☀️ Schreiben - aber warum und für wen? Über Motivation und Zielgruppen

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Liebe Leserin, lieber Leser,

wenn du das hier liest, bist du hoffentlich schon an diesem Punkt angelangt: Dir ist eine brillante Idee gekommen. Eine besondere Szene vielleicht, ein Gänsehautmoment, ein Vibe, ein Ort, eine faszinierende Figur oder einfach nur ein intensives Gefühl, das in deinem Kopf herumspukt und dich einfach nicht mehr loslässt. Du fühlst, dass du sie einfangen und zu Papier bringen musst, um jeden Preis. Vielleicht hast du sogar schon eine Geschichte im Kopf, die erzählt werden möchte, oder eine genaue Vorstellung von den Dimensionen, die dein Projekt annehmen soll. Bevor wir uns aber auf Plotmethoden, die Figurenentwicklung oder Fragen rund um deinen Schreibstil stürzen, wollen wir in diesem Kapitel erst einmal die Rahmenbedingungen festlegen ... Das ist in meiner idealistischen Vorstellung vom Schritt-für-Schritt-Schreiben einer Geschichte zumindest der nächste Punkt auf der Tagesordnung :D.

Natürlich ist es absolut in Ordnung, ganz ohne irgendwelche Vorgaben oder Ziele zu schreiben, die du festlegst oder dir selbst setzt. Vielleicht schreibst du ja einfach nur zum Spaß und möchtest erst einmal schauen, was passiert. Auch das kann funktionieren. Trotzdem kann es sinnvoll sein, sich bereits vor Beginn des richtigen Schreibprozesses über einige Dinge klar zu werden:

Warum möchtest du schreiben?

Mit welchen Erwartungen?

Mit welchem Ziel?

Und für wen überhaupt?

1. Warum schreiben?

Die Motivation zum Schreiben ist etwas sehr persönliches. Schließlich können auch die Gründe, aus denen du schreibst, vielfältig sein:

Bist du jemand, der vor allem für sich selbst schreibt? Für dein inneres Gleichgewicht? Hat es etwas therapeutisches? Um Gedanken, Gefühle oder Ereignisse besser verarbeiten zu können. Um, ähnlich wie beim Lesen, in die Fantasie und fremde Welten abzutauchen und für eine Weile den Alltag zu vergessen? Oder um dir selbst oder anderen zu beweisen, dass du es kannst? Oder möchtest du deine Ideen eben so festhalten, dass sie auch im Kopf von anderen Menschen Gestalt annehmen können? Vielleicht möchtest du ein Thema vermitteln, das dir besonders am Herzen liegt? Deine Erfahrungen teilen? Oder du möchtest Menschen unterhalten, sie rühren, schocken, begeistern, ihnen Mut machen, oder dafür sorgen, dass sie sich verstanden und weniger allein fühlen. Denn auch das können Worte ...

Leg los und nutze deine Stimme <3

2. Mit welchen Erwartungen setzt du dich an die Arbeit?

Möchtest du einen Roman schreiben, der die Bestsellerlisten im Sturm erobert, in fünfundzwanzig Sprachen übersetzt wird und am Ende als Netflix-Serie verfilmt wird? Vom Schreiben leben und einen eigenen Wikipedia-Artikel erhalten?

Glaub mir, wer möchte das nicht!

Natürlich gibt es auf der Welt nicht allzu viele Menschen, die sich das in ihren Lebenslauf schreiben dürfen. Aber auch vom Schreiben leben können leider nur die wenigsten Autorinnen und Autoren. Und die bittere Wahrheit ist, dass auch nicht jeder, der schreibt, überhaupt gelesen wird.

Es ist immer schwierig, die richtige Balance zwischen „groß träumen" und „die Realität im Blick behalten" zu finden. Unerreichbare Träume können dich auf Dauer ziemlich unglücklich machen – und im schlimmsten Fall dazu führen, dass du dir immer wieder dein eigenes Herz brichst. Wie wäre es also, wenn wir den Traum als einen großartigen Traum im Hinterkopf behalten – ihn aber bitte nicht mit unserem Ziel verwechseln?

