„Muss etwas los sein, damit ich mit dir sprechen kann?", entgegnete er und ich hob beide Augenbrauen.

„Nein", antwortete ich ihm. „Natürlich nicht."

„Kann ich dich mal etwas fragen?"

„Klar", zog ich den Reißverschluss meiner Tasche zu, schlüpfte in meine Schuhe und zog auch hier den Reißverschluss zu.

„Könntest du dazu die Tür öffnen?"

Ich griff nach oben, drehte den Verschluss der Tür und stieß sie nach außen leicht auf, ehe Steve die Tür umfasste und weiteröffnete. „Hi", grinste ich kurz zu ihm hoch, machte eine Schleife in meine Schuhe. Ich hasste diese Schuhe mit Reißverschluss und Schnürsenkeln. Das war doppelte Arbeit. Doch sie hatten im Laden so schön ausgesehen.

„Hey", sah er zu mir hinunter und ich sah nochmal kurz hoch, ehe ich sofort wegschaute. Ich sollte nicht auf seinen Schritt gucken. Sonst wurde ich womöglich noch ralliger als in den letzten Monaten. Woher kam nur meine Anziehung zu diesem Mann?

„Okay, was los?", hakte ich nach. „Was wolltest du mich fragen?"

„Ob du nach dem Aussehen urteilst."

Ich hielt in meiner Position inne. Das kam ja wie aus einer Pistole geschossen.

Ich machte die Schleife zu Ende und erhob mich. „Wieso fragst du das?", hakte ich neutral nach.

Er zuckte mit seinen Schultern. „Mich beschäftigt diese Frage einfach."

„Die ist ziemlich beleidigend, Steven", stellte ich klar. „Und nein, tu ich nicht." Ich rieb mir über meine Schulter, sah zurück zu meiner Tasche. „Es gibt eindeutig Wichtigeres als ein Sixpack, gepflegtes Hautbild oder einen großen Schwanz." Er räusperte sich verlegen, während ich meine Augen verdrehte, mir meine Tasche nahm und mich zu ihm umdrehte. „Frag mich so etwas niemals wieder", stellte ich klar. „Auf solche Fragen reagiere ich allergisch."

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„Und wie fühlen Sie sich seither, Ginevra?"

Ich seufzte, sah auf mein Knie. „Unwohl", teilte ich mit. „Es ist, als hätte ich nicht nur eine Linie zwischen uns gezogen, sondern auch noch zwischen mir und meiner Partnerin."

„Aber glauben Sie nicht, dass diese Linie nur in Ihrem Kopf herumspukt?"

Ich schüttelte den Kopf. „Die letzten Tage waren anders, beim Training", erklärte ich. „Agent Romanoff hat nicht viel mit mir gesprochen und der Captain hat mich ignoriert."

„Und was übt dieser Druck dann auf ihren Gefühlen hinsichtlich einer neuen Mission aus?"

Ich biss mir auf die Unterlippe, sah den Mann vor mir an. „Ich weiß es nicht, Doktor."

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„Agent Cullen und Romanoff ins Büro von Director Fury." Ich hielt mir die Hand ans Ohr als die automatische Durchsage einer Computerstimme mein Ohr mit Klängen füllte.

Konnte ich nicht nach Hause?

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„Ah, Agent Cullen." Ich sah Natasha an, die schon hier drin war. Plus Louise, Perry und Steve. Und die vier sahen auch noch immer so aus, als wüssten Sie nicht, worum es ging. „Schön, dass Sie endlich hier sind." Ich schloss die Bürotür hinter mir. „Ich habe eine wichtige Mission, für Sie alle."

„Sir?", hob Perry eine Augenbraue.

Er seufzte, tippte etwas in seinem Tablet ein und der Raum wurde dunkler, ehe der Bildschirm an der Wand anging.

„Ich möchte, dass Sie undercover in einer Schule ermitteln."

„Wie bitte?", entfuhr es mir lachend und er sah zu mir. „Sir, verzeihen Sie, doch... niemand von uns sieht noch aus wie fünfzehn."

„Hören Sie sich erstmal an, worum es geht, bevor Sie urteilen, Agent", merkte Steve diskret an, sah mich noch nicht einmal an, während er sprach, sondern den Bildschirm.

