Kapitel 1

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„Ey Noah, ich wusste gar nicht, dass du einen Zwillingsbruder hast." rief Leo quer durch die Halle, gefolgt von albernem Gelächter. Leo zeigte auf einen ausgestopften Gorilla und wartete gespannt auf Noahs Reaktion.
„ Wie ein Kleinkind." antwortete Noah bloß und verdrehte genervt dennoch belustigt seine Augen.
„ Man mag kaum glauben, dass er am Wochenende 19 wird." sagte Cami nur kopfschüttelnd. Ich konnte mir ein Lächeln nicht verkneifen.

Es war schon irgendwie lustig, wie sich unsere Gruppe ein wenig wie Geschwister benahmen. Cami und ich liefen grinsend an Noah und Leo vorbei, die anfingen sich zu necken und sich immer wieder gegenseitig mit den Primaten hinter den Schaufenstern des Naturkundemuseums zu vergleichen. Das neue Jahr hatte begonnen und wir hatten zu Beginn des Schuljahres einen neuen Lehrer in Biologie und Physik bekommen. Mr. Walker war überzeugt davon, dass ein Museumsbesuch eine tolle Art war, sich besser kennenzulernen.

„ Schau mal, Mr. Walker ist ehrlich der attraktivste Lehrer den wir je an unserem Internat gehabt haben." flüsterte Cami zu mir rüber. Ich folgte ihrem Blick und musterte Mr. Walker, wie er mit verschränkten Armen vor einem Skelett stand und es anschaute, als würde er jeden Knochen einzeln benennen können.
„ Da muss ich dir wirklich recht geben." antwortete ich ihr kichernd. Plötzlich fiel mir ein, dass ich unseren neuen Biologielehrer nicht allzu offensichtlich anschmachten sollte.

Dabei kam mir die Frage nach Zayn auf. Wo war er überhaupt? Ich hatte ihn vor fünf Minuten doch noch bei Mr. Walker gesehen. Dabei wurde mir erst richtig bewusst, wie sehr Zayn sich eigentlich für Naturwissenschaften interessierte. Hochinteressiert las er sich jede kleinste Information durch und sprach darüber mit unserem neuen Lehrer. Ich musste schon wieder grinsen. Ich liebte es, wie ich jeden Tag wieder etwas Neues von Zayn erfuhr und über ihn lernen konnte. Doch wo war er nur?

„ Ich geh mal kurz auf Toilette." sagte ich zu Cami und lief mit einem suchenden Blick durch die Halle. Mein Blick schweifte über die anderen Besucher, doch nirgendwo konnte ich einen dunklen Haarschopf mit tätowierten Armen und einem dunklen Tshirt ausfindig machen.
Ich holte mein Handy heraus und gerade als ich Zayn's Kontakt herausgesucht hatte, wurde ich von einer Hand am Arm gepackt und in eine kleine Abstellkammer gezogen. Oder war dies überhaupt eine Abstellkammer? Ich konnte es nicht sagen, da es stockfinster war. Und eigentlich hätte ich schreien sollen, wäre mir nicht direkt mein Lieblingsduft in die Nase gestiegen.

„ Zayn, was...?" wisperte ich schwer atmend doch wurde harsch von seinen Lippen auf meinen unterbrochen. Meine weiteren Worte wurden von unserem Kuss verschluckt. Ich brauchte erst eine Sekunde, doch ließ mich dann ohne Hemmungen auf den wilden und leidenschaftlichen Kuss ein. Ich machte die Augen zu, was zwar nichts an meiner Sehfähigkeit änderte, dennoch war es ein Reflex. Er umgriff meine Taille und ich spürte seinen warmen Körper an meiner Haut. Die Abstellkammer war so klein, dass Zayn mich nichtmal gegen die Wand drücken musste.

Mein Körper durchfuhren Hitzewellen, auch weil es sehr stickig in dieser kleinen Kammer war. Umso schwieriger wurde es zwischen unseren Küssen noch Luft zu bekommen. Schwer atmend löste ich mich von ihm.
„ Zayn...." keuchte ich, doch er verweigerte mir eine Pause. Stattdessen spürte ich seine Lippen auf meinem Schlüsselbein. Seine Hände schoben entschlossen mein weißes Top hoch, ich seufzte laut.

„ Psssssst." Zayn hielt in seiner Bewegung inne.
„ Zayn... wir sind hier auf einem Schulausflug." sagte ich, während ich immer noch nach Luft schnappte.
„ Ich weiß." sagte er und auch wenn ich ihn nicht sehen konnte, hörte ich sein Grinsen aus seinen Worten heraus. Das brachte mich zum Lächeln.
„ Es könnte jederzeit jemand die Tür öffnen." flüsterte ich. Jedoch schien es ihn nicht wirklich zu kümmern, sondern nur noch viel mehr anzuturnen.
Aber wem machte ich etwas vor, ich hörte mich alles andere als konsequent an.
„ Ich weiß." flüsterte er an meinen Lippen.

Sein heißer Atem überzog meinen ganzen Körper mit einer Gänsehaut. Ich lächelte, was Zayn wohl als Einladung nahm, erneut seine Zunge in meinen Mund gleiten zu lassen. Ich konnte ihn nicht aufhalten... ich wollte es auch nicht. Seine Hände glitten über meinen ganzen Körper und ich wusste nicht ob ich es bereuen oder mir dafür danken sollte, dass ich heute einen Jeansrock angezogen hatte. Es war viel zu leicht für ihn...

Ich stöhnte auf. Fuck!! Das war viel zu laut. Ich kniff die Augen zusammen. Auch Zayn schien der Meinung zu sein, doch anstatt aufzuhören, presste er einfach seine linke Hand auf meinen Mund, während er mit seiner rechten weiter machte. Meine Atmung war so unkontrolliert und schnell.
„ Fuck Kacey..." sagte er, ebenfalls schwer atmend. Seine Finger glitten immer wieder auf und ab. Zayn's Hand lag immer noch auf meinem Mund, sodass ich nichts antworten konnte. Ich würde wahrscheinlich auch kein Wort herausbringen, denn ich war zu beschäftigt damit keine Laute von mir zu geben.

Zayn nahm seine Hand wieder von meinem Mund, nur damit er mich wieder küssen konnte.
„ Ich liebe dich." flüsterte er, während einer Pause. Meine Antwort bestand darin, meine Hände um seinen Nacken zu legen und ihn zu mir herunterzuziehen, um ihn erneut küssen zu können. Seitdem wir vor ein paar Monaten das erste mal diese drei Wörter zueinander gesagt hatten, war es ganz anders zwischen uns. Aber eher im positiven Sinne. Wir konnten die Finger nicht mehr voneinander lassen, wenn auch überwiegend Zayn von mir, dennoch war es ein berauschendes Gefühl. Es war so, als würde ein "Ich liebe dich" in Zayn's Sprache heißen "Du gehörst mir und ich gehöre dir"

Jemand, von dem ich mich so sehr geliebt fühlte. Dennoch kehrte in schwächeren Momenten immer wieder das Gefühl zurück, dass Zayn sich mit allem was er tat immer und immer wieder bei mir Entschuldigen wollte. Ich hatte zwar alles andere als ein Problem mit dem was er tat, doch eher mit dem warum er es tat. Immer wieder weckte es in mir die Erinnerung an die Entführung, den Tod meines Vaters und Zayn's Lüge. Doch ich schob diese Gedanken in die hinterste Ecke meines Kopfes, sowie ich es schon seit Monaten tat. Verdrängen konnte ich gut und so wie es aussah, Zayn auch.

still in his heartWo Geschichten leben. Entdecke jetzt