3. Das Ziel

Sich selbst Ziele zu setzen, ist für die Motivation unabdingbar. Gerade bei großen und oft langwierigen Projekten, wie einem ganzen Buch, ist es wichtig, sich den Schreibprozess etwas kleinteiliger zu denken. Ein eigenes Buch in den Händen zu halten, auf dem dein Name steht, ist vielleicht das große Ziel am Ende. Doch zwischen der ersten Idee und dem fertigen Manuskript gibt es noch so viel, was du erreichen kannst! Ein fertig ausgearbeiteter Entwurf für den Plot, das erste Kapitel, das zweite Kapitel, die nächste Szene oder einfach eine bestimmte Wortanzahl ... Um bis zum Ende durchzuhalten, kann es unfassbar motivierend sein, wenn du (zurecht) wegen solcher Erfolge auf dich stolz sein kannst.

Und ganz im Sinne von "Brich dir nicht dein eigenes Herz": Setz dir Ziele, die wirklich realisierbar sind. Jedes Ziel, das du erreichst, wird dich zum Weitermachen motivieren, jeder Schritt bringt dich dem großen Ganzen näher – egal, wie klein er dir zunächst erscheinen mag.

4. Schreiben aber für wen?

Sicher gibt es einige Schreiberlinge, denen es völlig ausreicht und erfüllt, ihre Texte für niemanden außer sich selbst zu produzieren. Dennoch schreiben die meisten Autoren in erster Linie, um gelesen zu werden. Das führt mich zu einer weiteren wichtigen Frage, der sich viele Autoren im Laufe ihres Lebens stellen müssen: Schreiben nach Trends oder eigenem Gefallen?

New Adult Liebesromane, in denen eine junge ambitionierte Studentin in eine neue Stadt zieht und sich dort in den gut aussehenden Sohn der reichsten Familie des Ortes verliebt, verkaufen sich auf dem deutschen Buchmarkt aktuell einfach besser als, sagen wir, ein Science-Fiction-Horror-Roman mit heiklen Themen und wirren Perspektiven. Leider ist bei der Verlagssuche oft ganz egal, wie gut ein Buch ist, solange der Verlag annimmt, dass es sich nicht verkaufen wird.

Die gute Nachricht: Der Markt verändert sich ständig. Sobald jemand einen internationalen Überraschungserfolg mit einem wirren Science-Fiction-Horror-Roman gelandet hat, werden sich die Verlage vermutlich um ähnliche Projekte reißen. Die schlechte Nachricht: Du wirst niemals voraussehen können, ob und wann so etwas passiert.

Aber was ist nun, wenn du für deine Idee deines Nischen-Romans absolut brennst und dieses Genre am besten zu dir und deinem Stil passt? Was, wenn dir die Arbeit an solchen Geschichten einfach am meisten Spaß macht? Schreiben für den Markt oder für dich selbst?

Während ich das hier geschrieben habe, habe ich gemerkt, dass es eigentlich unmöglich ist, Schreibtipps zu geben, ohne dabei subjektiv zu werden. Daher gibt es zum Schluss den persönlichen Rat einer No Name Autorin, die zwar nie danach gefragt wurde, aber hofft, trotzdem ein wenig hilfreich sein zu können. Er lautet:

Schreib die Geschichten, die du selbst gerne lesen würdest.

Schreib die Figuren, von denen du schon immer einmal lesen wolltest.

Schreib von Orten, an die du gerne einmal reisen würdest.

Schreib von Welten, in denen du gerne leben würdest.

Denn egal was letztendlich aus deinen Arbeiten wird, so kannst du dir sicher sein, dass es mindestens einen Menschen gibt, für den dein Text alles war, was er jemals lesen wollte <3

Was motiviert dich zum Schreiben? Schreibst du lieber für dich selbst oder mit größerem Ziel? Schreib es gerne in die Kommentare.

SchreibtippsWhere stories live. Discover now