Der Fahrstuhl

60 3 0
                                    

Auch diese Nacht war erneut viel zu kurz.
Lange lag ich wach und habe gegrübelt. Über meine veränderte Arbeitssituation, den ungewollten Trip in die Vergangenheit, das was uns bevorsteht.
Und ich muss sagen das ich auch etwas aufgeregt bin. Wie lange habe ich mir nun schon gewünscht, mein Alltag wäre etwas aufregender oder zumindest wenigstens etwas abwechslungsreicher.
Auch wenn ich dafür Malfoy ertragen musste. Das war es mir wert.
Ich saß noch in meinen Schlafklamotten auf dem Bett, mein eines Bein hatte ich angewinkelt, das andere lang ausgestreckt auf der Decke. Vor mir lag ein Block mit Pergament Papier und ein Füller, das Schreiben ging damit so viel leichter und schneller von der Hand. Einen Brief, den an Harry hatte ich bereits fertig. Einen zweiten, den an Ron schrieb ich gerade um meine besten Freunde auf dem laufenden zu halten und endlich hatte auch ich mal etwas spannendes zu berichten, beziehungsweise würde es in naher Zukunft haben.
Eilig schrieb ich die letzten Zeilen zu Ende und band die jeweiligen Briefe an je einen Fuß der beiden Eulen die schon auf meinem Fensterbrett warteten.
Nach einem Eulenkeks flogen sie in den roten Morgenhimmel.
Träge zog ich mich an, trank meinen Kaffee und machte mich über den Kamin zurück in das Ministerium.
Eher semi gut gelaunt betrat ich mein Büro, stellte meinen dunkelgrünen Togo Becher neben den hohen Aktenstapel und griff nach der obersten.
Auch wenn ich gestern schon einiges hatte abarbeiten können, so hatte ich doch noch einiges vor mir.
Das würde mich Wochen kosten alles genau durchzuarbeiten.
Bereits gestern hatte ich mir viele Notizen machen können und damit begonnen sie in einen Bericht einzuflechten.

Zwei Kaffee und eine Menge Tee später, beschloss ich das es für heute gut sei. Etwas erschrocken stellte ich fest, das es bereits nach 21:30 Uhr war. Wieder einmal hatte ich mich total in der Arbeit verloren.
Also packte ich schnell meine Sachen zurück in meine Ledertasche und hing sie mir um. Um diese Zeit würde ich wohl eine der Letzten, wenn nicht sogar die Letzte im Ministerium sein. Freitagabend war es hier immer wie ausgestorben. Eben wie der Flur der von meinem Büro zu den Aufzügen führte.
Das goldene Gitter ruckte nach vorne und die wilde Fahrt begann. Ich hasste diese ruckelnden Aufzüge und hielt mich mit beiden Händen an dem Griff fest, als ich plötzlich stolperte, weil ich nicht damit gerechnet hatte, dass der Fahrstuhl noch einmal anhalten würde.
Gerade noch gelang es mir einen Fluch zu unterdrücken, als ich sah wer mir da Gesellschaft leistete.
„Malfoy." Nickte ich ihm zu. „Granger." Ebenfalls nur ein Nicken.
Ein Ruckeln und der Fahrstuhl setzte sich wieder in Bewegung, leider jedoch war uns das Glück nicht lange hold. Keine halbe Minute später, ruckelte es erneut und der Fahrstuhl wurde schwarz. Ich stolperte nach vorne und wurde von starken Armen davon abgehalten, meinen Körper gen Boden zu schleudern.
„Bei Merlin, verflucht." Versuchte ich mich aufzurappeln, was in Malfoys Armen gar nicht so einfach war. Sein Griff war fest und mein Kopf musste auf höhe seiner Schulter sein.
Ich konnte einen Hauch von seinem Duft erhaschen. Auch er roch nach Pergament, so wie es wohl auch mir erging. Aber da war noch mehr. Ein Hauch Apfel? Und Ingwer oder Zitronengras? Und sein ganz eigener Geruch mischte sich darunter.
Widererwarten roch er gut.
Dennoch wollte ich ihm nicht so nahe sein.
„Lass mich los." Forderte ich in die pure Schwärze hinein. Und abrupt ließen seine Hände von mir ab. Augenblicklich überzog mein Körper ein frösteln. Interessant.
„Da bleibt dieses Ding einmal in hundert Jahren stecken und ich muss hier mit dir feststecken, ich bin wirklich der größte Glückspilz." Zwar konnte ich Malfoy nicht sehen, aber irgendwie wusste ich das er mit den Augen gerollt hatte.
„Keine Sorge, du bist auch nicht meine erste Wahl der Gesellschaft." Konterte ich in die Dunkelheit und zog meinen Zauberstab. „Lumos." Flüsterte ich.
„Warum bei Merlin, bleiben diese Dinger überhaupt stecken? Wie kann das möglich sein?"
Die Worte sprach ich mehr zu mir als zu meinem Gegenüber.
In diesem Moment wirkte Malfoy allerdings einen stummen Zauber und der Fahrstuhl setzte sich wieder in Bewegung.
„Das war wohl lediglich ein schlechter Scherz, wenn er sich so einfach wieder in Betrieb nehmen ließ." Zuckte der ehemalige Slytherin mit den Schultern ohne mich auch nur anzuschauen.
Hatte die Fahrt schon immer solange gedauert? Das Schweigen zwischen uns breitete sich unangenehm aus.
Als wir endlich im Atrium des Ministeriums ankamen stürmte ich an Malfoy vorbei aus dem verfluchten Fahrstuhl und eilte zu den Kaminen.
Unsere Schritte, auf den kalten Stein, hallten laut in der Halle wieder. Ein Geräusch das fast gruselig wirkte.
„Wenn du das nächste Mal einen Anlass suchst um mich anzufassen, dann brauchst du nur zu fragen. Du musst nicht gleich den Fahrstuhl verzaubern Granger." Maßte sich Malfoy doch glatt an. „Wie bitte?" ich wirbelte herum und strafte ihn eines böses Blickes. „Was bildest du dir eigentlich ein?" schnaubend vor Wut verließen die Worte meinen Mund. Nichts mit beherrschter Professionalität.
„Das du mich unwiderstehlich findest und einfach keinen anderen Weg gefunden hast mir nahe zu kommen Granger." OH er wusste es, er wusste ganz genau wie er mich auf die Palme bringen konnte, und das war auch der Moment wo ich erkannte, das er mich eben nur aufstacheln wollte. Und nicht im geringsten daran glaubte, das das mit dem Fahrstuhl meine Schuld gewesen ist. Er wollte mich provozieren und es hatte funktioniert. Weshalb ich mich nun einfach umdrehte, nicht ohne ihm vorher noch ein wissendes Lächeln zu schenken. „Schönen Feierabend Malfoy." Damit verschwand ich im Kamin.

