little mirical

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Serlina

Meine Finger zittern und mein Herz pocht stürmisch in meiner Brust. Seit Tagen hatte ich keinen ordentlichen Schlaf gehabt und nun schlage ich ungewollt Wurzeln vor dem Personalbüro des Clearwaters. Fahrig überlege ich, ob mir ein Fehler bei meinen Patienten unterlaufen ist. Wollen sie mich feuern? Gab es Probleme bei dem Routine-Drogen-Test, den jeder Mitarbeiter hin und wieder durchführen musste? Unzählige Befürchtungen und Fragen tauchen in meinem erschöpften Kopf auf. Wäre ich heute doch einfach weiter im Bett geblieben.

Wir hatten bereits einen schlechten Start in die Woche, indem Alva über Nacht Fieber bekam und zusätzlich an Übelkeit und Erbrechen litt. In jeder freien Sekunde, die wir sie nicht gesund pflegten, fing ich an zu weinen. Es war die erste Krankheit eines meiner eigenen Kinder und noch bevor ich mir wünschen konnte, das nächste Mal, wäre weit in der Zukunft, hat es auch Eric erwischt. Frederik ist mit ihm Zuhause und hält mich regelmäßig auf dem Laufenden.

"Kommen Sie herein, Dr. J-Horton.", werden meine Gedanken von Mr. Klein unterbrochen.

Noch bevor er mir einen Grund nennen kann, weswegen mich die Personalabteilung sprechen möchte, gteife ich nach seinem schwarzen Plastikmülleimer. In dem kurz darauf geräuschvoll mein Mageninhalt landet. Peinlich berührt wische ich mir den Mund mit einem Tuch ab, dass er mir reicht. Der Mann fährt sich nervös durch das Haar, öffnet ein Fenster und lässt sich in seinen Schreibtischstuhl fallen. Sein Schreibtisch quillt über vor Personalakten und Papieren, woraus er etwas zusuchen scheint. Es dauert einige Anläufe, bis er die richtige Akte aus dem Chaos herausgezogen hat. Er beginnt zu reden, aber ich bin so aufgeregt, dass ich ihm nicht zuhören kann. Einige Minuten fällt es ihm nicht auf und als er es endlich bemerkt, legt er mir die Zettel auf dem Papierberg direkt vor mich. Es sind die Ergebnisse des Drogentests. Flüchtig gehe ich die ersten negativen Ergebnisse durch, keine Spuren von illegale Substanzen. Auch wenn ich es genau so erwartet habe, bin ich erleichtert. Negative Ergebnisse bekommt man üblicherweise direkt in einer E-Mail mitgeteilt, wieso haben sie mich dann herzitiert?

"Ich bin definitiv nicht die richtige Person, die Ihnen das sagen sollte, aber in diesem Gespräch geht es um ihren hohen humanen Choriongonadotropin-Wert. Sie wissen schon hCG."

Bei jedem weiteren Wort wird es ihm unangenehmer und zum Schluss muss er sich räuspern.

Meine hCG-Werte sind zu hoch, genau das stand in einer der unteren Zeilen meiner Testergebnisse. Meine Augen hängen an dieser viel zu hohen Zahl fest.

"Das musste ich Ihnen mitteilen. Melden Sie sich doch bei Dr. Conceição für einen Termin.", damit schiebt er mich aus seinem Büro.

"Oh und herzlichen Glückwunsch!", fügt er noch unbeholfen hinzu, bevor die Tür zufällt.

Meine Füße werden schwer wie Blei und ich kann mich keinen Millimeter mehr bewegen. Die Stühle des Wartebereichs sind zehn Meter entfernt, aber ich schaffe es nicht mehr. Müde lasse ich mich auf dem glatten Boden im Gang nieder. Ich weiß nicht, wie ich mich fühlen soll. Mein Körper fühlt sich so leer an, aber das ist er nicht. Vermutlich schon eine ganze Weile nicht mehr. Wie konnte mir das nicht auffallen? Ich bin Ärztin, ich hätte die Symptome bemerken sollen. Plötzlich fange ich lauthals an zu lachen. Flynn hatte recht behalten. Vielleicht war ich wirklich schon auf der Hochzeit schwanger. Jetzt, wo ich es weiß, tauchen immer mehr Momente auf, in denen ich es hätte erkennen können. Die Unterleibskrämpfe, die mich sonst nie quälten. Meine Heißhungerattacken nach meinen Schichten im Krankenhaus. Mit Stimmungsschwankungen und dieser nervigen Müdigkeit kämpfe ich schon seit Monaten.

Was mache ich jetzt? Wir haben doch schon eine perfekte kleine Familie. Es wird alles durcheinanderbringen. Will Frederik überhaupt noch ein Kind? Diese Gedanken hüllen mich in Trauer und mein Gesicht wird überspült mit salzigen Tränen. Ich fühle mich so einsam, er sollte hier sein. So hätte ich mir diesen Moment nie vorgestellt. Nicht so unpersönlich wie Mr. Klein mir das unsensibel verkündet hat. Eher zusammen mit Frederik oder Maggie in Vorfreude wartend. Doch ich sitze allein auf dem Krankenhausboden, während das Krankenhauspersonal an mir vorbeizieht.

Cupid Eric - COUPLED BY A CHILDWhere stories live. Discover now