Charlie Weasley 💋

61 14 4
                                    

„Komm endlich, y/n! Wir sind spät dran!"
Ich stöhnte nur kurz auf, überwand mich aber nicht, schneller zu laufen.
Fleur blieb kurzerhand stehen, ergriff meine Hand und zog mich bestimmt hinter sich her.
„Es interessiert mich herzlich wenig, ob wir zu deiner Weihnachtsfeier zu spät kommen, oder nicht"
„Das ist keine normale Weihnachtsfeier!", protestierte sie, ließ meine Hand aber immer noch nicht los.
„Oh ja stimmt!", rief ich mit falschem Enthusiasmus aus. „Das ist bei deinen Weasleys! Bei deinem Billie-Boy!"
Ich verdrehte genervt die Augen.
Fleur sprach seit dem trimagischen Turnier von nichts anderem- und das war vor einem Jahr!
Leider hatte ich mich überreden lassen, mit zu ihrem neuen Freund zu kommen. Was tut man nicht alles für seine beste Freundin!
„Ich wollte eigentlich meine freien Weihnachtstage mit Sean verbringen", murrte ich.
„Sean? Mit dem Typen wolltest du deine Feiertage verbringen? Y/n! Das ist jetzt nicht dein Ernst! Der wird schon eifersüchtig, wenn du nur deinem Bruder hallo sagst! Außerdem hat er dich schonmal betrogen!"
„Ja, ich weiß, Fleur. Aber er hat gesagt, dass es ihm leidtut und jeder hat seine Fehler, sowas muss man akzeptieren"
„Das sind keine Fehler, das ist eine geistige Störung! Und du hast auch eine, weil du immer auf ihn reinfällst!"
„Aber ich liebe ihn Fleur! Verstehst du?"
Abrupt blieb sie stehen, legte mir beschwörend die Hände auf die Schultern und sah mich an. „Nein! Das verstehe ich nicht! Du liebst ihn nicht! Du weißt nicht, wie sich wahre Liebe anfühlt! Wie eine gesunde Beziehung ist! Keine Ausreden für alles was er tut und nicht tut! Y/n, das ist dein Leben! Du zerstörst es dir mit Sean!"
„Ach ja?", fauchte ich und löste mich aus ihrem Schultergriff. „Was bin ich dann? Ein Psycho?"
Fleur starrte mich an. „Nein, y/n... das... das meinte ich nicht. Du bist kein Psycho. Du bist nur zu gutgläubig, du wirst sehen, dein Leben wird besser sein ... ohne Sean. Bitte komm einfach mit zur Weihnachtsfeier, okay? Das wird dich auf andere Gedanken bringen"
Sie lächelte.
Ich versuchte auch zu lächeln, doch es fühlte sich falsch an. Mein Lächeln war so falsch, dass es auf meinem Gesicht brannte.
„Wie fühlt es sich an verliebt zu sein?"
Fleur war schon immer wie eine große Schwester für mich gewesen, sie lenkte mich auf die richtige Spur. Sie ließ mich willkommen fühlen. Sie zeigte mir alles, was ich nie als Kind erlebt hatte. Mein Vater war Alkoholiker seitdem meine Mutter, kurz nachdem ich eingeschult wurde, gestorben war. Es war nie leicht für mich und deshalb hatte ich mich mit fünfzehn entscheiden, auszuziehen und mich bei Fleur zu verstecken.
Alles, was sie als Kind und Teenager erlebt hatte, hatte ich nie erlebt.
„Es... es kribbelt in deinem Bauch... aber das... das ist jetzt schwer zu erklären"
Skeptisch zog ich eine Augenbraue hoch.
„Das wirst du merken, wenn du dich in jemand echten verliebst- ganz sicher. Du findest jemanden für dich"
„Danke Fleur"
Sie lächelte mich wieder an und dieses Mal brachte ich ein ehrliches Lächeln zustande.
„Siehst du das da vorne?", fragte sie nach einer Weile des Laufens. „Das ist der Fuchsbau"
