Wahrheit

29 1 0
                                    

Das Leben auf der Drachenbasis ging weiter. Und es war geschäftiger als zuvor.

Mit Heidruns Entscheidung zu bleiben, hatten die Drachenreiter ein wertvolles Teammitglied gewonnen, dass sie sowohl auf Einsätzen als auch bei der strategischen Planung sehr von Nutzen war. Ein wenig erleichterte es mich, zu wissen, dass nun jemand dabei war, der ebenfalls gesehen hatte wozu Viggo im Stande war und die anderen angemessen darauf vorbereiten konnte. Nicht das ich Hicks und seinen Freunden nicht zutraute, gegen die Drachenjäger anzukommen, doch Heidrun und ich hatten damals einen so tiefen Einblick in das Netz der Grimmbornbrüder erhalten, dass es fahrlässig wäre, diese Kentnisse nun nicht zu nutzen. Aufgrund des allgemeinen Misstrauens mir gegenüber - welches wohl erst nach Jahren wirklich verschwinden würde - durfte ich nie an ernsthaften Planungen beteiligt sein und oft hatte es mir schlaflose Nächte bereitet, wenn die Drachenreiter wieder auf einer Mission unterwegs waren. Doch nun da Heidrun bei ihnen war, fiel es mir schon ein wenig einfacher sie ziehen zu lassen.
Und das war in letzter Zeit immer häufiger passiert. Die Kämpfe gegen die Drachenjäger liefen auf Hochtouren und immer wieder kehrten die Drachenreiter erfolgreich zurück. Zu gern würde ich manchmal Viggos Gesicht sehen, wenn Hicks wieder einen seiner Pläne zerstörte oder seine Schiffe versenkte. Und mit jedem Sieg wuchs die Zuversicht in mir und die Angst der alten Tage wich ein Stückchen mehr in die Vergessenheit.
Natürlich war mir klar, dass dies auch gefährlich werden konnte und so ermahnte ich mich immer wieder selbst zur Vorsicht. Ich hatte schon einmal vergessen wie gerissen unser Feind war; dieser Fehler würde mir kein zweites Mal unterlaufen. Und so blieb ich wachsam, erlaubte mir aber dennoch Erleichterung zu verspüren wann immer Hicks und die anderen auf die Basis zurückkehrten.

Ich hatte mich währenddessen hauptsächlich der Verwaltung der Basis gewidmet. Da die Drachenreiter immer öfter fort waren, fielen einige Aufgaben an, deren Erfüllung nun an mir lag. So kümmerte ich um Fischbeins Gärtchen und um die Nachtschrecken, um die Sicherheitsmaßnahmen und die Patrouillen, die Instandhaltung der Basis und die Aufstockung der Vorräte. Es war angenehm, wenn auch anfangs etwas ungewohnt. Vor meiner Zeit auf der Drachenklippe bestand mein Alltag darin Trübsal zu blasen, Pläne zu schmieden und Kämpfe auszutragen. Nun war alles so viel friedlicher. Selbstverständlich gab es noch immer Konflikte und schwierige Situationen, doch alles in allem hatte ich das Gefühl ein bisschen leichter geworden zu sein. Die Last die einst auf meinen Schultern geruht hatte, begann sich endlich zu lichten und machte Platz für eine innere Zufriedenheit, die ich mir schon so lange gewünscht hatte. Manchmal dachte ich darüber nach, ob ich wohl die selbe Art von Zufriedenheit vespürt hätte, wäre ich tatsächlich eines Tages mit Dagur auf die Berserkerinsel zurückgekehrt, doch eine richtige Antwort würde ich darauf wohl nie finden. Ich wusste, es würde nie das Selbe sein, aber vermutlich war es das Beste, dass ich je bekommen würde und ich wollte dankbar sein, für das was man mir hier schenkte.

Und auch die Drachenreiter schienen positiv überrascht über die zwischenmenschliche Entwicklung der letzten Monate. Seit der Aussprache mit Heidrun schienen sich die Wogen nocheinmal geglättet zu haben und gemeinsam wollten wir nun die Machenschaften der Drachenjäger ein für alle Mal beenden. Und nach meinem Entschluss mein Schicksal nicht mehr von anderen bestimmen zu lassen und Entscheidungen zum Guten zu treffen, hatte ich auch endlich das Gefühl ein wenig freier zu sein. Ich wollte mich nicht mehr abducken und herumschupsen lassen; ich war ein Mensch und ich hatte genauso ein Recht darauf meine Gedanken und Gefühle zu äußern wie alle anderen. Ich wollte mich nicht mehr von meiner Verzweiflung und dem Schmerz leiten lassen, stattdessen wollte ich mutig in die Zukunft blicken und mir etwas aufbauen, auf das ich stolz sein konnte. Und genau das tat ich auch. Ich erfüllte meine Aufgaben mit Pflichtbewusstsein und jeden Abend kehrte ich nachhause zurück in dem Wissen etwas Gutes getan zu haben und mit jedem Tag der verstrich, schien die Sonne heller zu strahlen und die Sterne noch zahlreicher zu funkeln.

Die Erzählungen einer Drachenreiterin.         [Dragons FF]Where stories live. Discover now