Kapitel 8 ☆Zur Rede stellen☆

154 12 5
                                    

"Ich halte das für eine blöde Idee!", maulte mein Gastbruder am nächsten Morgen. Fertig umgezogen und bereit für die Schule verließen wir das Haus. Nur das ich nicht vor hatte zu unserer Schule zu gehen. "Bitte Tooru. Ich muss mit ihm reden, sonst werde ich noch wahnsinnig."

Ich wollte losziehen um meinen Plan umzusetzen, bevor wir auf Hajime trafen. Es fiel mir schwer genug mich gegen meinen Gastbruder durchzusetzen. Bei dem Vize machte ich mir da weniger Hoffnungen.
Tooru plusterte die Backen auf und verschränkte die Arme. Man konnte ihm ansehen, wie er kurz nachdachte. Hin und hergerissen. Sein Fuß wippte unruhig auf dem Boden.
Kurzentschlossen packte er mich am Arm und zog mich hinter sich her, in die Gewohnte Richtung. "So wie ich dich kenne verläufst du dich eh, daher brauchst du gar nicht erst...-", als er sich zu mir drehte, verstummte er. Jegliche Albernheit war aus seinem Gesicht verschwunden. Vielleicht war es meine flehender Blick, vielleicht aber auch meine rotgeweinten Augen, die ihn schlussendlich überzeugten.

"Na gut...", resignierte er. Krampfhaft versuchte ich zu lächeln, aber es wollte mir nicht recht gelingen. "Hast du dein Handy dabei?", er musterte mich besorgt, schaute mir direkt in die Augen, als suche er etwas darin. Meinen Arm hielt er immer noch fest.
Ich zog mein Handy aus der Rocktasche und zeigte es ihm, weil ich das Gefühl hatte er würde mir sonst nicht glauben. "Ok..", etwas wiederwillig ließ er mich los und wuschelte mir durchs Haar. "Ich hoffe er hört dir zu.", sagte er sanft und drehte sich um. Dann lachte er böse auf trällerte: "Sonst muss ich ihm leider morgen den Ball ins Gesicht schmettern!" Und das brachte mich tatsächlich zum Lächeln.

Danke Tooru.

Den Weg zur Karasuno zu finden, wo ich bisher nur einmal war, stellte für mich wirklich eine Herausforderung dar. Mir war es aber ganz recht, dass ich so noch etwas Zeit hatte meine Gedanken zu ordnen und schon mal zu formulieren, was ich Daichi eigentlich sagen wollte.

Das Karasuno-Team trainierte morgens vor dem Unterricht, genau wie unser Team, und so müsste ich meinen Retter in der Turnhalle antreffen.
Aber wo war die noch mal?
Während ich über den Schulhof lief, empfand ich immer mehr Bewunderung für Daichi. Es erfordert jede menge Mut in einer fremden Schule herumzugeistern, mit einer fremden Schuluniform und keinerlei Orientierung. Aber er hatte das für mich auch schon getan. Deswegen war aufgeben keine Option, egal wie stark das mulmige Gefühl im Bauch war.

Endlich entdeckte ich die große Halle, bei der es sich nur um die Turnhalle handeln konnte. Am Eingang erkannte ich es auch endlich wieder.
Mein Herz pochte mir bis zu den Ohren, als ich etwas zaghaft an die Tür klopfte. Nervös zupfte ich meinem Rock zurecht. Versuchte nicht die Fassung zu verlieren.

Gleich war es so weit.
Gleich könnte ich ihn wiedersehen.
Gleich würde ich ihm endlich meine Liebe gestehen.

Die Tür öffnete sich einen Spalt.
"Ja?", ein Kopf mit grauen Haare ragte heraus und blinzelte mich überrascht an. Es war einer von Daichis Freunden, die ich damals kennenlernen durfte. Er sah genauso aus wie ich ihn in Erinnerungen hatte. Wenn nicht sogar noch fröhlicher.

Als er mein enttäuschtes Gesicht sah, weil ich mir natürlich jemand anderen ersehnt hatte, flüsterte er: "Bleib wo du bist, ja?".
Statt aber wie erhofft den Captain zu holen, rief er in die Halle: "Ich muss noch mal kurz weg, kommt ihr kurz ohne mich aus?" Einige Teammitglieder antworteten ihm. "Geht, klar!" - "Von mir aus.." - "Bring was mit!!!"
Aber ich konnte nur einer unverkennbaren Stimme Aufmerksamkeit schenken: Daichi. "Komm aber schnell wieder!". Er war da drin.
Wie sehr hatte ich den Klang seiner Stimme vermisst?
Wie er mir Worte vom Ohr direkt ins Herz flüsterte?
Ich wollte mehr von ihm hören.
Grade als ich einen Schritt in Richtung Halle machte, kam der Grauhaarige heraus, versperrte mir den Weg und schloss die Tür hinter sich.
"Komm mit.", forderte er mich freundlich auf und gab mir ein Handzeichen ihm zu folgen. Mein Blick huschte zwischen ihm und der Tür hin und her.
"Ich werde es dir gleich erklären.", versicherte er. Das überzeugte mich nicht ganz, aber meine Neugier hatte er geweckt. Und soweit ich das aus Daichis Erzählungen entnommen hatte, war dieser Junge einer seiner engsten Freunde. Daher wird es nicht verkehrt sein, ihm mein Gehör zu schenken.
"Sugawara-senpai, richtig?", kam ich seiner Aufforderung endlich nach und ging auf ihn zu. "Genau!"

Sawamura x Reader | 𝔸𝕦𝕤𝕥𝕒𝕦𝕤𝕔𝕙 𝕕𝕖𝕣 𝔾𝕖𝕗ü𝕙𝕝𝕖Where stories live. Discover now