oh memories

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NoelleSnape

"Tot? Wie tot?" fragte ich leise krächzend in den Hörer des Muggle Telefons. Es war spät am Abend, Nymphadora lag bereits oben in ihrem Kinderzimmer und schlief, doch für mich gab es nun keinen Schlaf mehr. 

"Ted ist tot Andromeda, es tut mir leid." hörte ich Kingsleys klare Stimme von der anderen Seite des Telefons. In meinen Ohren fiepte es unerträglich laut, nie hätte ich gedacht noch sprechen zu können, doch irgendwie fanden die Worte ihren Weg raus. "Wa- was ist passiert Kingsley?" meine Stimme war so leise dass ich sie selbst kaum hören konnte, doch der Mann schien mich irgendwie zu verstehen. "Er wurde von Todessern aufgegriffen und naja, du weißt ja was sie mit Leuten, wie er es war, tun." sagte Kingsley immer leiser werdend. 

Oh ja, natürlich wusste ich das. Sie taten schreckliches, schreckliche Dinge die nie hätten geschehen dürfen. Folter, Tod... meine eigenen Schwestern taten diese Dinge. Hatte Bella ihn gesehen? Oder cissy? War vielleicht sogar eine von ihnen es, die ihn tötete? "Andromeda? Ich, ich weiß es ist schwer für dich gerade, aber wir beide wissen auch dass du stark sein musst. Du schaffst das okay? Du hast schon schlimmeres gemeistert." leise drang Kingsleys Stimme in meine Ohren. Oh wie sehr ich seien Worten glauben schenken wollte, wie sehr ich mir doch wünschte dass er recht hätte, doch das hatte er nicht, wir wussten es beide. Ich hatte nie etwas schlimmeres gemeistert, nie. Ich wollte sprechen, doch dieses Mal fanden die Worte keinen Weg nach draußen. Tränen liefen mir über die Wangen, ich spürte das warme Wasser auf meiner erhitzten Haut, schmeckte das Salz in meinem Mund. "Es tut mir leid Andromeda... ich lass dich wohl besser allein." murmelte Kingsley nun nur noch am Hörer und legte auf. 

Einige Sekunden, vielleicht auch Minuten, stand ich da und starrte ich den Spiegel. Beobachtete wie meine Schminke verwischte und die Tränen aus meinen Augen strömten, dann knallte ich den Hörer auf die Apparatur.  Die ganze Zeit hatte ich kein Geräusch gemacht, doch nun konnte ich ein Schluchzen nicht mehr unterdrücken. Schwer stützte ich mich auf die Kommode, die versuche mich gerade zu halten längst aufgebend. Als mein Blick auf den Bilderrahmen fiel, der auf der Kommode stand, konnte ich kaum noch an mich halten. Ted, Ted, Ted, überall war mein Mann. Sein Geruch schwebte noch im Haus, seine alten Schuhe und Jacken standen noch an der Garderobe, er lächelte mich aus Bilderrahmen an und schwebte in meinem Kopf herum. Als ich fast schon panisch ins Wohnzimmer hastete, hoffnungslos in dem Versuch den Erinnerungen an ihn zu entkommen, sah ich seine Platten, das Sofa welches wir gemeinsam kauften als ich schwanger war. Mit einem lautlosen, verzweifelten und vermutlich schrecklich erbärmlichen Schrei, ließ ich mich auf den nächst besten Sessel fallen. Auch dieser Sessel roch noch nach ihm, alles in diesem Haus roch nach ihm. 

Voller Verzweiflung angesichts des Messerscharfen Schmerz in meiner Brust, schloss ich die Augen und legte meinen Kopf in den Nacken. >>Ruhig bleiben, alles wird gut.<< sagte ich mir immer wieder in GedankenDoch es half nicht, im Gegenteil. Statt dass sich mein Kopf leerte, meine Gedanken klarer wurden, drängten sich die Erinnerungen nach vorn. 

 "Andy, Liebling, komm, wir holen das Sofa!" rief mein Mann von unten hinauf, mein Mann... es fühlte sich verdammt gut an das sagen zu können. "Ich komme Schatz!" hörte ich mich selbst zurück rufen und hievte mich kurz darauf hoch; es war immer wieder überraschend wie schwer so ein Baby-Bauch doch war. Liebevoll lächelte ich auf meinen Bauch hinab, da drinn war mein kleiner Engel, meine wunderbare Tochter... Mit halbwegs schnellen Schritten ging ich auf die Tür zu und erreichte nur Sekunden später die Treppe. 

