Kapitel 4

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Es war mitten in der Nacht, doch ich bekam kein Auge zu. Ich war hellwach. Wenn die Sonne aufging, würde ich aufstehen. Bis dahin waren es allerdings noch vier Stunden und heute war der große Tag, da musste ich ausgeschlafen sein. Also versuchte ich wenigstens zu ruhen. Nach einer halben Stunde nickte ich endlich ein, wenn auch nur kurz.

Nachdem die Nacht dem Tag gewichen war und ich mit einem Müsli vor dem Fernseher saß, schaute ich wieder einmal die News, als die Nachricht der Nachrichten kam.

»Es ist so weit. In wenigen Stunden treffen die unbekannten Flugobjekte in der Erdatmosphäre ein. Was auch immer Sie gerade tun, gehen Sie so schnell wie möglich ins Haus und warten dort. Im besten Fall bleiben Sie nicht allein, um sich im Notfall gegenseitig helfen zu können. Hoffentlich haben Sie eine Notfalltasche gepackt, denn die sollten Sie jetzt bereithalten.« Ich hatte und brauchte auch niemanden. Mir würde schon nichts passieren. Warum berichteten, die Medien alles so, als stände uns ein Krieg bevor?

Wir wussten natürlich nicht, ob es so war, aber vielleicht waren diese Wesen auch nur neugierig. Nicht alles muss gleich böse sein, nur weil wir nichts darüber wussten.

Dann wurde über die Aufnahme der Situation der Menschen geredet. Dass sie sich ins Chaos gestürzt hatten, wurde nicht direkt erwähnt, aber ich war mir sicher, es würde so ausgehen. Bestimmt würde das nur für unnötige Aufruhr sorgen. Heute blieb jeder, der es konnte, Zuhause. Die Schulen waren geschlossen und auf den Straßen war kaum eine Menschenseele zu sehen. Die nahmen das alles echt ernst.

In den nächsten Beiträgen, wurde weiter über die Außerirdischen diskutiert, wie nun weiter verfahren wird, sollte es soweit sein und wie eine Evakuierung aussehen würde. Wenn sie mich fragten, war das alles viel zu viel Weltuntergangsstimmung.

Ich hoffte auf das Beste. Immerhin eine, die optimistisch war.

Ein gutes Buch. Ein guter Kaffee. Perfektes Wetter. Das war meine Art von Zeitvertreib. Noch war alles entspannt und ich musste mir keine Sorgen machen, dass hatte ich alles in den letzten zwei Tagen gemacht. Jetzt konnte ich die letzten ruhigen Momente genießen und Kraft für was auch immer sammeln. Alles war durchdacht. Zumindest von mir.

Ich hatte mir alle Möglichkeiten ausgemalt. Jede erdenkliche Art mit Alien zu kommunizieren oder von ihnen ermordet zu werden. Kurz und schmerzlos. Mich hielt nicht viel fest. Trotzdem war ich willensstark. Zumindest hatte ich mir das so lange eingetrichtert, bis ich es glaubte. Nichts konnte mich noch überraschen. Nur das Ende meines Buches ...

Also begann ich zu lesen und tauchte in diese spannende Geschichte ein. Ich vergaß die Zeit. Erst, als mein Magen zu grummeln begann, stand ich auf und überlegte, was ich mir kochen sollte. Im Schrank fand ich eine Spaghettipackung. Die brauchte ich wohl kaum in der Notfalltasche, da fehlte nämlich der Camping-Kocher und so einen besaß ich nicht. Sonst müsste ich noch Töpfe, Feuerzeug und ein Zelt mitnehmen. An Camping hatte ich nicht gedacht und auch keine Lust. Dann wäre die „Notfalltasche" weitaus größer. Nur das nötigste.
Und Mal ehrlich, ungekochte, harte Nudeln schmecken doch nicht, dann kann ich ja gleich einen ganzen Apfel essen inklusive Kerne und Stiel - am besten noch mit Blättern.