Zu Hause angekommen nahm ich mir vor, nicht mehr so schnell auf Malfoys Sticheleien einzugehen. Ich bin ihm direkt auf den Leim gegangen vorhin.
Wie untypisch von mir. Irgendwie musste ich mich dazu bringen, in ihm nur noch meinen Kollegen zu sehen und nicht mehr den Mobber meiner Schulzeit. Oder gar meinen Feind.
Aber sind wir das zum Ende des Krieges denn überhaupt noch gewesen?
In diesem Moment, als ich doch wieder in der Vergangenheit kramte, fiel es mir wieder ein.
Damals auf Malfoy Manor, er hatte uns nicht verraten. Er hatte uns sogar die Zauberstäbe ausgehändigt. Und Wurmschanz ausgeschaltet. Wie konnte ich das vergessen? Und die viel wichtigere Frage war, wieso hatte er es damals getan?
Ich musste einen Weg finden mich mit ihm auf professioneller Ebene zu arrangieren. Ich war Hermine Granger, ich bekomme das hin.
An Abenden wie heute vermisste ich Krummbein und wünschte ihn mir sehnlichst zurück. Zu Beginn unserer Jagt nach Horcruxen habe ich ihn an eine alte Dame übergeben. Es war Liebe auf den ersten Blick bei den beiden. Und ich weiß er ist sehr gut umsorgt bei der alten Hexe. Aber manchmal fehlt er mir noch immer.

Hunger hatte ich zwar keinen, dennoch machte ich mir etwas vom Auflauf warm, den ich noch von Ginnys letztem Besuch in der Tiefkühltruhe hatte. Ich glaube das ich die vegetarische Lasagne herausgefischt habe.
Im Ofen würde das nun etwa eine halbe Stunde brauchen, Zeit genug für mich um unter die Dusche zu springen und mich schon mal Bettfertig zu machen.
Ich hasste diese langen Tage. Es ist damals in der Bibliothek, allerdings habe ich mir da immer in Büchern verloren gehabt. Was nun leider nicht mehr der Fall ist.
Die Zeit die mir nun blieb um jetzt noch ein paar Seiten meines neusten Buches zu lesen war schwindend gering, zumal mir die Augen sowieso bereits fast zufielen.
Also schwang ich meinen Hintern unter die Dusche und spulte das Programm ab.
Ich schäumte meine Haare ein und genoss den zarten Geruch von Zitronengrass, was mir augenblicklich zwei sturmgraue Augen in die Gedanken schießen ließ.
Malfoy wie er mich um Fahrstuhl aufgefangen hatte, nur standen wir nicht mehr im Fahrstuhl sondern in der Dusche. Ich stellte mir vor, was sich unser seinem strengen Anzug verbarg. Wie seine Silbern schimmernden Augen mich streng musterten und nicht aus den Augen ließen, wie die heißen Wassertropfen an seinem muskulösen Oberkörper hinabrannen und meine Finger seicht über seine benarbte Brust fuhren.
Stop, Stop, Stop!
Hermine Granger! Ich versteifte mich augenblicklich, als mir bewusst wurde was genau ich da gerade getan hatte.
In meiner Mitte hatte sich bereits heiße Feuchtigkeit gesammelt. Nur bei dem Gedanken an Malfoy.
An MALFOY?!
War ich denn total verrückt geworden, bei Merlin. Ich brauchte definitiv mehr schlaf. Sonst würde ich wahrlich unsere Zusammenarbeit nicht überstehen, wenn meine Gedanken mir jetzt bereits solche Streiche spielten.
Damit war die Dusche für mich beendet.
Ich stieg gefrustet in die Kühle meines Bades und zog meinen Schlafanzug nach dem Abtrocknen über.
Ich hatte noch etwa fünf Minuten bis die Lasagne fertig war, also legte ich mir das Buch neben meinen gemütlichen schwarzen Sessel und zauberte mir eine Tasse Tee daneben.
Pünktlich zum „kling" des Ofens stand ich in der Küche und holte mein Essen heraus.

Ich schaffte es kaum ein Viertel des Auflaufes zu essen, ehe mir die Augen über meinem Buch zufielen und mein Kopf mit einem Ruck nach vorne sackte.

Okay, Schluss jetzt. Müde stand ich auf und schlurfte in mein Bett.
Und obwohl die Vorhänge zu gezogen waren, hatte man mich beobachten können. Dafür waren sie wohl einfach zu dünn.
Lediglich die Vorhänge im Schlafzimmer waren viel dicker, als im Rest der Wohnung.
Ich jedoch, sollte davon rein gar nichts mitbekommen. 

das Wunder der magischen TierwesenWhere stories live. Discover now