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Tyler antwortet mir nicht. Also habe ich recht.
„Wir sprechen da später in Ruhe mit Cole drüber. Jetzt gehen wir erstmal zur Ergotherapie." ich habe gar nicht bemerkt, dass er geparkt hat. Der Gesichtsausdruck meines Bruders wirkt nicht sehr freundlich. Hoffentlich habe ich ihn nicht verärgert, ich sag ja, ich mache mir Probleme.

„Na komm schon Lia, so schlimm wird es nicht werden." er zwinkert mir zu und steigt aus dem Auto aus. Vielleicht ist er doch nicht sauer auf mich? Ich versteh das alles nicht.

Schüchtern folge ich meinem Bruder in das weiße moderne Gebäude. Tyler weiß anscheinend, wo wir hinmüssen, denn er läuft mit energischen Schritten Richtung Aufzug.
„Können wir nicht die Treppe nehmen?" frage ich meinen Bruder unsicher.
„Wir müssen in den 5.Stock, Lia. Ich möchte nicht, dass du dich mit deinem starkem Untergewicht, überanstrengest." Er wirft mir einen besorgten Blick zu und ich stöhne auf.

Wieso meinen meine Brüder eigentlich, dass ich zu schwer bin? Vater hat mich immer kritisiert, weil ich zu fett bin. Was ist denn jetzt richtig? Das ist alles so schwierig...

Als wir aus dem Aufzug treten, stehen wir direkt in der sehr hell und freundlich eingerichteten Praxis.

„Guten Tag, kann ich ihnen helfen?" ertönt eine jüngere Frauenstimme. Die Frau kommt auf uns zu, sie ist unfassbar hübsch. Das scheint auch mein Bruder zu bemerken, denn er starrt sie kurz an, bevor er antwortet.
„Wir haben einen Termin Lia Anderson"
„Achja genau, ich bin Helena, die Assistentin von Vincent. Er erwartet euch schon." Helena deutet uns an ihr zu folgen. Schnellen Schrittes läuft sie durch den Flur, klopft an einer Tür und öffnet sie dann. Gemeinsam treten wir ein.

„Vincent, Lia Anderson ist jetzt da." ein junger Mann, wahrscheinlich nicht älter als Tyler, kommt in unser Blickfeld.

„Danke Helena", er lächelt ihr kurz zu und wendet sich schließlich an uns. „Hallo, ich bin Vincent dein neuer Ergotherapeut."

„Hallo" murmele ich schüchtern.
Tyler reicht ihm die Hand „Tyler Anderson, Lias Bruder und Erziehungsberechtigte. Sie haben mit meinem Bruder telefoniert."
Gemeinsam setzen wir uns in die Sofaecke.

„Also Lia dann erzähl mal, warum bist du hier?" fragt mich Vincent.
Nervös verknote ich meine Hände miteinander und starre auf den Boden.
„Es ist nicht schlimm, wenn du nicht drüber reden willst. Auf deiner Überweisung steht das wichtigste drauf, was ich machen muss." beruhigte er mich. „Ich erkläre einfach erstmal, was genau ich mit dir eigentlich vorhabe, okay?" ich nicke vorsichtig.

Als Vincent mir alles erklärt hat, ist ein Stück meiner Angst verschwunden. Mit meinem Einverständnis wird Tyler vor die Tür geschickt und ich habe noch eine halbe Stunde allein mit meinem neuen Therapeuten.
Da ich absolut überfordert mit der Situation bin, reicht mir Vincent Papier und Stifte, sodass ich das Chaos in meinem Kopf auf Papier bringen kann. Währenddessen verwickelt er mich in ein Gespräch über Gott und die Welt. Er ist wirklich super lieb und verständnisvoll.

„Und Lia wie hat es sich angefühlt das ganze Chaos einfach mal aufzumalen, anstatt alleine in deinem Kopf zuordnen?" fragt er mich zum Abschied.
„Es ist jetzt vieles klarer geworden und der ganze Stress ist besser geworden." gebe ich zu.

„Das hört sich doch super an für den Anfang. Du bekommst hier eine Kiste, dort kannst du alles gemalte und gebastelte reintun. Erstmal wird sich auch keiner diese Sachen anschauen, vielleicht zu einer späteren Zeit aber dann werde ich doch um Erlaubnis bitten.
Alle Sachen, die wir hier machen, kannst und sollst du sogar auch zu Hause machen. Also, was nimmst du aus der heutigen Stunde denn mit?"

