Die Poolrooms/Sublimity (level 37)

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Ich konnte mich noch gut an den Thermenbesuch erinnern, bevor ich mich in diesen Gemäuern verirrte. So ähnlich war es hier. Es stank nur weniger nach Chlor und es gab keine Menschenmassen, mit denen du dich um den Platz prügeln musstest. Es gab genauer gesagt auch hier keine Menschen, geschweige denn eine der besagten Kolonien. Wahrscheinlich hatte der Wanderer nicht mehr alle Tassen im Schrank gehabt.

Bauchhohe Becken, die sich durch geflieste Röhren, Treppen oder Schächte zogen, ohne jemals die einschläfernde Temperatur zu verändern, die geschätzte 36 Grad Celsius beträgt- das hatte ich nun vor mir. Zum Glück meiner gelangweilten Augen blieb nicht alles so steril und weiß, da das Blut meines rechten Fußes die Becken, durch die ich watete, stets rot färbte. Ja, es tut noch immer scheiße weh, das bestialische Brennen hatte sich jedoch mittlerweile in ein unangenehmes Prickeln verwandelt und im Wasser verlor ich meine Balance nicht so leicht. Und wenn, falle ich sanfter auf die Fresse.

Entitäten oder andere Ungeheuer schienen sich nicht in die hallenbadartigen Gemäuer verirrt zu haben und seltsame Geräusche kamen mir auch kein einziges Mal ins Trommelfell. Alles schien wie ein Ort des Heilens auf mich zu wirken- zu Beginn jedenfalls. Der erneute Einbruch von Erschöpfung kam diesmal in schleichender Form. In den großen offenen Poolbecken schienen meine Rufe, die ich immer wieder einmal von mir gab, stumpf und erstickt; an engen Orten jedoch hallend und laut. Das Echo, so wie wir es kennen, ist hier bloß ein Zustand, der das macht, was er will.

Wo ich zu Beginn noch die Hoffnung hatte, aufgrund des fußfreundlichen Wassers gut voranzukommen, stellten mich die geländerlosen Treppen vor neue Aufgaben, die ich nur mit minutenlangem bergauf- Robben lösen konnte und an immer mehr Passagen fühlte ich mich gezwungen zu schwimmen, da die seichten Becken plötzlich ein dunkles Loch beinhalteten, dessen Grund ich nicht sehen konnte. Ich musste meinen Rucksack ans andere Ufer werfen, um nicht unterzugehen.

Keine Türe, keine Fenster. Was ich zuerst für einen natürlichen Lichteinfall gehalten hatte, entpuppte sich schnell als Streich eines Scheinwerfer- Spots, der unaufhörlich in das klare Wasser strahlte und Schatten der Verzweiflung warf.

Als ich noch schlief, hatte ich manchmal einen real wirkenden Alptraum: eine sogenannte Schlafparalyse. Und so schien dieser liminale Bereich zu wirken: Wie ein surrealer Traum. Nichts ergibt Sinn, kommt einem doch vertraut und bekannt vor. Ich würde hier ewig stecken bleiben, wenn ich dieses surreale Denken nicht übernehmen würde.

Wie erwacht man aus einem Alptraum? Indem man entweder sich selbst befiehlt aufzuwachen oder aber darin stirbt. Die zuerst genannte Methode schien mir unwahrscheinlich und deshalb versuchte ich das Letztere. Zu verlieren gab es ohnehin nichts mehr auf diesem scheußlichen Planeten, sofern dies noch die Erde war. Ich konnte mich von dem schweißtreibenden Wasser nicht weiter träge oder sentimental machen lassen- ich musste endlich handeln.

Ich band also mit einem meiner Schnürsenkel den kompletten Rucksack an mein noch unversehrtes linkes Bein und ließ mich in eines der schwarzen Löcher gleiten. Wie weit es runterging, konnte ich noch immer nicht einschätzen. Ich spürte nur die unsagbare Wärme die meinen Körper nun voll und ganz durchflutete und das Ziehen an meinem nicht vorhandenen rechten Fuß. Wie in einem japanischen Hochgeschwindigkeitszug wurde ich in einem Strom aus Luftblasen abwärts transportiert. Selbst nach gut 20 Metern waren meine Ohren noch nicht verschlagen. Oder spürte ich das schon gar nicht mehr? Die Finsternis kam nämlich schneller als gedacht. Meine Sinne und Schmerzen versiegten. Ebenso meine düsteren Gedanken. Es wurde nach sehr langer Zeit Nacht.

The Backrooms- A pilgrims storyWhere stories live. Discover now