„Seit Wochen verschwinden Schüler von dort", klärte uns Fury auf. „Und ihre Eltern erstatten einfach keine Anzeige bei der Polizei. Im Gegenteil. Sie tun so, als sei alles völlig in Ordnung." Ich zog meine Brauen zusammen. „Und ich dachte, das kann man der Polizei auch überlassen." Er tippte etwas ein und ich runzelte meine Stirn als die Skala an Strahlungen in die Höhe schoss. „Bis ich darüber gestolpert bin."

„Radioaktive Strahlungen?", runzelte Natasha ihre Stirn. „Wäre das nicht ein Job für Banner?"

„Ich möchte, dass Agent Cullen und Wesley mit einer unserer besten Jugendagentinnen gemeinsam ermitteln. Vor Ort", erzählte er mir zunickend und das Bild eines rothaarigen Teenagers wurde auf dem Bildschirm angezeigt. „Könnte von der Haarfarbe passen", deutete er auf mich, blickte zu meinen Spitzen. Ich seufzte.

„Soll ich meine Haare färben?", schlug ich seinem Blick vor. „Dann passt das ganze komplett."

„Und was sind die Aufgaben der anderen?", fragte Steve nach und deutete auf die Angesprochenen.

„Pynter ist zur Analyse da. Sie soll die Strahlen überwachen und zu kontrollieren lernen, bevor sie mir die ganze Stadt verseuchen."

„Bei allem Respekt, Sir", merkte Louise an. „Ich bin eine einzelne Person. Dafür bräuchte man ein ganzes Team."

„Dann lernen Sie es, das auch allein zu schaffen." Autsch. Was ein Korb. „Und Sie, Rogers, sind schon einmal dort gewesen."

„Bitte?", hob er beide Augenbrauen.

Ich sah auf den Bildschirm, wo noch immer das Gesicht des Teenies aufblitzte. Mit ihren blauen Augen und den roten Haaren passte sie wirklich ganz gut zu mir. Sie könnte, wenn man ein Auge zukniff, meine Nichte womöglich sein.

„Wo findet das statt?", hakte Natasha nach.

„Welche Rollen sollen Agent Cullen und ich übernehmen?", fragte Perry skeptisch.

„Agent Wesley", sprach der Director resigniert aus. „Schauen Sie sich die Akte an, dann wissen Sie's."

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Und als ich mir die Akte am Abend besah, verschluckte ich mich dann glatt an meinem Glas Wein. „Ist er verrückt geworden?!"

Ich zückte das Telefon, wählte Perrys Kurzwahlnummer. „Sag mir, dass das nicht wahr ist", meldete er sich resigniert zu Wort.

„Ach, du hast es auch eben gelesen?"

„Nein, vor 'ner Stunde", sagte er seufzend. „Seitdem hocke ich vor der Badezimmertür."

Ich zuckte perplex hoch, hustete nochmal und räusperte mich. „Was tust du davor?"

„Darauf warten das Cheryl zu weinen aufhört", erzählte er mir seufzend und ich hörte, wie er seinen Kopf an der Tür hinter sich anschlug. „Eigentlich hatten wir nächste Woche unseren Urlaub gebucht. Sie ist traurig und wütend, dass das schon wieder nichts wird."

„Ich hasse dich!", ertönte eine laute Frauenstimme.

„Es tut mir leid, Baby", jammerte Perry. „Und glaub mir, Ginny auch."

„Ja, angesichts der Tatsache sage ich das auch mal lieber", stimmte ich resigniert zu.

„Können wir wieder auflegen?", hakte er nach. „Dann kann ich mich um meine jetzige Verlobte kümmern und wir besprechen morgen alles weitere."

„Jo, geht klar", stimmte ich zu, ehe ich das Telefon von meinem Ohr entfernte und auflegte.

Seufzend sah ich danach auf mein Glas Wein, ehe ich die Schultern zuckte, es zu mir heranzog und in einem Zug leerte.

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Datum der Veröffentlichung: 22.09.2019 18:39 Uhr

》Life of agents《| Part III || STEVE ROGERSWhere stories live. Discover now