er legte seine Finger unter Harry's Kinn und hob es leicht an, sodass er ihn ansehen musste. "Sag mir bitte, was los ist. Du bist heute schon den ganzen Tag so anders." Der Lockenkopf schloss die Augen. "Es ist nicht nur heute, es...", er atmete einmal tief aus, "Warum gibst du dich eigentlich noch mit mir ab", fragte er und sofort wurde der Blick des Blauäugigen ernst.
"Haz...sieh mich bitte an! Das hatten wir doch schon so oft und du weißt genau, dass ich es hasse, wenn du so an dir zweifelst, denn das bedeutet auch, dass du an mir zweifelst. Dass du daran zweifelst, dass ich die richtigen Entscheidungen für mich treffen kann und genau weiß, was oder wen ich will", antwortete er und spätestens jetzt hatte Niall das Gefühl bei etwas Zeuge zu sein, was zu intim für ein weiteres paar Augen war. Allerdings hatte er angst, wenn er sich jetzt bewegen, er auf sich aufmerksam machen würde.
"Ich liebe dich, nur dich! Also...wo kommt das auf einmal her? Gestern war noch alles in Ordnung", fragte Louis. "War es nicht", antwortete Harry mit gebrochener Stimme. "Ich versuche jeden Tag das Gerede und das Getuschel hinter meinem Rücken zu ignorieren und so zu tun, als ob ich es nicht hören würde....dabei tue ich das immer. Meistens schaffe ich es auszublenden, aber gestern war es einfach zu viel und heute...ich hasse sie", hauchte er mit leiser Stimme und sah ihn anschließend eindringlich an.
"Ich hasse sie und das weißt du. Warum kann sie nicht einfach ihre Finger von dir lassen", fragte er und klang dabei schon fast verzweifelt. "Mir ist klar, dass sie besser zu dir passen würde. Sie ist hübscher als ich, sie ist beliebter, sie ist...ein Mädchen und-", kurz musste er durchatmen. "Es tut weh ihre Hand auf deiner Schulter zu sehen. Zusehen, dass du sie lässt und zu sehen, dass...dass sie jeder lieber an meiner Stelle sehen würde", sagte er und seine Stimme zitterte dabei. Das Gesicht von Louis, welches eben in der Cafeteria noch so ausgesehen hatte, als würde ihn nichts interessieren, war nun schmerzverzogen. "Oh Haz... Es, tut mir leid. Ich-ich bin ein Arsch, du hast recht. Aber manchmal übernimmt die Fassade überhand und deshalb brauche ich dich so viel mehr, als du mich je brauchen wirst. Um mir in den Arsch zu treten, wenn ich mich mal wieder verliere. Du hast mich vor mir selbst gerettet und dafür werde ich dir immer dankbar sein. So-", er zeigte zwischen ihnen hin und her, "so bin ich nur mit dir."
Harry seufzte einmal tief und flüsterte dann ein kleines "Ich weiß". "Du bist ein Softie", schob er noch hinterher und auf seinen Lippen zeichnete sich ein kaum sichtbares Grinsen ab. Louis musste daraufhin laut lachen. "Halt die Klappe Styles", antwortete er nur. Das Lächeln auf den Lippen des Lockenkopfes verschwand wieder und somit auch das von Louis. "Niemand denkt, dass wir zusammen passen. Jeder fragt sich, wie das- das hier passieren konnte. Du mit...mit dem Weirdo", sagte er mit bitterem Unterton.
"Ach scheiß doch auf die anderen", erwiderte Louis nun etwas lauter und man konnte deutlich hören, dass er etwas sauer war. "Die wissen gar nichts! Die kennen uns nicht! Kein einziger dieser Arschlöcher kennt uns. Keiner gibt sich auch nur Mühe, dich kenne zu lernen. Alles was diese oberflächlichen Idioten sehen, ist ein Kontrast. Die-", er suchte nach Worten, "...Dunkelheit und das Licht. Und du bist das fucking Licht! Das Ganze hier", er machte mit den Händen eine ausschweifende Geste, "ist bald vorbei und dann beginnt das richtige Leben. Diese beschissene Highschoolwelt, in der alle Leben...so ist das da draußen nicht. Du und ich, wir beide wissen das und hier magst du vielleicht ein...Außenseiter sein, aber dort... Fuck Harry, wenn du dich auch nur eine beschissene Sekunde durch meine Augen sehen könntest! Du bist etwas Besonderes, du denkst über die Grenzen hinaus, gehst nicht mit allen mit und du bist so schön!" Louis sah Harry mit einem so ernstem und dennoch liebevollem Blick an. "Und damit meine ich nicht dein Aussehen. Es gibt genug Leute da draußen, die das erkennen können und dann sind die die Weirdos", sagte er mit fester Stimme und zeigte zur Tür.
In Harry's Augen sammelten sich Tränen, aber auf seinem Gesicht hatte sich ein Lächeln eingefunden. "Danke", hauchte er und man konnte deutlich sehen, dass er das jetzt wirklich gebraucht hatte. "Kein Problem. So wie ich manchmal einen Arschtritt brauche, weil ich mich wie einer benehme, brauchst du manchmal einfach eine Erinnerung daran, dass du einfach toll bist und diese ganze Shitshow, bald vorbei ist", entgegnete Louis mit einem kleinen Lächeln in der Stimme.
