Prolog

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Prolog

Ich starrte zu ihm hinauf. Ich hatte mich in meinem ganzen Leben noch nie so frei gefühlt. Ich hatte das Gefühl, dass ich fliegen könnte, dass ich einen beliebigen Stern vom Himmel holen könnte. So viele Gefühle durchströmten meinen Körper. Es war befremden sowas überhaupt empfinden zu können. Ich wusste selbst nicht einmal, dass ich solche Gefühle hatte, dass ich diese Art an mir hatte.
Neugierde
Ich bin neugierig auf das Unbekannte. Ich möchte es erforschen, es herausfordern, es kennenlernen und es verstehen lernen. Ich dachte ich wüsste alles. Ich dachte ich hätte alles erfahren, was es im Leben gab. Wieder einmal fällt mir auf wie naiv ich gewesen bin. Dass ich mit verbundenen Augen durch die Welt gelaufen bin.
Ich wollte mehr. Ich wollte so viel mehr, dass ich all die Dinge nicht beschreiben konnte. Mein inneres fühlt sich an als würde es im nächsten Moment explodieren. Mein ganzer Körper kribbelte. Ich bin aufgeregt. All die Jahre habe ich mich in einem Schneckenhaus versteckt, hinter großen Mauern, die keiner bezwingen konnte und ausgerechnet mir passiert, dass was ich niemals erwartet hatte.
Ich hatte mich über beide Ohren verliebt. Ausgerechnet ich! Ich besaß keine Gefühle. Ich verliebte mich nicht. Vor allem nicht in irgendeinem Typen. Warum musste mir sowas passieren?! Es kommen Seiten in mir zum Vorschein, wo ich nicht einmal wusste, dass sie existierten, dass ich überhaupt so bin. All die Zeit dachte ich, ich wüsste es.
Falsch gedacht.
Ich hatte mich geirrt.
Wieder einmal.
Ich spielte mit dem Feuer. Ich sollte es nicht tun. Ich sollte zurückweichen und gehen. Aber ich konnte es nicht. Ich wollte es nicht einmal! Ich möchte mich verbrennen. Ich möchte sehen was passiert. Ich spielte ein Spiel ohne die Regeln zu kennen. Ohne zu wissen wie dieses Spiel gespielt wurde. Ich hatte jegliche Wahnung ignoriert. Mir wurde so oft gesagt, dass ich meine Beine in die Hände nehmen und rennen soll. So schnell wie ich konnte. So weit wie ich konnte, denn wenn er mich fangen würde, würde ich niemals wieder von ihm los kommen würden. Ich hatte ihnen nicht geglaubt. Ich hatte meine Freunde ausgelacht. Für mich war alles nur ein Witz gewesen.
Jede Erzählung.
Jedes Gericht.
Jede Warnung.
Bis jetzt.
Seine grünen Augen funkelten mich wütend an. Zu mindest glaubte ich, dass sie wütend waren. Ich konnte es nicht richtig einschätzen. Meine Haut stand in Flammen so intensiv war sein Blick. Ich glaubte er könnte alles in mir sehen. Meine Gedanken, meine Gefühle oder mein lauter Herzschlag. Er machte mich nervös. Er schaffte es, dass ich unruhig werde. Ich wagte es nicht den Blickkontakt zu unterbrechen. Sein grün hatte mich gesucht, gefesselt und immer weiter in seinem Bann gezogen. Ich konnte mich nicht los reißen auch wenn ich es wollte. Dafür war ich zu schwach. Zu unfähig. Ich schluckte den dicken Kloß in meinem Hals runter.
Ich fluchte innerlich.
Ich konnte nicht Mals einen klaren Gedanken fassen und nur wegen ihm. Es war alles seine Schuld. Ich wollte ihm all meine Gedanken erzählen aber sein Blick ließ mich verstummen. Ich schluckte jedes Wort hinunter und traute mich nicht die Stille zwischen uns zu unterbrechen.
Was ist nur los mit mir?
