Kapitel 10

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Schlapp und immer noch schwer atmend vom Training lief ich frisch geduscht den Weg vom Sportfeld bis zum Internat. Ich war zwar nie die sportlichste Person, doch Leichtathletik verlangte einem schon einiges ab. Dass wir heute auch nur gelaufen sind, machte es nicht besser. Es war schon fast 21 Uhr und bereits dunkel. Die Luft war angenehmen warm und ab und zu wehte ein leichter Wind meine Haare hinter meine Schultern. Der kleine Pattweg, der um das Internat herum führte wurde nur vereinzelt von Laternen erleuchtet. Ich war froh, denn das Training hatte mich heute von meinem ständigen Gedanken an Olivia und Zayn abgelenkt. Plötzlich erschrak ich, denn ich spürte eine warme Hand, die mein Handgelenk umschloss und mich so nicht nur aus meinen Gedanken riss sondern auch zum stehen zwang. Ich versuchte bereits meinen Arm so zu drehen, dass ich mich aus dessen Fang entwinden könnte, bis ich Zayn's Gesichtszüge wahrnahm.

Erleichtert atmete ich aus und entspannte meinen Arm wieder.
„ Mann Zayn!" sagte ich und mein Herz fing an sich von dem Schock zu erholen. Zayn hatte nur sein typisches charmantes Grinsen aufgesetzt.
„ Wo hast du eigentlich gelernt, dich so an Leute anzuschleichen." fragte ich rhetorisch und gerade als er es nicht mitbekam, entriss ich ihm meinen Arm.
„ Das willst du gar nicht wissen." gab er nur von sich. Ich hatte jetzt keine Lust auf Zayn's Kommentare oder generell seine Anwesenheit. Es war schwer mir selbst einzugestehen, dass es mich verletzt hatte, dass er mir nie etwas von Olivia erzählt hatte. Es war schließlich nicht abzustreiten, dass sie sich sehr gut kannten. Schon wieder brodelte es in mir und anstatt Zayn anzumeckern, drehte ich einfach um und setzte meinen Weg fort.

Ich kannte Zayn zu gut, als dass ich nicht wüsste, dass es nichts bringen würde vor ihm wegzulaufen, doch so erweiterte ich wenigstens den Abstand zwischen uns beiden. Ich stapfte davon und nach nur drei Schritten hörte ich Zayn, wie er zu mir aufholte. Er war sowieso viel schneller als ich.
„ Hey." sagte er. Es war jedoch kein >Hey...- bleib stehen wenn ich mit dir rede.<, sondern eher ein >Hey...- was ist los, geht es dir nicht gut?<.
Mein Bauch wurde von einer Wärme durchflutet, dessen Quelle mein Herz war.
„ Kacey... warum antwortest du mir nicht auf meine Nachrichten? Ich habe mir Sorgen gemacht?" fragte Zayn. Ich setzte weiterhin einen Fuß vor den anderen so schnell ich konnte.

„ Ich hatte Training." gab ich nur knapp von mir und schaute Zayn nicht mal an. Er lief weiterhin neben mir her. Ich fragte mich, wann er mich wohl wieder herumwirbeln würde, damit ich stehen blieb.
„ Aber doch nicht den ganzen Tag." sagte er. Ich blieb stumm und lief weiter. Zayn seufzte frustriert und lief ebenfalls stumm neben mir her. Es dauerte keine Minute, bis er einen großen nach vorne Machte und sich vor mich stellte. Ich prallte gegen seinen Körper und taumelte wenige Schritte zurück. Diese Szene erinnerte mich an unsere erste Begegnung. Ich schluckte und schaute hoch in Zayn's angespanntes Gesicht. Er grinste nicht mehr. Er hatte seine vollen Augenbrauen zusammengezogen und schaute mich mit funkelnden Augen an. Zayn schaute ernst. Erst jetzt sah ich, dass er einen Trainingsanzug des Internats trug. Er musste wohl auch gerade vom Sport kommen. Entschlossen verschränkte er seine Arme vor der Brust und versperrte mir den Weg.

