Dekodierungen

27 4 1
                                    

Frank Sutton und Mark Monroe waren bis tief in die Nacht hinein in Frank Labor und 'Ideenschmiede' verschwunden.

Die Aufforderung von Benjamin Brown, die Dekodierungen an S&B zu veranlassen, hatte Frank Sutton in gewisser Weise alarmiert, aufgerüttelt und auch ein Stück weit neugierig gemacht. Woher sollte S&B davon Kenntnis haben, wenn sie nicht bereits versucht hatten, sich auf Franks System oder seine verschlüsselten Daten Zugriff zu erlangen?

Und eben dies forderte Frank Sutton wohl auch seinerzeit zur Vorsicht auf. Seinen eigenen Daten eine Verschlüsselung zu geben, war eigentlich für Frank unüblich- zumal er dann wohl irgendwelche brisanten Inhalte gesichert sehen wollte. Oder gesichert sehen musste!

Frank Sutton hatte keine Stetig- Passwörter wiederkehrender Natur. Aber er hatte die Angewohnheit, Codierungen aus Zahlenreihen und Buchstaben zusammen zu setzen, die ihm persönlich bekannt waren. Auch sicherlich nicht die sicherste Lösung- aber eine Lösung, die ihm auch wieder in den Sinn kommen konnte, wenn er nur ein wenig probierte, gewisse ihm bekannte Kombinationen durchzutesten.

Er wollte Mark Monroe allerdings dabeihaben, wenn er dies angehen würde. Wenngleich jeder andere seine Zweifel an der Loyalität von 'Marilyn' haben würde- Frank vertraute Mark Monroe uneingeschränkt, wobei Dritten diese Unvoreingenommenheit vielleicht als ein Risiko oder als ein Fehler erscheinen konnte.

Die vorgenommenen Dekodierungen betrafen offenbar gesperrte Inhalte, welche sich in Franks autarkem Serversystem befanden.

Man konnte sich dies so vorstellen, wie eine Weltkarte, bei welcher alle Staaten – außer derjenige, wo man sich selbst befand- noch von den Geodaten unter einer Wand aus Dunkelnebel verbargen. Dieser Nebel löste sich erst dann auf, wenn man in dem Gebiet selbst bereits zumindest einmal war.

Und die Dekodierungen waren ähnlich aufgebaut.

Sukzessive öffnete Frank nach und nach „neue geographische Regionen und Staatsgebiete" auf der Weltkarte.

Das Bild, was sich bot, war mehr als putzig.

Sowohl Frank Sutton als auch Mark Monroe standen in Sensibility- Anzügen auf den zwei separaten 'Flex- Plattformen', umgeben von Tastaturen und Rolltischen mit Rechnern. Ständig riefen sie sich etwas zu. „Mach mal dies! Versuch mal das! Ich mache jetzt mal jenes auf! Komm, wie probieren mal noch etwas Anderes."

Doch egal, wie es vielleicht aussah- es war effektiv, so vorzugehen.

Zwischendurch ließen sie sich mehrfach in die Virtuelle Spielewelt des „Coin Dreamer" eintauchen. Mal kürzer, dann wieder deutlich länger- ständig im Dialog stehend.

Wer Online- Mehrspieler- Games schon einmal gespielt hat, wird bestätigen, dass sich neben dem eigenen Interesse am Spiel auch irgendwann ein taktisches Gruppenvorgehen erkennen lässt, dass in gewissem Maße auch von hoher Erfolgsquote geprägt sein wird. Das bemerkt man deutlich bei Gruppen gegen Gruppen Muliplayerszenarien. Sogar Kleingruppen zu fünf Teammitgliedern, eine häufige Konstellation in vielen Gefechtssimulationsspielen, können so in Runden- basierenden Games wirklich weit kommen, wenn sie als Team funktionieren. Noch umso mehr, wenn die Kommunikation in der Gruppe gut ist und man gemeinsam vorgeht. Schwieriger ist dies dann in Großgruppen- Online- Games, wenn da 50 Einzelspieler in ein Team geworfen werden. Bei dieser Gruppengröße würde eine zusätzliche Kommunikation nur für Chaos sorgen- da zudem auch vielleicht Spieler verschiedener Nationen oder Sprachgruppen willkürlich vom Spiel zugelassen und zugewiesen werden. Hier ist es dann zumeist so, dass man die Fremdkommunikation einfach als Plattform- Geber einfach herausnimmt, so dass sich die Multiplayer nur auf die Team- Kennzeichnungen und die eigentlichen Spielabläufe konzentrieren können.