Er kam einen kleinen Schritt näher. Es fehlte nicht mehr viel, dann würde seine Brust meine berühren. Warum tut er es nicht einfach? Warum berührt er mich nicht? Ich brauche ihn so sehr. Seine Wärme. Seine Nähe. Einfach alles.
Und was tut er?
Er steht vor mir, schaut auf mich herab und spricht mit mir kein Wort. Ich musste meinen Kopf in den Nacken legen, damit ich ihn weiter anschauen konnte. Warum musste er auch noch so verdammt groß sein? Nein, er ist keinen halben Kopf größer als ich sondern über einen!
Langsam hob er seine Hand, strich mir vorsichtig eine verirrte Haarsträhnen aus dem Gesicht und lies seine Hand an meiner Wange liegen. Ich beobachtete jeden seiner Bewegungen. Ich bin auf der Hut. Ich bin so verdammt nervös, dass es mich ganze Kraft kostete mich zusammen zu reißen. Jeder meiner Muskeln war angespannt, alles stand unter Strom und dass allein wegen seinem Blick. Wegen seiner Berührung. Weil er mir so nah ist. Und es war noch immer nicht genug. Ich wollte noch immer mehr. Viel mehr. So viel mehr.
,,Wie oft habe ich dir gesagt, dass du mich nicht provozieren sollst? Dass du weglaufen sollst solange du noch kannst. Warum kannst du nicht einmal hören, wenn man dir was sagt? Warum musst du immer das Gegenteilige machen? Habe ich mich etwas nicht klar und deutlich aus gedrückt?" Seine Stimme war rau und tief.  Sie wirkte so viel dunkler als das Grün in seinen Augen. Ich schaute zwischen seinen Augen hin und her in der Hoffnung ich könnte irgendwas aus seinen Augen lesen. Egal was, hauptsache irgendwas. Ich wollte Antworten auf meine gefühlt tausend Fragen, die ich mich nicht traute zu stellen.
Plötzlich packte er mich an meinem Hals. Sein Griff war bestimmt und fest, doch ich konnte noch atmen. Mein Herz überschlug sich in meiner Brust. Es schlug in einem Rhythmus, den ich nicht kannte, was mich innerlich wahnsinnig machte.
Ich schluckte.
Was hatte er vor?
Was wollte er machen?
Was geht in ihm vor?
Er zog mich vor seinen Lippen. Seine Augen wanderten von meinen zu meinem Mund und wieder zurück. Innerlich flehte ich ihn an, dass er mich küssen sollte. Er tat es nicht. Es waren nur einige Millimeter, die fehlten und er machte verdammt noch Mal nichts. Ich schrie im inneren auf. Der Typ machte mich so verrückt, dass ich meinen Verstand verlor. Dass sich mein Gehirn automatisch abschaltete und alles vernünftige sich in mir verabschiedete.
Plötzlich presste er seine Lippen auf meine.
Ich seufzte innerlich auf.
Endlich.
Endlich konnte ich ihn spüren aber es ist noch immer viel zu wenig. Ich möchte so viel mehr als das was er mir in diesem Augenblick gab. Würde ich es ihm sagen? Nein. Ich möchte nicht betteln. Ich möchte ihn nicht zeigen, was ich am meisten bräuchte und ich mir am meisten wünschte.
Ich durfte mich ihm nicht öffnen. Denn wenn ich das tue laufe ich in Gefahr verletzt zu werden. Ich würde es nicht noch einmal im Leben ertragen, wenn mir jemand das Herz aus der Brust riss. Ich möchte mich nicht noch einmal im Leben schwach fühlen. Dieses Gefühl als wäre ich aus Glas und ich könnte in jeder Sekunde Auseinanderbrechen, dass wollte ich nicht mehr. Ich möchte endlich wieder stark sein. Wieder Selbstbewusst sein. Endlich wieder nach vorne schauen, aber das würde nicht funktionieren, wenn mein Herz wieder in Scherben liegt.
Ich musste aufpassen. Ich musste mich verschließen und niemals meine Gefühle tief in mir verschließen.

Mister ArrogantWo Geschichten leben. Entdecke jetzt