Das Buch auf deinem Bauch

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Hermine POV

Der Schlaf war mir erst wenige Stunden gnädig gewesen als ich von irgendwelchen Geräuschen aufgeweckt wurde. Immer wieder hörte ich diese leisen Töne, die folglich nur von Malfoy stammen konnten. Außer uns beiden und den Knieseln befand sich schließlich niemand im Zimmer.
Wäre mein Körper nicht im Halbschlaf gewesen, hätte ich sofort realisiert, das der Zauberer neben mir stöhnte. Und dieser Ton zog mein Innerstes zusammen, Malfoy musste Schmerzen haben. Warum wachte er dann nicht auf? Warum war er nicht schon wach?

Ohne darüber nachzudenken griff ich nach rechts zu dem kleinen Schrank neben dem Bett, auf dem mein Zauberstab lag und griff danach.
Ein furchtbar leises „Lumos" kam über meine Lippen und erhellte spärlich den Platz neben mir.
Bei der plötzlichen Helligkeit, auch wenn diese sehr gering ausfiel, zuckte Malfoys Körper zusammen.
Mit so wenig Bewegung wie ich konnte beugte ich mich behutsam über ihn hinweg und versuchte die Diptam Essenz zu greifen. Möglichst ohne den gesamten Inhalt auf dem Tischchen zu verteilen, oder gar etwas herunter zu schubsen.
Zu meinem Glück war Malfoy eingeschlafen ohne das er sein altes Trainingsshirt wieder übergestreift hatte.

„Was zur Hölle tust du da Granger?" fragte mich nun eine Stimme gefährlich leise und sehr wach.
Ich hatte nicht mitbekommen das er aufgewacht war und wollte gerade die Mullbinden von seiner Schulter entfernen, als ich mich so furchtbar bei dem unerwarteten Klang seiner Stimmt erschrocken habe und ertappt zusammen zuckte.

Was tat ich hier?

„Grenzen überschreiten." war die einzig plausible Antwort die mir auf diese prekäre Situation eingefallen war.
Also machte ich mit nervösen Fingern einfach weiter und tat so als hätte er gar nichts gesagt. Vorsichtig entfernte ich die Mullbinden von seiner Wunde.
Malfoy gab keinen einzigen Ton von sich und das Schweigen zwischen uns bereitete mir Unbehagen.
Also tat ich, was ich sooft tat, wenn ich nervös wurde. Ich redete.
„Du hast im Schlaf gestöhnt. Es klang in meinen Ohren schmerzerfüllt. Ich konnte dich nicht so liegen lassen. Also wollte ich noch etwas von der Essenz auf die Wunde geben und die Salbe darauf verteilen, das du in Ruhe weiter schlafen kannst."
„Du tust es bereits." verbesserte der nicht mehr ganz so eisige Slytherin Prinz.
„Stimmt. Und du hast es auch gleich geschafft."
Vom Rand der Wunde tupfte ich noch die Wundflüssigkeit ab und verteilte nun die Salbe darauf. Mit meinen bebenden Händen wollte mir das gar nicht so recht gelingen und ich brauchte viel länger, als vorhin für diesen kleinen Akt. 
Wieder blieben die Lippen des Malfoy Junior fest verschlossen.
Fast hätte ich ihm meine Bewunderung für seine Selbstbeherrschung ausgesprochen, aber er selbst war ein Meister darin, warum sollte ich sein Ego noch befeuern... Das war längst groß genug. 

Sobald ich fertig war sprang ich hektisch aus dem Bett und nahm die alten Mullstücke gleich mit.
Ich rannte regelrecht in das angrenzende Badezimmer, schmiss den Müll in den Eimer, der neben dem Waschbecken stand und wusch meine blutbefleckten Hände.
Mein Herz wollte gar nicht aufhören zu rasen und nahm mir fast die Luft zum atmen.
Die Wunde sah nicht gut aus. Das Zittern meiner Hände wurde unkontrolliert... wieso verschloss sie sich nicht... er sollte auch nicht solche Schmerzen erleiden.

Alter Bilder blitzen wieder in meinen Gedanken auf. Von Rons Arm, wie schlimm seine Wunde damals war, als wir aus dem Ministerium hatten fliehen müssen und er zersplittert war.
Die Diptam Essenz hatte damals sofort angeschlagen und die Wunde verschlossen, aber verheilt war sie erst nach einigen Wochen gewesen. Wie damals, starrte ich auf meine noch immer mit Blut besudelten Hände und versuchte es krampfhaft unter dem laufenden Wasser los zu werden. Die aufwallende Panik machte mich fast bewegungsunfähig. Nie wieder wollte ich diese schrecklichen Erlebnisse denken. Die Kiste in meinen Gedanken in der ich sie alle so sorgsam verschlossen und in Ketten gelegt hatte, war aufgebrochen. Weil ich das wenige Blut an meinen Händen nicht sehen konnte. 
War meine Mauer so leicht zu durchbrechen?
Nein. Ich war stark genug und stellte mir vor, wie ich all diese furchtbaren Bilder, Gefühle und Erlebnisse zurück in diese Kiste drückte.
Ich zwang mich zur Ruhe, Panik brachte mich nicht weiter, trocknete meine sauberen Hände ab und lief möglichst ohne einen Ton von mir zu geben ins Wohnzimmer.
Auf dem Couchtisch fand ich, im Licht der Laternen, sofort wonach ich suchte.
Es war ein altes Buch über Heilung. Und schon zu unseren Schulzeiten hatte ich damit begonnen, es mit Kräuterrezepten und Tinkturen aus der Muggelwelt zu füllen und diese zu vergleichen oder sie sogar miteinander zu mischen.
Im diesem Buch musste etwas stehen, was uns helfen würde.

das Wunder der magischen TierwesenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt