Kapitel 5: Error in Personal

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Ein bisschen nervös war sie.
Sie schaute aus ihrem Bürofenster ohne wirklich etwas zu sehen. Die kahlen Äste des Baums vor ihrem Fenster wurden von dichten Nebelschwaden umspielt.

Es war kalt geworden. Seit Tagen kam die Sonne nicht mehr richtig raus. Was aber auch wieder egal war, denn wenn sie ihren Arbeitsplatz abends verließ, war es nach der Zeitumstellung schon dunkel und meistens ging sie sowieso in das Kellergewölbe.

Das Zauber-Training nach der Arbeit lief gut, es machte Spaß, sie fühlte sich beinahe angekommen in dieser Welt.
Nur musste sie regelmäßig Aufnahme Anträge für die CDU oder SPD Mitgliedschaft abwehren.
Sie lieferten sich ein kleines internes Battle, wer sie zuerst rekrutieren konnte – nicht wissend, dass beide nicht die geringste Chance hatten.

Und heute Abend sollte sie nun ihren kleinen Hexschein erwerben. Damit durfte sie auch ohne Aufsicht kleine Alltagshexereien durchführen.

Seltsamerweise war die Zaubereiausbildung an das juristische Ausbildungssystem angelehnt. Es folgten nach dem kleinen Schein, noch große Hexscheine in den Kernbereichen, darauf eine Schwerpunktausbildung sowie das erste und zweite Hexamen.

Ihr schwante, dass dieses System frei erfunden war und sie die erste Person war, die es überhaupt durchlaufen musste, aber bei drei Juristen als Ausbildern konnte sie wohl nichts anderes erwarten.
Sie war bereits durch ihr eigenes Studium leidgeprüft, das tat jetzt auch nichts mehr zur Sache.

Aber sie freute sich darauf, dass sie nach heutigem Bestehen der Prüfung von nun an bei sich zu Hause üben konnte. Ohne AKKs Blicke im Rücken wäre es sicher angenehmer.
Generell waren die drei Politiker die Menschen, die sie im letzten Monat am meisten gesehen hatte. Mehr als ihre Freunde, das konnte nicht gut sein. Sie brauchte mehr Abstand.

"N'abend Erich, heute wieder im Dienste des Kommunismus gespukt?"

"Uhhuhuhuuu heute hatte ich Spaß! Ich war kurz nebenan im Landtag, da habe ich den alten Herrn von der AfD bei seiner Rede ein bisschen aus dem Konzept gebracht – nicht, dass es jemandem aufgefallen wäre. Der redet sowieso immer etwas wirr. Huhuhu."
Er lachte sein Gespensterlachen sichtlich zufrieden und hielt sich dabei den Bauch.
Vic grinste mit ihm.
Dann schaute sie sich schnell nach allen Seiten um und zückte eine Hand.
Sie wisperte: "Ene mene Leerverkauf, Tunnel gehe leise auf! Hex hex!"

Es funktionierte. Da hatte sie einen guten neuen Spruch für die Schaffung von Schlupflöchern gefunden.

"Hallo alle zusammen!"
Sie gab Heiko wie immer eine Ghetto-Faust und nickte den anderen beiden zu. Sie sahen allesamt angespannt aus.
AKK war heute im Kostüm erschienen und Altmaier trug einen schwarzen Umhang.
Die Fackeln an den Wänden leuchteten abwechselnd blau, violett und grün.

"Gehört das zur Zeremonie? Ihr wisst doch, dass ich zaubern kann, ist doch keine große Sache."
Sie nahm einen stabilen Stand ein und hob ihr Hände. "So, womit soll ich anfangen?"

Altmaier räusperte sich: "Hast du einen Vorschlag Heiko?"

"Ähm, könntest du mir eine Tasse Tee hexen? Ich fühle mich irgendwie verschnupft."

Vic schaute argwöhnisch, dann begann sie: "Ene mene, wieder-Weihnachten-ohne-Schnee, für Heiko eine Tasse Tee. Ene mene Beulenpest – und dazu ein Coronatest. Hex hex! Hex hex!"

In Heikos Händen erschienen eine dampfende Tasse Kräutertee und ein verpacktes Testkit.

"Danke", antwortete er nasal klingend.

"Na ich hoffe du kannst den Test bei Bedarf auch negativ hexen, wir können heute Abend echt keinen Ausfall gebrauchen", kam es von Kramp-Karrenbauer.

Vic schaute fragend zu Altmaier, dieser antwortete: "Also zunächst herzlichen Glückwunsch zur bestandenen Prüfung. Da sind wir uns denke ich alle einig, dass du dieses Niveau spielend beherrschst."
Er schaute kurz in die Runde.

Das SchattenkabinettWhere stories live. Discover now