Wiedersehen Im Wald

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In den folgenden Tagen fiel es Breda etwas leichter als sonst, die Arroganz seines Vaters zu ignorieren. Was dieser nicht besonders lustig fand, da er es hasste, wenn ihn jemand ignorierte. Am Essenstisch platzte ihm jedenfalls endgültig der Kragen und er rauschte nach einer langen Schimpftirade mit hocherhobenem Kopf aus dem Raum. Breda sah ihm hinterher. Er wollte ihn ja eigentlich gar nicht so in Rage bringen. Doch egal was er tat, immer spukte ihm dieses fröhliche Lächeln durch den Kopf. Die Art wie sie den Kopf schiefgelegt hat. Ihre funkelnden grünen Augen. Sogar der kleine Leberfleck am Haaransatz über ihrem linken Ohr. Es schien als hätte sich jedes Detail unwiderruflich in seinem Kopf eingebrannt. Es war wirklich erstaunlich. Er hatte sie kurz gesehen, kurz mit ihr geredet, doch in diesen paar Minuten hatte sie sich in sein Herz gedrängt. Er war nicht verliebt. Davon konnte man nach dieser Zeit nicht reden, aber da war irgendetwas.

Er ritt jeden Tag aus. Jeden Tag war er voller Hoffnung SIE wiederzusehen. Und jeden Tag war seine Hoffnung vergebens. Seiner Bitte, Nadja auszurichten, dass er sie gerne wiedersehen würde, war Sylva ausgewichen. Sie wäre dieser Tage ziemlich beschäftigt und sie wüsste nicht, ob sich das einrichten ließe. Langsam schien es Breda wie verhext zu sein.

Am Sonntagnachmittag ging er langsam zum Schloss zurück. Sein Pferd führte er neben sich her. Er wollte noch etwas Zeit zum Nachdenken haben, bevor er ankam.

Auf einmal erklang fröhliches Gelächter aus dem Wald. Neugierig folgt Breda dem Geräusch und stieß auf eine kleine Lichtung. Ein kleines Mädchen saß in der Mitte und hielt sich die Augen zu. Plötzlich nahm sie die Hände weg und sprang auf.

„Ich komme! Und egal, wo du dich versteckt hast, ich finde dich!" rief Natascha während sie zu den Bäumen rannte.

Oben auf einem Ast konnte Breda eine rothaarige Gestalt ausmachen. Nadja war doch tatsächlich auf einen Baum geklettert, damit Natascha sie nicht fand. Der Plan schien auch aufzugehen. Breda beobachtete die beiden lächelnd, bis Natascha ihn bemerkte.

„Haaallooo, Breeedaa!" schallte es ausgelassen über die Lichtung. „Wir spielen verstecken! Willst du mir helfen, Nadja zu finden? Sie hat immer sooo gute Verstecke!" klagte die Kleine.

Breda blickte kurz zu Nadja hoch, die energisch den Kopf schüttelte. Bemüht nicht zu lachen, wies er die Bitte des Mädchens ab. Mit der Begründung, er wäre sehr schlecht darin, Leute zu finden. Natascha legte nachdenklich den Kopf schief. Dann grinste sie verschmitzt.

„Ich habe eine bessere Idee!" rief sie aus. „Wenn Nadja merkt, dass du hier bist, kommt sie bestimmt raus! Sie hat in den letzten Tagen nur von dir geredet! ‚Oh, diese Augen! Sie waren so wunderschön'"

In gespielter Schwärmerei verdrehte sie die Augen und lachte. Nadja -immer noch auf dem Baum sitzend- wurde klatschrot im Gesicht.

„Natascha!" rief sie empört. Natascha hob den Kopf und erblickte Nadja, die verlegen auf ihrem Ast hockte. Das kleine Mädchen klatschte in die Hände und hüpfte vor Freude auf und ab.

„Es hat geklappt! Ich hab dich gefunden, Nadja!"

Breda schmunzelte.

„Kommst du jetzt runter, Nadja?" fragte Natascha.

Nadja wurde wieder rot und sah kurz auf ihre Röcke, dann zu Breda.

„Wenn ich euch bitte kurz wegdrehen würdet, Herr." Bat sie leise.

Breda folgte ihrer Bitte und wartete bis sie wieder sicheren Boden unter den Füßen hatte.

„Nennt mich bitte nicht ‚Herr', Nadja. Mein Name ist Breda." Sprach er über die Schulter.

Als er spürte, dass sie direkt hinter ihm stand, drehte er sich zu ihr um. Nadja lächelte ihn an.

„Ich werde es versuchen. Breda."

Immer Wenn Ich Nach Dem Leben Griff...Where stories live. Discover now