Kapitel 7: Käseigel

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"Ich bringe Ihnen Ihren Beeeseeen!", blökte die Staatsanwältin genervt in den Hartplastik Telefonhörer hinein. Annegret am anderen Ende der Leitung war schwer von Begriff. "Egal, Sie sind also zu Hause? Ich komme vorbei, bis gleich!"

Damit legte sie auf, ohne eine Antwort abzuwarten. Am Telefon konnte sie sich so lange erklären wie sie wollte, AKKs Gedächtnis hatte wohl etwas gelitten. Da half nur direkte Konfrontation.

Noch etwas keuchend nahm die junge Frau auf dem Fahrersitz ihres Wagens Platz. Sie war den Berg bis zu ihrer Straße beinahe hochgerannt. Die kalte Luft brannte in ihrer Lunge.

Sie hatte sich schnell AKKs Besen geschnappt und ihn auf die Rückbank geworfen. Wo AKK ungefähr wohnte, wusste sie. Auch wenn dieses Auto meilenweit von einem Navi entfernt war, hatte sie genug Orientierung bis Püttlingen.
Sie schaute auf die ungewohnten Armaturen. Das schwarze, perfekt runde Lenkrad hatte ein bestechend minimalistisches Design. Darin konnte sich nur leider unmöglich ein Airbag verstecken.

Dafür gab es schon ein Radio. Sie drehte an einem Knopf, der vielversprechend aussah. Nach etwas Knistern rief ihr ein enthusiastischer Radiomoderator entgegen: "...Und nun weiter mit unserem Hit Mix der letzten 5 Jahrzehnte! Das Beste aus den 70ern, den 70ern und dem unvergleichlichem Sound der 70er!"

Sie wusste nicht ob sie lachen oder weinen sollte, aber konnte nicht widerstehen ein bisschen im Takt der Musik auf dem Lenkrad mitzuklopfen.

Nach einer halben Stunde war sie vor dem Haus angekommen, in dem AKK und ihr Mann wohnten. Sie parkte das Auto am Straßenrand und stieg aus.
Ein sandfarbener zotteliger Hund lief ihr wuffend bis zum Gartentor entgegen.
Vic nahm noch schnell den Besen von der Rückbank und sperrte das Auto ab.
Während sie die Klingel suchte, schaute AKK, durch das Bellen angelockt, schon aus der Haustür raus.

"Ah, Sie sind es, Victoria. Ich weiß wirklich nicht was Sie von mir wollen." Sie stemmte die Hände in die Seiten.

"Darf ich trotzdem rein kommen?"
Sie seufzte: "Natürlich."

"Greifen Sie ruhig zu."
Vic saß am Couchtisch und nahm sich ein Waffelröllchen von der Gebäckmischung aus einer der Blechdosen, die normalerweise Omas immer irgendwo herzauberten.

"Hat es etwas mit Ihrer Tätigkeit als Protokollführerin im Kreisverband der JU zu tun?", fuhr sie fort.

"Mit der WAS bei der WAS?", krächzte Vic drei Oktaven höher, sich halb verschluckend.

Sie musste husten.
"Warten Sie, ich bringe Ihnen ein Glas Wasser."
Vic nahm einen großen Schluck und beschloss nicht weiter darüber nachzudenken, in welchem Amt und welcher Partei sie scheinbar steckte.
Sie räusperte sich: "Also Nein. Nein nein, damit hat es nichts zu tun. Vielmehr mit unserer besonderen Mission. Schattenkabinett? Klingelt da was bei Ihnen?"
"Ähm. Eigentlich nicht, nein."
Vic hob den mitgebrachten Besen vom Boden auf und hielt ihn AKK unter die Nase.
"Und jetzt? Ihr Dibbelabbes? Erinnern Sie sich?"
Wie gebannt starrte die Ex-Verteidigungsministerin auf den langen Stab. Dann nahm sie ihn Vic aus der Hand und streichelte über das Holz.
"Dibbe-... oh, ja! Mein– wo hast du ihn her? Wo war er? Geht es ihm gut? Ich verstehe nicht."

Vic erklärte ihr, was sie von ihrem gemeinsamen Plan und dem letzten Abend noch zusammenbrachte und AKK nickte an der ein oder anderen Stelle zögerlich.

Das SchattenkabinettOnde histórias criam vida. Descubra agora