Der Coin- Dreamer lies bislang eine Vier- Personen- Variante für ein Virtuelles Game- Szenario zu. So wollte man den Kunden, wie Familien oder kleineren Freundeskreisen, ein gemeinsames Erlebnis schaffen. Eine Welt mit viel künstlicher Intelligenz- viele Non- Person- Spielfiguren zum Interagieren und eigene Grundelemente für jeden Einzelspieler. Zudem hatte man Tauschoptionen und ein gewisses Maß an gemeinsam erlebbaren Ereignissen.

Und dies verkaufte sich über die Maße gut.

Die neue Generation erlaubte hier sogar sechs Multiplayer für ein Virtuelles Szenario.

Aber dies war nicht der besondere Knackpunkt. Dies war eher den Möglichkeiten der Technik zugestanden.

Knackpunkt, an deren stetiger Fortentwicklung auch Frank Sutton tüftelte, waren die gemeinsamen Erlebnismöglichkeiten, die man in den „Coin Dreamer" einzubauen gedachte. Die Nutzer würden also in eine viel bessere und viel breiter aufgestellte neue Dimension der Virtuellen Reality eintauchen können.

Und hier musste sich irgendwo der Schlüssel befinden: Der Schlüssel zu all den Ambitionen, die eine neue Firma S&B Coin Dreamer- unter Benjamin Brown als Leitung- zwingend haben wollte.

Doch wo nur anfangen?

Frank Sutton war ja von sich selbst erschrocken, was er bereits alles an Programminhalten umgesetzt hatte: Da war ein Zoo virtuell zu besuchen. Dort eine Badewelt, wobei diese über die Sensibility- Anzüge ein Gefühl von Abkühlung durch das virtuell vorhandene Wasserbecken bei Kontakt simulierte. Ein Rummelplatz mit Schießbuden, Karussell, Autoskooter, Ballwerfen war schon gestaltet. Eine Bowlingbahn- vollkommen virtuell zu spielen. Bars, Restaurants, eine Hochzeit- Kapelle mit KI- Priester. Ein traumhaftes- allerdings noch nicht fertiggestelltes- Casino war vorhanden. Hier wurden neben Shows auch Chancen gegeben, entweder seine 'Coin Dreamer'- Credits und Coins zu verspielen oder auch etwas – außer Erfahrungen im Umfang mit Verlust- zu gewinnen. Dies alles war schon vorgefertigt und durch Frank Sutton programmiert, dies und vieles mehr- für Groß und Klein.

Je mehr Frank Sutton dekodierte, desto ruhiger und Spielversessener wurde Mark Monroe. Er war – und das aus Sicht eines Gaming- Gurus, der seine Freizeit de facto nur diesen neuen Gaming – Welten war, einfach nur begeistert und wollte natürlich alles ausprobieren. Und dies am besten sofort.

Nebenbei kamen auch noch Effekte dazu, die man bislang noch nicht im Spiel hatte: Wirkungen von Wasser, Regen, Wind, Lichtspiel.

Eine magische Welt!

Und alles schon fast fertig programmiert.

Nach vielen Stunden der Arbeit zog Frank für sich erst einmal den Stecker.

Er brauchte für sich Zeit, seine eigene überwältigende virtuelle Szenerie zu verarbeiten. Für Frank Sutton hatte dieses Erlebnis den Anschein, dass er seinen eigenen Kreationen und seiner eigenen Kreativität für den eben erlebten Moment der Konfrontation damit, kaum noch selbst folgen konnte. Hatte er all dies selbst erschaffen?

Frank überlies Mark 'Marilyn' Monroe weitere Versuche mit den neuen Komponenten des Coin Dreamer für diese Nacht.

Frank fühlte sich vom Facettenreichtum seines eigenen Programmes geblendet- jedoch war er auch für diesen Tag so verbraucht, dass es nur noch eine Dusche und viel Schlaf wieder richten konnte.

Selbst in seinem Bett noch flogen seine Gedanken zurück in die Virtuell- Welt seiner 'Coin Dreamer'- Software.

Aber er musste sich zur Ruhe und zum 'Abschalten' zwingen.

Morgen würde man mit neuem Elan da weitermachen können, wo man heute schon so viel erreicht hatte.

Coin DreamerDove le storie prendono vita. Scoprilo ora