Kapitel 12: Lava

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Über dem Regierungsviertel senkte sich die Sonne und färbt den Horizont in ein leuchtendes Orange, das ohne Zwischentöne in ein perfektes Pastelllila überging.

Vic schielte mit einem Auge sehnsüchtig auf die Heizpilze, die gerade aufgestellt wurden.

Die Lampionketten schaukelten leicht im Wind, der vom Fluss her kam, und komplettierten das Lichtkonzept dieser "Beach-Bar", das aus Diskokugeln, Lichtorgel und Lavalampen zu bestehen schien.

Die Ex-Minister hatten bereits eine ganze Weile lang das Tanzbein geschwungen, sich aber inzwischen hingesetzt um sich zu unterhalten.

Die junge Staatsanwältin saß mit mehren Metern Abstand zu ihnen an der Theke auf einem Barhocker und knabberte an einem Glas Salzstangen.

Sie hatte keine Lust sich an deren Unterhaltung zu beteiligen.
Sie hatte keine Lust, mit ihnen über die Sache zu reden.
Sie hatte keine Lust alles schon wieder erklären zu müssen, falls sie erneut an scholz-gleicher Amnesie leiden sollten.

Ihr war auch egal, ob sie sie noch als Lehrer brauchen könnte, um ihre Zauber-Skills zu verbessern.
Am besten vergaß sie die ganze Geschichte. Es war ja nochmal alles gut gegangen.
Auch wenn das mit der angeblich morgigen Abstimmung über Vergewaltigung in der Ehe etwas seltsam war. Aber vielleicht hatte sie die Schlagzeile auch nur falsch verstanden. Morgen war auch noch ein Tag.
Es konnte doch nicht immer an ihr allein hängen bleiben, die Welt zu retten?

Ihre Hand griff ins Leere.
Ups. Sie hatte das Glas mit den Salzstangen komplett alleine geleert.

"Hey, darf ich dir noch was bringen?", der aufmerksame Barkeeper lächelte sie an. Seine dunkelbraunen Locken wippten mit jeder seiner Bewegungen. Er stützte sich mit ausgestreckten Armen auf seiner Seite der Theke auf.

"Ja gerne", sie schob ihm mit einem breiten Grinsen das leere Glas entgegen.

"Vielleicht noch was zu trinken dazu? Komm, geht auf mich", erwiderte er zwinkernd.

"Nein, quatsch, ich kann zahlen, meine ...Freunde da hinten haben nur mein Geld..."
Sie reckte den Hals um die anderen beiden ausfindig zu machen und zeigte in die ungefähre Richtung von Heiko und Annegret. Wenig überzeugt folgte er ihrem Blick.

"Ach, ich weiß genau, was du jetzt brauchst", er goss Cola über Eis in ein großes Glas ein und gab einen Schluck irgendeiner Spirituose hinzu, dann garnierte er das Ganze mit einem Glitzer Puschel und pinken Plastikstrohhalm.
Vic nahm es entgegen und zog am Strohhalm. Hirnfrost breitete sich unmittelbar in ihr aus. "Mh. Kalt. Und was ist das? Cola mit einem Hauch von... Alkohol? Nach Alkohol schmeckender Alkohol."
"Korn." Half ihr der junge Barkeeper auf die Sprünge.

"Cola...Korn... Korn-Cola... Seh ich echt so danach aus, dass ich vom Dorf komme? Wir haben früher aber Eistee-Korn getrunken, mit Eistee aus Granulat. Das war räudig. Aber erfüllte seinen Zweck..." In Gedanken schweifte sie zu ihrer Abi-Party zurück.

"Nein nein, das ist hip. Mit Cola geht alles!"

Sie runzelte die Stirn: "Tatsächlich? Dachte alkoholfreier Gin wär das neue Ding."

Ihre Unterhaltung wurde durch ein lautes Woo-en unterbrochen, als die ersten Takte des nächsten Songs erklangen. Alle Gäste sprangen auf und stellten sich erwartungsvoll auf die freie Tanzfläche.

"Oh nein, nicht schon wieder Macarena. Ich sitze noch nicht lange hier und es ist schon das zweite Mal. Was ist das, eine 90er Motto-Party? Kommt gleich auch nochmal Barbie Girl?"

"Du kannst dich gegen den größten Sommerhit des letzten Jahres nicht wehren!", er schnalzte mit der Zunge und machte eine scheuchende Bewegung mit seiner Hand, "Ab mit dir zu den anderen. Du weißt doch wie der Tanz geht, oder?"

Das SchattenkabinettTempat cerita menjadi hidup. Temukan sekarang