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Nach dem Studium wollte ich mir einen Job suchen. Mein Freund hat mir Probleme gemacht, er war eifersüchtig und voller Wut. Er ist mehrfach auf mich losgegangen und hat mich geschlagen. Davon habe ich mehrere Verletzungen am gesamten Körper und ein blaues Auge getragen. Ich habe die Beziehung sofort beendet und wusste, dass ich einen Neuanfang benötige. Also habe ich meine Sachen gepackt und bin einige Tage darauf in eine andere Stadt gezogen. Dort arbeite ich nun in einer Bar und genieße es, mit den Menschen dort in Kontakt zu kommen. Ich beobachte sie gerne und höre mir ihre Geschichten an. Ist eine Art Berufskrankheit, wenn man Sozialwissenschaften und Psychologie studiert hat. Aber ich lerne dadurch unglaublich viel von Menschen und versuche, ihnen zu helfen. Die meisten sind dankbar, dass ich ihnen zuhöre und versuche zu helfen. Nach Feierabend bringe ich, wie immer, die Abfälle zu den Mülltonnen, die im Hinterhof stehen. Ich werfe die Säcke hinein und gehe zurück ins Lokal, um sauber zu machen. Dort bringe ich alles in Ordnung und mache dann Feierabend. Als ich die Bar verlasse, schließe ich die Tür ab und laufe los. Irgendwas stimmt nicht, das spüre ich. Dies sagt mir mein Unterbewusstsein.

Plötzlich tauchen zwei Männer auf und drücken mich gegen die nächste Wand. Sie schlagen auf mich ein. Panisch versuche ich, mich zu wehren. Ein weiterer Mann taucht auf. Er schaut mich an. Ich rufe um Hilfe, gequält von Schmerzen und panisch vor Angst, was diese Männer sonst noch mit mir tun werden. „Du wirst bereuen, ihn verlassen zu haben. Kleine Schlampe", knurrt einer der beiden und schlägt mir mitten ins Gesicht. „Bitte. Helfen Sie mir", flehe ich den Mann an. Er kommt auf uns zu. Ich schaue ihn an. Er ist in einen dunklen Anzug gekleidet, mit Einstecktuch und dunklen Schuhen. Er zieht die Männer weg und reißt ihnen mit den Zähnen die Kehle auf. Ängstlich schaue ich dem Geschehen zu. Der Mann dreht sich zu mir. Sein Gesicht ... seine Augen sind Blutunterlaufen und man sieht die einzelnen Blutgefäße in seinem Gesicht deutlich und rot schimmern. Diese bilden sich langsam zurück und er sieht wieder normal aus. Er kommt auf mich zu und ich drücke mich panisch und hektisch atmend an die Hauswand. „Bitte ... tun Sie mir nichts", flehe ich ängstlich. „Ich tu dir nichts", sagt er und schaut mich intensiv an. Er lächelt. „Was wollten diese Männer von dir, Liebes?", erkundigt er sich. „Ich ... keine Ahnung", stammele ich. „Komm, ich würde gerne etwas mehr erfahren", sagt der Fremde und gibt mir den Weg frei. Ich starre ihn an. „Versprochen, ich tu dir nichts", sagt er nochmals. Ich atme tief durch und laufe los. Dabei wird mir schwindlig vor Schmerzen und ich sacke bewusstlos in mir zusammen.

Als ich zu mir komme, steckt eine Infusion in meiner Hand und ich liege auf einer Couch, zugedeckt. Mir tut nach wie vor alles weh. „Du bist wieder wach. Alles in Ordnung?", erkundigt sich der Fremde im Anzug, als er hereingelaufen kommt mit einem Glas Wasser. „Ähm ... wie komme ich hierher?", erkundige ich mich. „Ich habe dich getragen, in mein Haus. Du bist verletzt. Trink das hier, dann heilen deine Wunden schneller", sagt er und reicht mir ein anderes Glas mit roter Flüssigkeit. „Was ist das?", frage ich und schaue ihn an. „Möchtest du nicht wissen", lächelt er. „Tut mir leid. Ich werde das nicht nehmen. Ich weiß nichts über Sie, auch wenn Sie mich gerettet haben. Was sind Sie?", erkundige ich mich skeptisch . „Okay. Ich verabscheue es, wenn unschuldige Menschen gequält werden, deshalb habe ich dir geholfen, Liebes. Ich bin ein Vampir und mein Name ist Elijah. Das hier ist mein Blut, es wird dich heilen und deine Schmerzen lindern", erklärt er und setzt sich auf den Sessel neben mir. Ich setze mich langsam auf und verziehe das Gesicht vor Schmerzen.