Ich schaute zu ihm hoch und versuchte ihn mit meinen blauen Augen zu erdolchen. Was fiel ihm eigentlich ein sich wie mein Vater aufzuführen? Ich wollte nicht mit ihm reden und das musste er akzeptieren. Mann Kacey, wie lange warst du jetzt schon mit dem leider echt gut aussehenden Mann vor dir zusammen? Dir sollte bereits klar sein, dass Zayn niemand war, der Situationen einfach so hinnahm und sie "akzeptierte". Ich biss auf meiner Unterlippe herum, während Zayn und ich uns weiterhin ein Augenduell lieferten. Wer würde wohl als erstes nachlassen? Zayn's Augen ließen als erstes von meinen ab. Haaah, gewonnen!! Das war der Vorteil bei blauen Augen, kaum jemand konnte ihnen standhalten. Doch bevor ich innerlich meinen Sieg feiern konnte, realisierte ich dass Zayn auf meine Lippen schaute und dann wieder in meine Augen. Ich hasste es wenn er das machte, denn ich wusste dann immer genau was er dachte. Und das schlimmste war, dass ich dann auch daran denken musste.

Jetzt grinste dieses Arschloch auch noch, was fiel ihm eigentlich ein?! Ich war schließlich sauer!!
„ Kacey, du könntest mir nie Angst machen, auch wenn ich weiß, dass du es gerade versuchst." grinste er. Ich schnaubte nur genervt.
„ Tu nicht so, ich weiß warum du mir aus dem Weg gehst." redete Zayn weiter. Sein Grinsen verschwand wieder.
„ Ach wirklich?" fragte ich in einem ironisch interessierten Ton.
„ Ich finde es süß, dass du eifersüchtig auf Olivia bist." sagte Zayn. Er hatte recht, doch ich würde ihm niemals die Genugtuung erlauben, dass er mit dem Wissen rumläuft, ich wäre Eifersüchtig auf Olivia.

„ Du kennst sie?" fragte ich trocken. Zayn nickte nur.
„ Wie gut?" fragte ich weiter. Ich versuchte mein bestes meine Stimme nicht brüchig erscheinen zu lassen. Er zuckte mit seinen Schultern.
„ Warum willst du das wissen, das ist Vergangenheit." entgegnete er mir stumpf. Ich schluckte hart. Klar wusste ich, dass die beiden eine gemeinsame Vergangenheit hatten, doch es nochmal aus Zayn's Mund zu hören, war zu viel für mich.
„ Du hast meinen Ex-Freund mit einer Knarre bedroht, da kann ich ja wohl fragen, was zwischen dir und Olivia ging." sagte ich entschlossen. Bei dem Gedanken an David bemerkte ich, wie Zayn's Kiefer sich anspannte.
„ Kacey... da lief wirklich nicht viel. Unsere Familien kennen sich gut, nur deshalb hatte ich was mit ihr zu tun." sagte Zayn. Ich runzelte die Stirn.
„ Ach und das liegt nicht etwa daran, dass sie wie ein Victoria Secret Model aussieht?" fragte ich. Zayn's Mundwinkel zuckten wieder nach oben.

Er legte seine Hände in meinen Nacken und streichelte mit seinen Daumen um meine Wangen. Mein Puls erhöhte sich automatisch und auch wenn ich es nicht wollte, konnte ich nicht anders als mich in Zayn's pechschwarzen Augen zu verlieren. Niemals könnte mir diese Dunkelheit, die in seinem Schwarz lag Angst machen. Ganz im Gegenteil, diese Dunkelheit zog mich an wie ein Magnet. Auch nur aus diesem Grund, schaffte Zayn es, dass ich alles um mich herum vergaß. Während er meinen Augenkontakt erwiderte, strich er mit seinem rechten Daumen über meine Lippen.
„ Ich habe noch nie jemanden so sehr geliebt wie dich."

Das war alles was er sagte und es reichte. Es reichte, um mich wieder ganz fallen zu lassen und als er seine Lippen auf meine legte, vergaß ich warum ich sauer auf ihn war. So wie immer löschte er meine schlechten Erinnerungen aus, wenigstens für ein paar Sekunden.

still in his heartWhere stories live. Discover now