Kapitel 5

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„ Nico ist schon immer der brave von uns gewesen." lachte Joshua und schüttete uns noch einen Roten nach. Ich lachte nur und stieß mit Joshua an.
„ Und wie lange kennt ihr euch jetzt schon?" fragte ich neugierig. Ich merkte wie meine Sinne immer vernebelter wurden und ich mich immer mehr auf Josh's Worte konzentrieren musste.
„ Ich glaube, da waren wir 4." antwortete Josh nach einigem überlegen.
„ Ja genau, seit dem Kindergarten." ergänzte Nico ihn. Ich saß zwischen den beiden und amüsierte mich wie schon lange nicht mehr.

Wir redeten viel über Nicos Kindheit, da es auch noch so vieles gab, das ich nicht über ihn wusste. Wir sprachen auch über mich und meine Vergangenheit, ließen jedoch alle traurigen Details aus, wobei leider nicht viel über blieb. Doch ich war den Jungs wirklich dankbar, dass sie mich ablenkten.
„ Und du bist also mit Zayn Black zusammen?" fragte Josh und runzelte die Stirn. Ich grinste nur idiotisch bei den Gedanken an Zayn. Zur Antwort nickte ich.
„ Wieso, kennst du ihn?" fragte ich.

„ Ja kann man so sagen, also dein Brüderchen hatte in letzter Zeit ziemlich viel mit ihnen zu tun." sagte Josh. Ich zuckte kurz zusammen. Seine Worte erinnerten mich an den Abend, an dem er in dem Haus der Black's aufgekreuzt war und mich gewalttätig von dem anwesend gezerrt hatte. Nico bemerkte meine Unsicherheit und legte einen Arm um meine Schulter.
Nico und ich hatten natürlich im Gegensatz zu Zayn und mir über alles geredet, was geschehen war. Und er hatte mich tatsächlich nicht nur dazu gebracht ihm zu verzeihen, sondern auch ihm zu vertrauen. Und das hatte seine Gründe.

„ Jetzt jedenfalls nicht mehr." entgegnete Nico und warf Josh einen mahnenden Blick zu. Josh wusste scheinbar sofort, dass er eine Grenze überschritten hatte. Er wusste ebenfalls viel mehr über alles Bescheid was geschehen war, als ich dachte. Nico musste ihm wohl sehr gut vertrauen, wenn er ihm alles erzählt hatte.
„ Noch ein Drink?" fragte Josh und schenkte uns schon wieder ein. Ich nickte nur und nahm das Glas entgegen. Ich hatte zwar das Gefühl, dass ich bereits meine Grenze an Alkoholkonsum überschritten hatte, doch das war mir egal. Ich spülte die Flüssigkeit hinunter. Mein Kopf wurde noch schwerer.

„ Also mal ehrlich, ich dachte eigentlich Zayn würde sich niemals auf ein Mädchen einlassen oder geschweige denn eine Beziehung eingehen." sagte Josh ungläubig. Ich wusste was er meinte, ich hätte es zuvor ja selber nicht gedacht.
„ Zayn und ich haben einfach beide schon viel durchgemacht und ich glaube jeder braucht jemanden, dem er vollkommen vertrauen und über alles reden kann." Josh schaute mich erstaunt an, fing jedoch dann an zu lächeln.
„ Wow, das hast du echt schön gesagt." grinste er. Ich lächelte zurück, doch mein Lächeln erlosch, als mein Blick von Josh zu tiefschwarzen Augen wechselte, die mir so pechschwarz entgegen funkelten, als würden sie alles in dunklen Nebel einhüllen wollen. Ich schluckte kurz und schaute immer noch zu Zayn, der mit verschränkten Armen vor der Brust vor unserem Tisch stand.

„ Wenn man von Teufel spricht." flüsterte Josh nur leise. Zum Glück war die Musik so laut, dass nur ich es hören konnte. Zayn schaute mich immer noch eindringlich an. Er stand total geladen vor uns und ich wusste genau, dass es hier gerade nur um seine Eifersucht ging. Zayn war wirklich der eifersüchtigste Mensch den ich kannte und er versuchte sie verglichen mit mir nichtmal sie zu verstecken.
Sein Blick zuckte zwischen mir und Josh hin und her. Die Bank auf der wir saßen, wurde immer voller sodass ich ziemlich nah an Josh dran saß. Das schien Zayn ganz und gar nicht zu gefallen.

„ Kacey!" er sprach meinen Namen mit so einer Energie aus, als wolle er damit Josh von mir wegschubsen. Ich wusste nicht, ob ich nun aufstehen sollte oder sitzen bleiben sollte, vor allem weil ich mich nicht mehr wirklich in der Lage schätzte jetzt noch gerade stehen zu können. Ich hatte wirklich zu viel Alkohol. Ermüdet rieb ich mir meine Schläfen, doch raufte mich dann zusammen um aufzustehen. Ganz leider musste ich dabei über Josh's Schoß klettern, da ich zwischen den ganzen Typen hier saß und nicht anders um den Tisch herumkam.