Also gab es heute Spaghetti Carbonara zum Mittagessen. Die Raumschiffe würden demnächst eintreffen, um es auch mitzubekommen, schaltete ich den Fernseher ein und ließ ihn nebenbei laufen. Von der Küche aus hatte man beim Kochen einen guten Blick in das Wohnzimmer genau wie zum Balkonfenster raus, weil die Zwischenwand nur halb hoch war.

Ich verfeinerte gerade die Soße, als aufgeregte Stimmen aus dem Fernseher zu mir drangen. Als ich aufschaute, wurde von einer Sonde aus dem Weltraum ein Live-Video eingeblendet. Darauf erkannte man eine metallische Kugel, die mit rasender Geschwindigkeit auf die Erde zusteuerte. Es folgten drei und noch einmal zwei Flugobjekte mit etwas Abstand.

»Ah!«, machte ich erschrocken, denn die Carbonara blubberte im Topf und ein paar heiße Spritzer waren auf meiner Haut gelandet. Rasch wischte ich sie ab, drehte den Herd runter und rührte geistesabwesend um, während ich den Blick wieder zum Fernseher wandte. Selbst, wenn ich pausenlos hinaus starrte, würde ich wahrscheinlich nur durch die Medien die Alienlandung mitbekommen. Ich schmunzelte über mich selbst und widmete mich wieder der Soße, aber behielt das Fenster vorsichtshalber im Blickwinkel.

Nach einer Viertelstunde stand ich auf dem Balkon und schlürfte die Spaghetti. Das Fleisch war perfekt, ebenso wie die rote Soße. Jeden Moment war es so weit. Keine Ahnung, ob ich hier überhaupt etwas mitbekommen würde, aber das war mir egal. Ich wollte nicht beim Essen gestört werden, danke.

In den Medien würde ich sicherlich erfahren, wo die Kugeln landen könnten, das wurde bestimmt schon alles ausgerechnet. Obwohl das doch ziemlich verlockend klang ... Also drehte ich mich um, aber schaute wieder zurück, denn ich hatte etwas im Augenwinkel am Himmel wahrgenommen.

Mit großen Augen starrte ich zum Meer. Jetzt wurde es spannend, weshalb ich mir die Spaghetti schneller reinschaufelte.

Ein dunkler Ball durchbrach die Wolken, wo die Sonnenstrahlen mit langen Armen hinterher griffen, verblassten jedoch, bevor sie das Wasser erreichten. Geräuschlos landete die Kugel im blauen Horizont. Sie war zu weit entfernt, als dass ich es hören könnte. Schall war nun mal nicht der Schnellste. Ich sah meterhohe Wellen aufspritzen und kurz darauf kam bei mir das dumpfe Geräusch des Aufpralls an. Ich brauchte nicht lange, um zu kapieren, dass diese Kugeln die Raumschiffe waren.

Das Allobjekt reflektierte das Sonnenlicht, als wäre es poliert. Die beiden nächsten metallischen Kugeln ließen nicht lange auf sich warten. Sie fielen näher an dem Strand als die erste. Dieses Mal allerdings spürte ich beim Aufprall ein leichtes Vibrieren im Boden. Der Mangosaft im Glas wog in kleinen Wellen hin und her.

Von hier aus, sahen die Raumschiffe wie kleine Punkte aus, aber von Nahem waren sie bestimmt riesig. Ich hielt nach den anderen Kugeln Ausschau, sah sie allerdings nicht. Dann beobachtete ich wieder die gelandeten Schiffe - der Name passte momentan, da sie im Wasser waren.

Neugierig stellte ich den leeren Teller ab, aber wandte den Blick nicht von den Objekten ab. Ich erwartete, dass sie sich bewegten oder Greifarme bekamen. Sie öffneten sich noch nicht einmal. Alles blieb ruhig. Wie komisch.

Alienwar - Ist das der Untergang?Where stories live. Discover now