Schicksalsbegegnung

III.

Wir sind kurz nach dem Frühstück aufgebrochen, erstmal nur um Bücher und Klamotten zu kaufen. In meiner Kleinstadt gibt es wenige Läden, dazu gehören ein Buchladen, ein Kleidungsgeschäft, ein Supermarkt und noch ein Baumarkt. Wenn man noch etwas anderes benötigt, muss man ungefähr dreizehn Kilometer bis in die nächste Großstadt fahren und wenn man dort angekommen ist, muss man, bevor man wieder aufbricht, ganz genau überlegen, ob man nicht doch noch etwas braucht. 

Zuerst waren wir in der Surefire Clothes Boutique, um für Jack ein paar Sachen zum Anziehen zu kaufen und er hat jetzt zwei Tüten voller neuer Sachen. Die musste ich natürlich bezahlen, da er kein Geld dabei hat, das macht mir aber nichts aus, weil ich vor ein paar Monaten sehr viel von meinem Großvater geerbt habe, den ich leider nicht sehr gut kannte. Ich habe mir von dem Geld mein Haus gekauft und mir eine Absicherung für die Zukunft angelegt und jetzt muss ich nicht mehr arbeiten. Ich liebe diese Stadt einfach und ich würde mein Leben für nichts in der Welt eintauschen, denn vor allem ohne die Arbeit kann ich mein Leben in vollen Zügen genießen. 

Danach waren wir in dem kleinen Buchladen in meiner kleinen Stadt und ich habe meine Bestellung abgeholt und nach den Bestsellern des Monats gesehen. Die Hälfte davon hab ich gelesen, der Rest war nicht ganz mein Geschmack. Ich stehe überhaupt nicht auf Fantasy, Thriller oder Krimis. Romanzen treffen meinen Geschmack am besten. Ich habe mir eine Sammlung von Grimm's Märchen bestellt, mein Vater hat mir früher immer abends am Bett daraus vorgelesen. Jedes Mal, wenn ich mir "die Gänsemagd" durchlese, wird mir ganz warm ums Herz, das war früher mein Lieblingsmärchen und Papa hat es mir am öftesten vorgelesen. Jack und ich sehen uns noch ein wenig um, bevor wir gehen und Jack sucht sich gerade ein Buch aus, als mir die perfekte Idee kommt. Wir könnten gleich, nachdem wir die Einkäufe bei mir zuhause abgestellt haben, einen Picknickkorb packen und  uns nach unserem Spaziergang an den Teich setzen und etwas essen, während wir die Schwäne und Enten beobachten. 

Jacks Sicht:
Als wir wieder bei Daisy zuhause angekommen sind, hab ich den Picknickkorb gepackt, während Daisy unsere Bücher wegbringen wollte. Ich fühle mich ein bisschen, als würde ich mich etwas aufdrängen, weil ich nicht nur bei ihr wohne, sondern jetzt auch noch ihr Geld verbrauche. Ich werde mal mit ihr darüber reden müssen. Ich schmiere ein paar Sandwiches und bereite noch einen Obstsalat zu, bestehend aus Birnen, Kirschen, Erdbeeren, Bananen, Äpfeln und ein paar Beeren. Außerdem packe ich noch etwas frisch gepressten Orangensaft und Wasser ein, es soll uns heute an nichts fehlen. 

Als Daisy runterkommt, ist sie erstaunt, dass ich schon alles vorbereitet habe, aber ich finde es ist selbstverständlich. Sie bezahlt alles und soll dann noch einen Finger rühren? Kommt nicht in Frage. Sie ist so nett zu mir, sie ist noch viel besser als ich sie mir vorgestellt habe als ich ihr Buch gelesen habe. Es wäre perfekt, wenn ich immer so mit ihr leben könnte. Ich fühle mich hier so wohl und es fühlt sich so an, als wäre ich schonmal hier gewesen oder als wäre ich für das hier gemacht. Ich wünschte, ich könnte Daisy erzählen, dass ich hier bleiben möchte, bei ihr. Aber das geht erst, wenn ich sie erfolgreich gerettet habe. In dem Buch spielt sie eine Nebenrolle, sie ist die Cousine der Hauptperson und sie verbringen auf Familientreffen immer Zeit miteinander. Doch irgendwann kreuzt sie nicht mehr auf und es kommt in den Meldungen, dass es einen Terroranschlag gab und die Familie kriegt später einen Anruf, dass sie dabei umgekommen ist. Ich weiß jedoch nicht, wo oder wann dieser Anschlag ist, ich weiß nur, dass das Familientreffen im frühen Sommer stattfindet und dass Daisy auf dem Weg dorthin als Geisel genommen wird und nicht mehr beim Treffen ankommt.