Unten stand er- Ted Tonks- und sah mich- Andromeda Tonks- leicht lächelnd, an. Immer noch lächelnd, machte ich mich auf den Weg nach unten. Als ich nur noch sechs Stufen von dem großen Mann entfernt war, kam dieser die paar Stufen hinauf und legte seine Hände um meine. "Komm ich helf dir, nicht dass du fällst." lächelte er und half mir sorgsam die letzten Stufen hinab. "Ich kann immer noch laufen Ted, außerdem hätte ich doch schon vorher fallen können." lachte ich lauthals, doch gab ihm einen hauchzarten Kuss auf die Wange. In diesem Moment spürte ich eine leichten Druck in Bauchgegend, schnell nahm ich Ted's Hand und legte diese auf meinen runden Bauch. "Sie tritt Liebling." murmelte ich und sah ihn an, während seine Augen fasziniert auf meinem Bauch lagen. 

Sein Gesicht, oh ich hatte es genau vor Augen. Die wunderschönen, tiefbraunen, glänzenden Augen. Seine Nase, mit dem kleinen Hacken, den sie bekommen hatte, als er sich einmal wegen mir mit Bella duellierte. Seine leicht geschwungenen Lippen, mit diesem wunderschönen lächeln. Seine Haut, von Lachfältchen übersät und in diesem geschmeidigen, leicht bräunlichen Ton.  

"Ich werd auf sie aufpassen Andy, versprochen, ja? Das wird unser kleiner Engel." lächelte er liebevoll und sah mir in die Augen, mit diesem Blick, der mich einfach verrückt machte. 

Oh er hatte mich verrückt gemacht, bis zum letzten Moment, bis zu dem Tag, an dem er gehen musste. Ich wollte ihn nicht gehen lassen, ich wollte nicht wissen müssen dass er jeden tag in Gefahr schwebte, doch ich musste, es herrschte Krieg, er war in Gefahr.

Damals sind wir lachend zu seinen Großeltern gefahren, hatten gemeinsam das Sofa in den kleinen Wagen gequetscht, was nur mit Ausdehnungszauber möglich war. Zuhause angekommen hatte er es mit einem einfachen "Wengardium Leviosa" ins Haus schweben lassen. Er hatte mich, hinter sich her, hinein gezogen und mich sanft auf das Sofa bugsiert. 

"Und, wie sitzt es sich?" fragte er mich sanft lächelnd. "Das weißt du doch schon längst! Aber es sitzt sich super... hmmm gemütlich!" lachte ich zurück und legte mich, gespielt genießerisch, hin. Das Sofa war wirklich traumhaft gemütlich, doch ich hatte bedenken allein wieder aufstehen zu können, denn es war verdammt weich und somit sank ich ziemlich ein. Doch das mit dem aufstehen würde kein Problem sein, denn Ted legte gerade eine Platte auf und reichte mir seine Hand. "Komm hübsche Frau, gehörst du wirklich mir?" grinste er mich an und zog mich hoch. Lachend schlug ich ihm auf die Schulter. "Nein And's ich meine es ernst!" grinste er mich an. Verspielt drehte er mich einmal im Kreis, zog mich an sich und ließ mich los. Mir zuzwinkernd begann er lauthals den Text des Liedes  mitzusingen.  

Whoa, tie a yellow ribbon 'round the ole oak tree
It's been three long years, do you still want me?

Lachend warf ich ein 'Ja, natürlich!" ein, was ihn dazu brachte mich anzugrinsen und mir wieder einen dieser Blicke zu schenken. 

Schwerfällig erhob ich mich aus dem Sessel, das Lied immer noch in meinem Kopf, seinen Blick in dem meinen spürend und den Tränen freien lauf lassend. Halbblind lief ich zu seinen Platten, stolperte dabei beinahe über meine Schuhe. Die Cover der Platten waren durch meine Sicht verschwommen, die Pappe abgewetzt in meinen Händen. Es war schwer die richtige Platte zu finden, doch schließlich fand ich sie. 

In meinen Gedanken sang Ted weiter, die fröhliche Melodie bildete einen harten Kontrast zu meiner Stimmung, dem Schmerz und den Tränen, die über meine Wangen liefen. 

If I don't see a ribbon 'round the ole oak tree
I'll stay in the bus, forget about us, put the blame on me
If I don't see a yellow ribbon 'round the ole oak tree

Seine Stimme in meinem Kopf machte mich verrückt, diese tiefe Stimme, ich vermisste sie jetzt schon fast unerträglich schmerzlich, wie sollte es in den nächsten Jahren nur werden? Unsere Tochter- schwanger, ich würde eine Großmutter sein. Doch Ted... ihn hätte es beinahe mehr gefreut als mich, es hatte ihn mehr gefreut als mich und er... er würde kein Großvater mehr sein können. 

A hundred yellow ribbon 'round the ole oak tree
I'm coming home 

Er war nicht nach hause gekommen, er hatte es mir versprochen. "Ich komme zurück Liebling, bald." doch er war fort, er kam nicht nach hause und würde es nie mehr kommen.   

some time- some musikWo Geschichten leben. Entdecke jetzt