Ein riesiges Haus tauchte vor uns auf. Es sah aus, als wären mehrere Schuppen übereinander gebaut worden.
„BILL!", kreischte Fleur und rannte auf ihn zu, um ihm in die Arme zu fallen. Er sah wirklich nicht schlecht aus mit seinen roten Haaren und erwachsenen Art.
Unsicher trat ich an sie heran und öffnete meinen Mund um mich vorzustellen, als eine rundliche, ältere Frau aus dem Haus gerannt kam und freudig ihre Arme ausbreitete.
„Willkommen im Fuchsbau! Du musst y/n sein?"
Leicht überfordert nickte ich.
Inzwischen hatten sich die zwei Verliebten auch schon voneinander gelöst.
„Ich bin Molly und das ist mein ältester Sohn Bill. Ihr müsst ganz erschöpft sein, kommt rein und stärkt euch"
„Ach, also ich-"
„Keine Widerrede ihr seid sowieso ganz unterernährt"
Sie scheuchte uns ins Haus, wo schon zwei Jungs, etwas jünger als ich, in der Küche standen und Kaffee tranken.
Der Rechte pfiff mir triumphierend zu und der andere zwinkerte grinsend.
Molly warf ihnen einen durchdringenden Blick zu und reichte mir eine Schüssel mit Suppe.
„Ähm, danke", brachte ich heraus.
„Ich habe dir wohl die Sprache verschlagen", lachte der erste.
„Träum weiter", murmelte ich und trug meine Suppe ins Esszimmer, wo drei weitere Leute mit Suppe saßen.
Eine rothaarige hauchte ihrem Vater zu: „Das ist Fleur?"
Alle betrachteten mich ungläubig.
„Äh... hi..."
Ich setzte mich ein paar Plätze weiter weg und spürte die durchbohrenden Blicke der Familie.
Mein Blick war auf meine Schüssel gerichtet und ich kämpfte mit meinen Gefühlen.
Hilflos suchte ich nach Fleur und Bill, aber nirgendwo eine Spur von ihnen.
Es klingelte.
Ehrleichterung durchzuckte mich für den Bruchteil einer Sekunde, doch dann bemerkte ich, dass niemand aufstand, um die Tür zu öffnen und ich so keine Sekunde der Ruhe hatte.
Ich starrte auf meinen Löffel, den ich über meine, noch unberührte, Suppe hielt.
„Setz dich und iss", hörte ich es aus der Küche von Molly.
Ich wagte nicht aufzusehen als sich Schritte näherten.
Neben mir wurde ein Stuhl knarzend zur Seite gezogen und jemand ließ sich neben mir nieder.
„Hi Charlie"
„Wie gehts?"
Kam es von einigen am Tisch und endlich wagte ich, aufzusehen.
„Hi alle zusammen"
Charlie. Seine roten Haare hatte er zu einem kurzen Zopf nach hinten gebunden und einige Strähnen lösten sich bereits. Sein Gesicht war Ruß verschmiert und auf seinen Armen, unter dem Shirt, bemerkte ich Brandnarben und seine braunen Augen waren auf seine Schüssel geheftet, in der er gedankenverloren rührte.
Er sah zu mir auf und lächelte vorsichtig.
„Hey. Ich bin Charlie. Bist du eine Freundin von den Zwillingen?"
Seine raue Stimme ließ mich zusammenzucken.
„N-nein, ich bin die beste Freundin von Fleur"
„Mmmm", er nickte.
Schließlich setzte er den Löffel an den Mund und spuckte die Suppe erschrocken wieder aus.
Sie war wohl zu heiss für den Guten.
Das sah so dämlich aus, dass ich unwillkürlich anfing, zu lachen.
Die Weasleys am Tisch starrten mich an und ich räusperte mich peinlich berührt.
„...Sorry", murmelte ich beschämt und das Blut schoss mir in die Wangen.
Er grinste.
Ein wohliges Kribbeln machte sich in meinen Magen breit.
Schweigend aßen wir unsere Suppen, nur hier und da klapperten mal die Löffel.

Just a little StoryWhere stories live. Discover now