Ich will jemanden anrufen, aber ich weiß nicht wen. Espen, Maggie oder doch erst Frederik? Ich will mich nicht so einsam fühlen. Eine Umarmung wäre jetzt so schön. Meine Hand steuert unbewusst zu meinem Bauch und legt sich sacht darauf. Leicht streiche ich ihn. Darin ist wirklich ein kleines Wesen. Mein kleines Wunder. Dieser Gedanke verdrängt endlich die Einsamkeit und die Trauer, sodass ich mich stark genug fühle, wieder aufzustehen.

Ich muss zu Dr. Conceição, sie muss uns durchchecken. Mir fehlen Untersuchungen, Schwangerschaftsvitamine, mit allem bin ich völlig hinterher. Ich bin völlig überfordert mit der gesamten Situation.

Die Gynäkologie und Kinderstation sind auf einem Stockwerk, meine Füße kennen den Weg. Mein Körper steuert auf Autopilot durchs Krankenhaus. Vor der Anmeldung der Abteilung bleibe ich stehen. Eine junge Frau mit grauen Augen mustert mich aufmerksam. Erst hier wird mir wieder bewusst, dass Ich noch  meinen weißen Kittel trage. 

"Hallo, ich bin Serlina J-Horton. Ich brauche bitte einen Termin für eine Vorsorgeuntersuchung. Ich habe erst vor ein paar Minuten von meiner Schwangerschaft erfahren und bin wahrscheinlich im dritten Monat vielleicht auch schon weiter."

Die Worte verlassen einfach meinen Mund. Ich muss wissen, dass alles in Ordnung ist. Wir soll ich mir verzeihen, wenn dem Kind meinetwegen etwas passiert ist.

"Rebekka, ich werde mich erst um Serlina kümmern. Trage bitte ihre Termine in meinen Kalender ein und wenn wir fertig sind, kannst du ihr alle Unterlagen aushändigen. Wir sollten die Untersuchung nicht länger warten lassen.", erklärt Thaynara Conceição ihrer Mitarbeiterin freundlich.

Die Oberärztin der Gynäkologie ist noch recht neu am Clearwater, aber sie war mir schon vom ersten Augenblick an sympathisch. Leider konnten wir noch kaum Zeit füreinander, aber wenn es unser Terminplan zulässt, verbringen wir unsere Essenspausen zusammen.

"Lass dich erst einmal drücken, Bonita. Du bist ganz bleich im Gesicht.", mit diesen Worten zieht sie mich in eine kräftige, herzliche Umarmung.

Genau das habe ich gebraucht. Sie riecht nach Limetten und etwas süßlichem. Etwas zu süßlich für meine empfindliche Nase, sodass ich mich viel zu schnell wieder aus ihren weichen Armen lösen muss. Zum Glück muss ich mich nicht erneut übergeben, und so lasse ich mich nur erschöpft auf die Patientenliege nieder. Ein ungewohntes Gefühl, nun auf dieser Seite zu sein. Mir wird plötzlich so warm, dass ich den Kittel ausziehe und achtlos fallen lasse.

"Ich lasse dich nicht länger zappeln. Ich möchte erst ein Ultraschalluntersuchung machen, alles andere können wir anschließend besprechen, wenn das nötig ist. Was das Fachwissen angeht, bist du sicher bestens informiert."

Ohne Anweisungen ziehe ich mein Oberteil weit nach oben, sodass Thaynara die kalte Flüssigkeit auf meinem Bauch verteilen kann. Auch wenn ich vertraut mit dieser Art von Untersuchung bin, zucke ich durch die Kälte zusammen. Es ist so ungewohnt nicht die Ärztin, sondern die Patientin zu sein.

Alle Gedanken an die andere verschwinden, als ich mein kleines Baby sehe. Freudentränen glänzen auf meinem Gesicht.

"Dem Kind geht es sehr gut. Du brauchst dir keine Sorgen machen, es sind keine Auffälligkeiten zu erkennen, Bonita. Ich würde sagen, du bist in der 14. Schwangerschaftswoche. Willst du das Geschlecht schon erfahren, oder kommst du noch mal mit deinem Mann dafür wieder?"

Erleichtert greife ich nach ihrer Hand und drücke sie. Sie lässt mir wortlos die Zeit, die ich zum Nachdenken brauche.

"Nein, ich will es nicht wissen. Das ist mir nicht wichtig, ich wollte nur sichergehen, dass es dem Kind gut geht.", antworte ich ihr mit zittriger Stimme.

Cupid Eric - COUPLED BY A CHILDWhere stories live. Discover now