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Ich stand draußen und wollte einfach hier weg. Wusste aber nicht wie. Pietro kam mir hinterher gelaufen. "Ich fahr dich nach Hause mein Engel" sagte er während er einem seiner Angestellten ein Zeichen mit der Hand gab. "Danke. Aber da laufe ich lieber" meinte ich außer Atem und sah ihn noch immer verstört an. 

Ach du scheiße. Ich habe heute mit einem Hochkriminellen geredet. Mit mehreren Hochkriminellen. Schlimmer kann dieser Tag auch nicht mehr werden oder?

"Du kannst nicht laufen. Das ist zu weit" stellte er nun fest. Ich presste meine Lippen aufeinander, denn er hatte recht. Aber mit ihm noch ein mal in einem Auto zu sitzen wollte ich verhindern. Das brachte mir jetzt aber nichts mehr, denn er öffnete mir die Beifahrertür und schubste mich einfach rein. Ich versuchte zwar wieder raus zu kommen, doch die Tür wurde von einem seiner Leute zugedrückt. Ich konnte nicht entkommen. 

Er setzte sich neben mich und startete den Sportwagen. Ich achtete diesmal nicht auf die Marke, denn ich war zu sehr damit beschäftigt ihn auf Polnisch zu beschimpfen.

Polnisch hat mir Marie beigebracht als ich noch ein kleines Kind war. Auch jetzt sprach sie ab und zu noch mit mir Polnisch. Ich verfluchte ihn erst in meinem Kopf, doch dann rutschte es mir irgendwann laut raus. "Tak bardzo Cie nienawidze. Chciałbym cię nigdy nie poznać!" Es hieß so viel wie 'Ich hasse dich so sehr. Ich wünschte ich hätte dich nie kennengelernt'. Plötzlich sprach Pietro etwas aus, was mir meine Augen aufreißen lies. "Ich kann dich verstehen Mój anioł" ach du scheiße. Ich wusste ja nicht, dass er Polnisch spricht. "Ich kann nicht nur Russisch und Italienisch Aurora. Ich hatte Privatunterricht. Da lernt man so einiges" fing er an sich zu erklären und grinste dabei schief. "Ich habe nicht gefragt Idiota" meinte ich dann und sah verkrampft aus dem Fenster.

"Woher weißt du wo ich wohne?" fragte ich, als ich merkte, dass er den genauen Weg wusste. Doch ich unterbrach mich selbst. Warum denn wohl. Er merkte, dass ich keine Antwort mehr brauchte und ließ es so stehen. 

Ich schwieg ihn an und entschied mich dazu, dass ich das auch weiterhin so machen werde. Das heißt in der Schule. Denn sonst kriege ich noch Stress mit der Mafia oder so. Darauf konnte ich gerne verzichten.

Er parkte auf der Straße und machte die Zündung aus. Ich wollte raus, doch die Tür war noch verschlossen. Ich drehte mich zu ihm und sah ihn mit zusammengekniffenen Augen an. "Hör mir zu mein Engel. Ich bin kein schlechter Mensch. Ich weiß, dass du jetzt vielleicht Zeit braucht um nach zu denken. Aber ich würde dich gerne auf ein Date einladen" ich sah ihn geschockt an. Ist er eigentlich komplett gestört? Ich habe gerade herausgefunden, dass seine Familie mit der Mafia zu tun hat und er denkt das ist eine tolle Situation um mich auf ein Date zu beten. Außerdem wäre ich auch nicht mit ihm auf ein Date gegangen, hätte er mir nicht gesagt das er was mit der Mafia zu tun hat.

"Nein" sagte ich also komplett verstört. "Aurora. Bitte" er flehte mich an und ich hätte niemals gedacht, dass er so über sein Ego hinweg sehen könnte. "Pietro. Ich kann das jetzt nicht. Lass mich bitte hier raus" flehte ich nun. Er schloss seine Augen für einen Moment und drückte dann auf den Knopf, der den Sportwagen entriegelte. 

Ich stieg so schnell ich konnte aus und rannte zu meiner Haustür. Ich klingelte sturm, denn ich hatte meinen Haustürschlüssel vergessen. Doch ich merkte, dass Pietro noch immer auf der Straße stand. Warum fuhr er denn nicht einfach nach Hause? 

Mir wurde die Tür geöffnet und als ich Matteo in der Tür erkannte, fiel ich ihm in seine Arme. Er drückte mich fest an sich, obwohl er noch nicht mal wusste, was los war. Ich hörte das aufheulen eines Motors und wurde dann von Matteo in das Haus gebracht. Ich war am Ende mit meinen Nerven und kurz davor zu weinen. Er brachte mich ins Wohnzimmer, wo ich die Stimmen der Teletubbies hören konnte. Er setzte mich auf das Sofa, aber ich blieb an ihn geklammert. Ich fühlte mich so unsicher und hilflos. Ich dachte ich werde in diesem Haus noch sterben. Verdammt auf mich wurden Waffen gerichtet! 

"Was ist passiert?" fragte mich Matteo und strich mir über meinen Rücken. "Pietro er-" meine Stimme brach. "Hat er dir was angetan?" fragte mich mein Bruder aggressiv. Ich schüttelte aber meinen Kopf. Ich hörte nur die Stimmen der Jungs auf mich einprasseln, konnte sie aber keinen Worten zuordnen.

"Ich bring sie mal hoch. Sie muss sich erst mal beruhigen" sprach Matteo zu ihnen. Ich war erstaunt, dass ich das was er sagte verstehen konnte. Ich spürte, wie mein Körper das Sofa verließ und ich jetzt zwischen den Armen von Matteo war. Ich legte meine Beine um seine Hüfte und vergrub mein Gesicht in seiner Halsbeuge. Er roch so angenehm.

Oben angekommen setzte er mich auf mein Bett und ich ließ ihn los. Er stand vor mir und sah auf mich herunter, nahm seine Hand und platzierte sie so, dass er mit seinem Daumen über meine Wange streichen konnte. "Er hat es dir gesagt nicht wahr?" fragte er und sah mich -abwartend auf ein Reaktion- an. Ich nickte nur, denn ich hatte das Gefühl, würde ich sprechen, würde meine Stimme zittern. 

"Willst du dir was anderes anziehen princesa?" Matteo kümmerte sich um mich und irgendwie brauchte ich das gerade. Ich nickte wieder und stand auf, sah aber nur schwarz, weshalb ich mich kurz sammeln musste und ich dann erst voran gehen konnte.

Ich nahm mir eine Jogginghose und ein anderen Pulli aus dem Schrank und ging damit in das Badezimmer um mich ungestört umziehen zu können. Nachdem ich das erledigt hatte und mein Gesicht gewaschen hatte um einen klaren Kopf zu bekommen, setzte ich mich auf den Boden vor der Badewanne und lehnte mich mit dem Rücken gegen diese. Das war doch alles so irreal. Ich konnte das einfach nicht glauben!

Ich ging nach einer Zeit wieder in mein Zimmer, aber als ich sah, was Matteo in seiner Hand hatte, wusste ich; Es kann immer schlimmer werden. 

MY SOCIETYWo Geschichten leben. Entdecke jetzt