Diluc x Reader | Verwundet

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Während ich das Kurzschwert in den Rachen des verbleibenden Garmwelpen stoße und ihn damit vernichte, graben sich die Fänge des ausgewachsenen Tieres in den metallenen Schutz, der meinen linken Unterarm umschließt.

„Verdammt!"

Das nachfolgende ruckartige Zerren des Monsters bringt mich derart aus dem Gleichgewicht, dass ich hart zu Boden stürze und ein dumpfer Schmerz meine Wirbelsäule entlang jagt. Gebannt fixiere ich die golden glimmenden Augen, spüre, wie sich die geballte Mordlust gegen meine Kehle richtet und im selben Moment, da ich merke, wie der Druck auf den Schutzpanzer nachlässt, reiße ich ihn aus dem Maul des Wolfes. Tiefrotes Blut befleckt seine Zähne, mein Blut und hinsichtlich der Folgen, die diese Verletzung mit sich bringt, wurde mir kalt.

Erst das bedrohliche Knurren meines Widersachers holt mich aus meiner Starre. „Glaub ja nicht, dass ich es dir wegen dieses Kratzers jetzt leichter machen werde!" In ihrer Geschwindigkeit ist meine Klinge kaum mehr sichtbar, dennoch verfehlt sie ihr Ziel, zerteilt lediglich die Luft.

Wissend scannt mein Blick sofort die Umgebung. „Wo bist du...", murmle ich und nutze die Chance, um auf die Füße zu kommen. „Komm schon, zeig dich..." Wie aus dem Nichts, als hätte er nur auf diese Worte gewartet, erscheint der Garm ein paar Meter entfernt erneut, die Klauen für einen weiteren Angriff gespreizt. Es vergehen einige Sekunden. „Was ist los?!", hallt meine Stimme über das Plateau. „Du wirst doch wohl nicht ausgerechnet jetzt den Schwanz einziehen!"

Es ist vermutlich keine gute Idee, das Biest noch weiter zu reizen, doch der Biss brennt inzwischen wie Feuer und erinnert mich daran, dass mir nicht mehr viel Zeit bleibt, bis die Korrosion ihre volle Wirkung entfaltet. Abermals erklingt das tiefe charakteristische Knurren und der tobende Wind, herangetragen von den schwarzen Wolken am Horizont, peitscht mir ins Gesicht. Ich stürme vorwärts. Die Glider, gespannt wie Sprungfedern, erwartet das Monster meinen Angriff, heftet den glühenden Blick auf die Waffe in meiner Hand.

Zehn Meter.
Nahes Donnergrollen lässt die Luft vibrieren.
Fünf Meter.
Mit einem gewaltigen Satz katapultiert sich der Wolf in die Höhe.
Zwei Meter.
Der Stahl meiner Klinge reflektiert das grelle Licht eines Blitzes.
Ein Meter.
Der dumpfe Aufschlag eines Körpers.

„Siehst du,...ich hab doch gesagt,... dass ich es dir...nicht leicht machen werde..." Keuchend falle ich auf die Knie und lasse den erhobenen Schwertarm sinken. Im selben Moment durchfährt ein Krampf meine Muskeln und ich betrachte voller Sorge den blutgetränkten Stoff unterhalb des Handgelenks. Ein schwarzvioletter Dunst wabert um die Wunde und ich beginne fieberhaft nachzudenken.

Mondstadt..?

„Nein, zu weit..."
Komm schon, komm schon, es muss doch irgendetwas geben...
Natürlich!


„Weingut Morgenröte!", rufe ich in Erinnerung an den hölzernen Wegweiser. Das Bewusstsein in immer dichter werdenden Nebel gehüllt, stolpere ich los, orientiere mich lediglich an den in der Ferne schimmernden Lichtern meines Ziels.

Auf, wie ich vermute, halber Strecke trifft mich plötzlich etwas an der Wange und wenige Herzschläge später nimmt mir prasselnder Regen die Sicht. Wieder und wieder rutsche ich auf dem feuchten Untergrund aus, komme kaum mehr voran. „Verflucht, was hatten...diese Viecher...auch hier zu suchen." Weitere quälend lange Minuten verstreichen und dann erscheinen unverhofft die ersten Weinreben. Hoffnung regt sich in mir. „Nur noch...ein kleines Stück..."

Schwer atmend erreiche ich eine massive zweiflügelige Holztür, hebe die Hand und schlage gegen die Oberfläche. Das Eingangsportal öffnet sich. Warmes Licht flutet mir entgegen. „I-ich...", mehr kommt nicht über meine Lippen. Der junge Mann im Türrahmen reagiert blitzschnell, bremst meinen Sturz. „Adelinde, ich brauche sofort Verbandsmaterial, schnell! Moco schick Tunner in die Stadt, wir benötigen einen Heiler!" Der feurig rote Blick meines Retters bohrt sich in den meinen, seine Lippen bewegen sich, doch alles was ich höre ist das stetige schlagen meines Herzens. Ich kämpfe, schaffe es aber nicht länger meine Lider offen zu halten. Dunkelheit senkt sich über mich.

One Shots | Genshin ImpactWhere stories live. Discover now