Er steht auf, zieht mir die Nadel aus der Haut, klebt ein Pflaster darüber und entsorgt die Nadel. „Möchtest du einen Bourbon?", fragt Elijah. „Danke, ich ...", beginne ich. „Trink. Du hast einen Schock", meint er und stellt mir ein weiteres Glas hin. „Warum bist du so freundlich zu mir?", möchte ich wissen. „Du bist doch auch freundlich zu mir. Ich mag dich", grinst Elijah und setzt sich wieder. Ich trinke das Glas mit Blut aus. Dabei merke ich eine angenehme Wärme in meinen Blutbahnen und auch, wie meine Wunden heilen und alle Verletzungen binnen Sekunden verschwinden. „Wie ... ist das möglich?", frage ich erstaunt und beeindruckt. „Mein Blut heilt fast alles, wenn es auch nicht die Schmerzen vollständig lindert", sagt Elijah.

„Sag mir: woher hast du diese vielen Verletzungen? Bevor diese beiden Männer dich angegriffen haben, hattest du ein blaues Auge und Hämatome an den Armen", meint er. „Ich ... kann darüber nicht sprechen", seufze ich. „Bitte", meint Elijah und schaut mir tief in die Augen. „Mein Exfreund", gebe ich preis. „Wie genau ist das passiert? Was hat er dir angetan?", erkundigt sich Elijah, der plötzlich wütend ist. „Er ist auf mich losgegangen und ... egal. Ist nicht so wichtig, ich möchte es einfach vergessen", erzähle ich. „Das tut mir sehr leid für dich, aber unwichtig ist es überhaupt nicht. Ich bitte dich: erzähl mir mehr davon. Ich werde diesen ... armseligen Menschen ... zur Verantwortung ziehen", meint er. „Nein. Ist nicht so wichtig, ich bin es nicht. Danke für deine Hilfe, ich muss langsam mal nach Hause", sage ich und stehe auf. „Bleib hier, du warst verletzt und bist noch nicht ganz bei Kräften", seufzt Elijah. Ich laufe einige Schritte und merke, wie schwach ich tatsächlich noch bin. „Setz dich wieder hin. Wie ist dein Name eigentlich?", erkundigt er sich. „Mein Name ist Jana", sage ich und setze mich wieder zurück. Ich lege mir die Decke wieder auf die Beine. „Hübscher Name", sagt Elijah. „Du sagtest, dass du ein Vampir bist. Wie ... was ... seit ...", beginne ich meine Fragen, weiß jedoch nicht, wie ich sie stellen soll.

„Ich verstehe schon, Jana. Ich wurde vor mehr als eintausend Jahren verwandelt, zuvor war ich ein Mensch. Ein Kind, das mit 5 Geschwistern aufwuchs, von ursprünglich sechs Geschwister. Meine Schwester wurde entführt und wuchs bei unserer bösen Tante auf", erzählt mir der Vampir. „Und ...", beginne ich wieder. „Meine verbliebenen Geschwister sind auch Vampire. Finn und Kol. Meine Schwester Rebekkah ist mal hier und dort. Freya ist in der Stadt, mein anderer Bruder ist ...", spricht er. „Hier", meldet sich eine andere Stimme, die hinter mir ertönt. Ich zucke zusammen und drehe mich um. „Guten Abend, Nicklaus", sagt Elijah. „Hast du einen Gast oder unser Abendessen mitgebracht?", erkundigt er sich und setzt sich auf die andere Couch. Ich schaue ihn an und er grinst heimtückisch. Das macht mir irgendwie Angst. „Bruder, dieses Mädchen ist für dich Tabu. Hast du mich verstanden, Klaus?", sagt Elijah mit bedrohlichem Unterton in seiner Stimme. „Verdirb mir doch den Spaß nicht", seufzt er. „Bruder. Bitte", sagt er. Dieser verdreht die Augen und verschwindet wieder.

Der geheimnisvolle Fremde im AnzugWhere stories live. Discover now