Kapitel 7

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Ein nervtötendes klingeln weckte mich jetzt schon zum 2. mal, aber ich fühlte mich immer noch nicht danach, aufzustehen und dieses etwas auszuschalten. Es war aber auch ziemlich klar um was es sich dabei handelte, ich meine dieser Klingelton stammt aus meinem Lieblingsalbum von Ed Sheeran. "Dont fuck with my love, that heart is so cold, all over my arm, I dont wanna know that, baby. Dont fuck with my love, I told her she knows, take aim and reload, I dont wanna konw that, baby." Erst als es zum dritten mal ansetzten wollte, erbarmte ich mich den lieben Ed zu erlösen und nahm den Anruf entgegen. Eine laute aufgeregte Stimme dröhnte mir unerwartet ins Ohr, sodass ich beinahe mein Handy fallen lies. "Oh mein Gott! Endlich gehts du ran! Ich dachte schon diese drei Jungs würden dich in deren Wohnung festhallten. Wo bist du? Ich hab dir gestern schon geschrieben, hast du sie nicht bekommen? Wie gehts dir? Erzähl mir wie es war, is irgendetwas passiert?", natürlich! Es konnte sich bei dieser Stimme nur um eine Person handeln. Ines. Wie immer labberte sie ununterbrochen weiter. Stellte Fragen, auf die sie gar nicht erst auf eine Antwort wartet. "INES! Halt doch mal die Klappe! Bitte. Ich hab dir doch geschrieben. Wenn du willst treffen wir uns so in einer Stunde in unserem Café, aber bitte nicht jetzt und erst Recht nicht am Telefon." Sie murmelte etwas das nach einer Entschuldigung klang und legte dann mit einem: "Wir sehen uns in einer halben Stunde!" Auf. Super! Hört die denn nie zu? Immer muss alles nach ihrem Kopf laufen. Verdammt! Allein für den Weg hin brauch ich ungefähr zehn Minuten. Das heißt JETZT aufstehen. Mit einem undefinierbaren Grunzen erhob ich mich von meinem kuschligen Schlafgemach und trottete, Zombie-Style, ins Badezimmer, um wenigstens einen Teil meines völlig verstörendes Gesicht zu retten. Nach 15-minütigem, operativem Eingriff, sah ich dann doch 'okay'aus, obwohl ich meinen Mascara nicht finden konnte. Zeit für langes Entscheiden für die Kleiderwahl hatte ich nicht, also entschied ich mich einfach für den Assi-Jogginghosen-und-Sweatshirt-mit-Chucks-und-Messybun-look, läuft doch. Schnell rannte ich die Treppen runter, als ich plötzlich von einer Stimme hinter mir gestoppt wurde. "Ähm entschuldigung, Frau Stein, haben Sie auch zufällig ein lautes Geräusch mitten in der Nacht gehört? Es kam aus dem Treppenhaus.", eine ältere Dame mit Gehstock und Einkaufstüte stand in ihrer Wohnungstür und schaute durch dicke Brillengläser zu mir herauf. "N-nein hab ich leider nicht, tut mir leid. Ich muss jetzt auch weiter, weil ich bin verabredet und sowieso schon zu spät.", log ich und wollte mich schon wieder vorwärts bewegen, als die Frau sagte: "Ach, Sie treffen sich aber nicht zufällig mit diesem gut aussehenden jungen Mann von gestern? Sie wissen schon, mit dem Sie gestern im Hof saßen?" Mir stieg die Röte ins Gesicht, es war eindeutig, dass sie damit Taylor meinte. "N-nein, ich treffe mich nur mit meiner Freundin. Also ich muss. Auf Wiedersehen.", rief ich höflich, rannte aber dann doch die Treppen mit der doppelten Geschwindigkeit wie davor runter und schob mich durch die halb geöffnete Tür raus in den Hof und begab mich direkt in die Stadt.

Ines saß natürlich schon an unserem üblichen Platz und hatte auch schon für uns bestellt. Ja für uns. Nachdem ich immer das gleiche trank, war es auch kein Problem für mich. Als sie mich sah, stand sie auf schrie mir schon fast zu, dass sie hier saß. Nein darauf wäre ich jetzt nie gekommen. Erstens sitzen wir IMMER da und zweitens hab ich sie schon von außen gesehen mit ihrem neonpinken Tanktop. Ihr Geschmack für Kleidung war schon immer sehr.... Speziell. Nennen wir es so. "Ja, ich weis, wo du sitzt. Di fällst auch kaum auf.", ich senkte meine Stimme und bedeutete ihr auch leiser zu sein. Sie verstand. "Ok, erzähl mir wie es war. Ich möchte alles wissen.", sagte sie mit einem aufgeregten funkeln in den Augen. Sie ist wie ein kleines Kind. Schrecklich. "Also es sind nicht drei, sondern sieben.", ich machte eine kleine Pause, um ihre Reaktion zu sehen. Wie erwartet stand ihr Mund offen und sie starrte mich ungläubig an. Ich fuhr fort: "Sie wohnen alle in einem riesigen Haus, was schon fast wie eine Villa aussah. Eigentlich sind alle echt nett, bis auf diesen Joshua. Er ist ein bisschen seltsam, nicht nur weil er mich die ganze Zeit betoucht hat, also nicht schlimm, nur Hüfte und Oberschenkel, sondern auch weil er mich die ganze Zeit so komisch angeschaut hat. Richtig seltsam. Dann ist da noch Dominik, aber von ihm, Mark und Taylor hab ich dir ja schon erzählt. Ach ja und Mark hat mich geküsste und-" "Moment er hat WAS!?", unterbrach mich Ines mit einem wütenden Gesichtsausdruck, "Den mach ich fertig!" "Warte jetzt lass mich doch Ausreden, es war nur ein Kuss auf die Wange.", und so erzählte ich ihr von den anderen und den Verlauf des ganzen abends. Natürlich auch vom nächsten Tag und meiner Spritztour mit Taylor. "Hey wenn dieser Mark auf unsere Schule geht, können wir uns ja mit ihm zusammen treffen oder nicht?", fragte sie als ich geendet hatte und schaute mich mit einem erwartungsvollen Blick an. Ich nickte nur stumm und nippte an meinem Milchkaffee. "Ok, fürs erste bin ich zufrieden. Diesen Taylor darfst du mir gerne vorstellen und Joshua einen Drohbrief von mir weitergeben.", sie lächelte und trank den letzten Rest ihres Cappuccino aus, legte einen fünf Euro Schein und ein zwei Euro Stück auf den Tisch und stand auf. "Ich muss jetzt los. Meine Mutter wollte mit mir heute noch zu ein paar Verwandten fahren. Wir sehen uns morgen, Süße.", sie zwinkerte mir zu, als ich mich für den Milchkaffee bei ihr bedankte, aber noch sitzen blieb. Ich schaute ihr noch nach, was ziemlich lange dauerte, denn selbst in den Menschenmassen fiel sie mit diesem augenkrebs-verursachenden Oberteil einfach auf und stach heraus. Meine Ines. Sie mag vielleicht verrückt sein, aber sie hat mich schon vor so einiger Scheiße bewahrt und beschützt. Nach ein paar Minuten stand ich auf und verließ das Café und betrat die Innenstadt.

Einmal süß und blond, bitte!حيث تعيش القصص. اكتشف الآن