"Ich denke das haben wir einfach gerade wirklich gebraucht, oder?" Der Blauäugige nickte bloß und legte eine Hand an seine Wange. Es war wirklich merkwürdig ihn so zu sehen, das er so sein konnte. Gut Niall kannte ihn nicht wirklich lange, geschweige denn gut, aber es zeigte einfach, dass die beiden eine Verbindung hatte, sie weit über das hinaus ging, was jemand sehen konnte und plötzlich fand Niall, dass sie doch ziemlich gut zusammen passten. "Es geht schon wieder", besänfigte Harry seinen Freund. "Gestern war einfach etwas viel", gestand er. "Hast du dich deswegen heute so mit deinem Outfit zurückgehalten", fragte Louis nach und Harry biss sich bestätigen auf die Lippe und nickte. Zurück gehalten? Warte, das, was er trug, war zurückhalten? Niall musste grinsen, irgendwie war er gespannt darauf, was Harry sonst so anziehen würde. Er freute sich eventuell ein ganz kleines Bisschen auf morgen.
"Versprichst du mir, dass du das morgen nicht mehr machst? Ziehst du morgen was Besonderes an", bat Louis den Lockenkopf und Harry bestätigte dies mit einem Lachen und einem Nicken. "Irgendwas, was sie reden lässt. Aber du und ich, wir wissen beide, dass du das für mich trägst", hauchte der Tätowierte und grinste seinen Freund an. Auf Harry's Wangen bildete sich ein leichter Rotschimmer und Louis konnte nicht anders, als zu lachen und drückte ihm dann sanft seine Lippen auf den Mund. Dies ließ Harry nur noch roter werden und sein Lächeln wurde breiter. "So und abgesehen davon, dass ich ein Arsch war, ist heute sonst noch was passiert? Vielleicht etwas Schönes", fragte er nach und verflocht dabei die Finger von einer seiner Hände, mit denen von Harry. Dieser schien kurz zu überlegen, doch dann zogen sich seine Mundwinkel etwas nach oben.
"Naja, also eigentlich ist es nichts Besonderes und ich bin mir auch ziemlich sicher, dass er sich nur gezwungen gefühlt hat nett sein zu müssen, aber...also heute ist der neue Schüler zu uns in den Kurs gekommen. Wir haben uns ein bisschen unterhalten, nicht viel und auch nicht besonders lange, aber...", beeilte er sich zu sagen. "Warte, ihr habt einen neuen im Kurs", fragte Louis, daraufhin musste Harry nur lachen und schüttelte den Kopf. "Ja, ich habe dir doch erzählt, dass ein neuer Schüler kommen wird. Er kommt aus Irland", erklärte er. "Oh ja, stimmt. Entschuldige, hatte ich schon wieder vergessen", gestand sein Gegenüber.
Warte! Er wusste, dass Niall herkommen würde. Alle anderen hatten so überrascht gewirkt. "Schon gut", lachte Harry. "Er ist nett, also bis jetzt. Aber das ändert sich sicher noch. Ich weiß, dass die anderen ihm von mir erzählt haben...naja und auf welche Weise wissen wir beide", kurz wurde das Lächeln auf seinem Gesicht getrübt. "Naja, aber es war nett mal mit jemandem zu sprechen, der noch keine Meinung über einen hatte. Hat mich normaler fühlen lassen", fügte Harry mit leicht traurigem Unterton hinzu. "Oh Love, das tut mir so leid. Aber selbst, wenn sich das mit dem Neuen ändern sollte, du hast mich und Zayn", versuchte Louis ihn aufzubauen. Harry schenkte ihm ein trübes Lächeln, "Ich weiß", und drückte ihm einen schnellen Kuss auf die Lippen.
Niall beschloss sich zurückzuziehen, bevor sie ihn noch bemerkten und ging zurück zu den anderen. Er würde einfach später zur Toilette gehen. Auf seinem Weg zurück dachte er über all das nach, was er eben gehört hatte. Ein bisschen fühlte er sich schlecht, die beiden belauscht zu haben, aber trotzdem war er froh es gehört zu haben.
In Niall's Innerem zog es sich zusammen, als er daran dachte, dass Harry davon ausging, dass er ihm den Rücken zudrehen würde, genau wie alle anderen. Harry musste so einsam sein. Er konnte sich nicht vorstellen, wie es für ihn sein musste, ständig dieses Getuschel mit anzuhören. Und trotzdem war er nett zu allen, lächelte immer und tat so, als ob er davon nichts mitbekommen würde. Harry und Louis waren zusammen etwas, dies hatte er deutlich sehen können und Niall beschloss Harry näher kennen zu lerne. Er würde ihm zeigen, dass es Menschen gab, die ihn so nahmen, wie er war. Denn Louis hatte recht.
Harry war Besonders.

4589 Wörter

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Hallo meine lieben,
ich hoffe euch hat diese OS gefallen....Er war etwas anders durch Nialls Perspektive, aber ich fand es mal ganz spannend das so zu schreiben.

Hoffe ihr hattet Spaß beim Lesen
Freue mich immer über Kommentare und/oder Feedback 🥰

Love SunflowerThistle ♡

Still the one ~ Larry One Shots Where stories live. Discover now