Jahr 1: Kapitel 4 - Das Abendessen

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Dumbledore räusperte sich kurz, dann fing er an: „Amina, darf ich Ihnen noch Professor Severus Snape vorstellen? Er ist Lehrer für Zaubertränke und Hauslehrer des Hauses Slytherin. Vielleicht kennen Sie ihn noch aus Ihrer eigenen Schulzeit. Er war ein Jahrgang über ihnen."

Snape? Der Name kam der jungen Hexe bekannt vor. Doch sie hatte nie etwas mit ihm zu tun gehabt. War er nicht damals mit Lily Evens befreundet gewesen? Lily hatte ihn in einem ihrer seltenen Gespräche mit Amina erwähnt. Sie sah ihm entgegen, darauf bedacht, ihm nicht in die Augen zu sehen.

„Ich kann mich wage daran erinnern. Freut mich Sie wieder zu sehen.", begrüßte sie ihn in einem Ton, bei dem sich die meisten der Anwesenden nicht sicher waren, ob dies der Wahrheit entsprach. „Ganz meinerseits.", erwiderte ihr Gegenüber im selben frostigen Ton.

Von Professor Sprout, die ihre Gedanken förmlich herausschrie, konnte sie ein „Was für herzliche Persönlichkeiten, jetzt haben wir gleich zwei von der Sorte. Was denkt sich Albus dabei?" hören. Amina hob bei dem Gehörten amüsiert ihren rechten Mundwinkel und widmete sich wieder ihrem Essen. Wie es schien, war Snape selbst kein besonders gefühlvoller Typ.

Das sah man ihm durchaus an. Sein Gesicht war eine ausdruckslose Miene und seine Körperhaltung steif. Ja, sie hatten eine gewisse Ähnlichkeit. Auch Aminas Miene blieb die meiste Zeit ausdruckslos und beherrscht. Das kam von der Okklumentik. Jedoch war ihre Körperhaltung etwas lockerer.

Sie selbst drang ein kleines Stück in seinen Geist ein. Sie konnte schon jetzt spüren, dass auch er eine Mauer hatte, versuchte sie jedoch gar nicht erst zu überwinden. Schließlich war er nicht ihr Feind. Wenn sie mehr als seine Oberfläche sah, würde sie tot umfallen. Ihr Schwur-Mal fing bereits an, warnend zu brennen. Zudem gingen seine tieferen Gedanken, Erinnerungen und Empfindungen sie nichts an. Diese Privatsphäre sprach sie jedem Menschen zu. Ob mit oder ohne Schwur.

Schon vor seiner Mauer konnte sie einige Empfindungen wahrnehmen. Er war genervt, misstrauisch, traurig und fühlte sich schuldig. Diese Trauer und Schuld schienen aber schon älter zu sein, denn sie waren fest in seine Empfindungen eingebrannt. Seine Gedanken konnte sie nicht hören, diese hatte er vermutlich besser geschützt. Sie konnte spüren, dass er sie in seinem Geist entdeckt hatte und noch bevor er sich wehren konnte, war sie auch schon aus seinem Kopf verschwunden.

„Ein interessanter Mann.", dachte sie sich. Doch schien sie aus welchen Gründen auch immer sowohl sein als auch das Misstrauen des Schulleiters auf sich gezogen zu haben. Auch von Professor McGonagall nahm sie es wahr.

Bevor sie sich noch weiter darüber Gedanken machen konnte, kam auch schon ein anderer Mann in die Große Halle. Er war groß und hatte braunes Haar. Sie schätzte ihn auf Mitte vierzig. Er kam ihr bekannt vor. „Lion. Schön, dass sie zu uns gefunden haben.", begrüßte Dumbledore den Neuankömmling.

Lion. Lion Williams? War das nicht einer der Auroren, die sie damals festgenommen hatten? „Professor Dumbledore. Es ist schön hier zu sein. Hogwarts ist immer wieder beeindruckend.", stellte der ehemalige Auror mit einem breiten Grinsen fest. Amina konnte diesen Mann jetzt schon nicht ausstehen. Williams setzte sich neben sie und schien sich nach einigen Sekunden auch zu erkennen.

„Sind Sie nicht die junge Miss Tahnea? Ich hatte Sie damals verhaftet.", stellte er mit breitem Lächeln im Gesicht fest. Aminas Laune sank. „Ja, ich erinnere mich, Mr. Williams.", antwortete sie mit frostiger Stimme. „Sie nehmen mir das hoffentlich nicht mehr übel. Sie wissen ja, die Vorschriften. Ihr Auge scheint gut verheilt zu sein. Was haben Sie so die letzten Jahre gemacht, nachdem sie freigesprochen wurden?", fragte er sie weiter in heiterem Ton.

„Ich war die meiste Zeit im Ausland.", antwortete sie knapp. „Im Ausland, wie interessant. Ich selbst werde ebenfalls ins Ausland gehen nach diesem Schuljahr.", erzählte er ihr. Sie nickte lediglich und war froh, als er sich seinem Essen zuwandte.

Die Alchemistin - Bis in den TodWhere stories live. Discover now