Zayn Arme spannten sich an und sein Kiefer begann zu mahlen. Ich schätzte es ihm ziemlich hoch an, dass er nicht direkt auf Josh losging, da ich wusste was für ein Aggressionsproblem er hatte. Doch ich merkte wie Nico ebenfalls aufstand, um mich zu stützen. Zayn musterte Nico kaum. Er hatte Nico seit Maes Beerdigung vor Monaten nicht mehr gesehen, doch er wusste dass er mein Halbbruder war. Ich lief zu Zayn hinüber, der direkt seinen Arm um meine Hüfte legte.
„ Kace, du bist total betrunken." merkte er an, als er mich stützen musst, damit ich nicht ins Schwanken geriet. Ich lachte nur.

„ Wir gehen." beendete Zayn seinen Satz und es hörte sich nach einem Befehl an, weshalb ich mich von ihm wegschob. Direkt geriet ich ins Schwanken.
„ Nein, ich will noch nicht gehen." sagte ich mir erhobener Stimme. Zayn hob seine Augenbrauen.
„ Du wirst auch sicherlich nicht hierbleiben. Wer weiß, wer deine Betrunkenheit noch ausnutzt." zischte Zayn und sein Blick huschte dabei unmerklich zu Josh hinüber. Ich schüttelte nur ungläubig den Kopf.
„ Zayn hör auf mich die ganze Zeit beschützen zu wollen. Ich bin doch kein kleines Kind mehr, ich entscheide selber für mich." fauchte ich Zayn an. Ich wollte eigentlich gar nicht so verärgert sein, doch der Alkohol verstärkte meine Emotionen bloß.

„ Das diskutieren wir nicht hier aus." sagte Zayn im Vergleich zu meiner Tonlage sehr ruhig und gefasst. Er machte einen Schritt nach vorne, um nach meiner Hand zu greifen, doch ich wich zurück. Ich prallte an Nicos Brust, der mich halb auffangen musste.
„ Wenn sie nicht gehen möchte, dann lass sie." erwiderte Nico anstelle von mir und schob mich neben sich. Eigentlich wäre es toll einen großen Bruder zu haben, der für einen einstand, wenn der Kontrahent nicht gerade Zayn Black war.

Nun schenkte Zayn Nico das erste mal seine Aufmerksamkeit und das war kein gutes Zeichen. Zayn nahm ihn ins Visier und straffte seine Schultern.
„ Ich glaube du hast hier gar nichts zu sagen in Anbetracht, dass du Kacey erst seit vier Monaten kennst." zischte er zu Nico rüber. Scheiße, sein Ton verriet mir, dass Zayn kurz davor war zu explodieren. Ich musste etwas tun, damit das ganze hier nicht noch ausartete. Ich merkte schon wie die Leute um uns herum auf uns Aufmerksam wurde. Im Hintergrund konnte ich Hunter und Celvin erkennen.

„ Ich denke, dass ich ihr Bruder bin und du mit meiner Schwester umgehst als wäre nichts passiert. Dabei wissen wir doch genau, dass sie dir niemals vertrauen wird." sagte Nico. Fuck, Fuck, Fuck... das war zu viel des Guten. Zayn zögerte nicht mehr und überbrückte die wenigen Meter zu Nico. Bevor er Nico zu Boden schubste, schob er mich zur Seite. Nun hatten wir die Aufmerksamkeit aller auf diesem Geburtstag. Ich stand da wie versteinert. Mein Freund, der gerade im Begriff war, meinen Bruder zu verprügeln. Nun traten auch Celvin und Hunter auf den Bildschirm und liefen auf Zayn zu. Josh und Nicos anderen Freunde sprangen alle von der Bank auf, um Nico zu helfen.

Mannomann, immer wieder so viel Testosteron. Das konnte man doch nicht aushalten. Ich musste das jetzt beenden. Noch bevor Zayn zum Schlag ansetzen konnte, griff ich nach seinem Arm und zog ihn von Nico Gesicht weg. Es war nicht so als hätte meine Kraft unter anderen Umständen genügt um Zayn von seinem Vorhaben abzubringen, doch Zayn bemerkte sofort, dass es meine zierlichen Finger waren, die sich um seinen Arm schlangen. Auch Hunter und Celvin waren eingetroffen und zogen Zayn an seiner Schulter zurück. Nico stand schon wieder auf seinen Beinen, doch er hatte sich besser unter Kontrolle als Zayn und sah nicht so aus, als wolle er ihm wehtun.

„ Zayn, wir gehen." sagte ich zu ihm und beendete die Szene, indem ich nach seiner Hand griff und ihn hinter mir her zog. Wir liefen durch die Menschenmasse, die sich ohne irgendwelche Schwierigkeiten vor uns auftat. Ich war sauer! Auf mich aber vor allem auch auf Zayn. Wenn es um mich ging, benahm er sich immer wieder wie ein Kind. Außerdem konnte er doch nicht einfach so auf meinen Bruder losgehen, egal wie sehr Nico ihn provoziert hatte. Ich hatte ihn schon so oft darum gebeten, seine Aggressionen mehr unter Kontrolle zu bringen, doch Zayn war einfach unverbesserlich.

still in his heartOù les histoires vivent. Découvrez maintenant