„Das ich meine Gefühle und das Chaos im Kopf nicht für mich behalten sollte, sondern auf irgendeine Weise austrage und wenn es nur auf Papier ist." antworte ich ihn euphorisch. Vincent ist wirklich super lieb und einfühlsam. Beim ihm hat man das Gefühl, dass er einen versteht und helfen möchte. Bei meiner anderen Therapeutin ist es jedesmal ein Zwang, ich muss etwas erzählen, damit sie mir helfen kann. Hier muss ich nichts tun, dass war das erste, was Vincent mir erklärt hat. Ich freue mich darauf jetzt einmal die Woche herzukommen.

Wir verabschieden uns und ich gehe gut gelaunt zu Tyler, der draußen auf mich wartet.

„Na Prinzessin, wie war es?" erkundigt er sich, während wir uns auf den Weg nach unten machen.

„Sehr gut, besser als erwartet." antworte ich ihm grinsend. Das bringt meinem großen Bruder zum Lachen. Er zieht mich in eine Umarmung und gibt mir einen Kuss auf den Scheitel.

Auf den Rückweg hören wir laut Musik im Auto und ich bin fast schon ein wenig traurig, als das Haus meiner Brüder in unser Sichtfeld kommt.

Vor dem Haus stehen fünf Autos, das heißt alle meine Brüder waren zu Hause. Da kommt Freude auf.

„Lia, Cole und ich würden sich gerne nochmal ein letztes Mal mit der Schule nerven." spricht Tyler mich an, bevor ich aussteigen möchte.

„Wenn es sein muss." murre ich und steige aus.

„Sind Zuhause" ruft in den Flur rein. „Wohnzimmer" kommt von einem meiner Brüder zurück.

Da ich mich nicht angesprochen fühle, mache ich mich auf den Weg in mein Zimmer. Ich brauche einfach mal Zeit für mich alleine.

„Warte bitte, wir klären das direkt und es gibt auch gleich Abendessen." hält mich mein Bruder auf. Seufzend folge ich ihm ins Wohnzimmer, wo tatsächlich alle meine Brüder sitzen. Max , Alex , Henry und Liam sitzen gemeinsam mit Cole am Esstisch und es scheint als würden sie Schulaufgaben machen.
Jacob und Fynn sind höchstwahrscheinlich am ebenfalls am Arbeiten und im Hinrergrund läuft der Fernseher mit Nachrichten.
Tyler geht zum Esstisch und erkundigt sich nach meinen Brüdern.

Überfordert blicke ich mich um, ich fühle mich komplett fehl am Platz und habe keine Ahnung was ich tun soll.
„Lia du kannst doch Ruhig zu uns setzen." spricht Fynn mich an. Unsicher setze ich mich zu ihnen auf die Couch.

„Na kleine Schwestern, wie war dein Tag?" erkundigt sich Jacob bei mir. „Ganz gut" antworte ich ihm leise „und eurer?"

„Super, wir haben endlich unseren Fall gelöst." berichtet mir Fynn. Ich lächele ihm zu, und wende mich dem Fernseher zu. Smalltalk ist einfach nicht meins, ich hoffe meine Brüder nehmen es mir nicht böse.

„Wir essen jetzt, packt bitte eure Sachen mal weg." erklingt Coles Stimme. Müde raffe ich mich von der Couch auf und setze mich an den Esstisch.

Das Essen fällt mir mal wieder unglaublich schwer, nur mit ganz viel überreden von Tyler konnte ich etwas essen. Mir war das unfassbar unangenehm, vorfallen weil Liam und Henry mir die ganze Zeit komische Blicke zugeworfen haben.

Nach dem Essen, schicken Cole und Tyler alle anderen aus dem Wohnzimmer. Ich weiß jetzt was kommt: Die Schule.

„Lia komm mal her." fordert mich Cole auf. Unsicher gehe ich auf ihn zu. Bekomme ich jetzt Ärger? Was ist wenn ich etwas falsch gemacht habe und er mich deswegen jetzt bestraft?

„Keine Angst Prinzessin, du hast weder etwas falsch gemacht, noch tun wir dir was an, okay?" sagt er sanft zu mir und zieht mich auf seinen Schoß.

Hello Germany again👋
Seit Freitag bin ich wieder zurück in Deutschland. Nächste Woche geht es dann direkt weiter in ein anderes Bundesland.

Ich weiß das Kapitel ist langweilig aber habe aktuell so ne Schreibblockade🙈

shit happens - my complicated lifeDonde viven las historias. Descúbrelo ahora