he's not a black anymore

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Ein mehr oder weniger leises Krachen, riss mich aus dem Schlaf. Einen Moment lang lag ich da, stumm ins dunkle starrend und auf ein weiteres Geräusch lauernd, nichts. Langsam setzte ich mich auf und schnappte meinen Zauberstab von dem kleinen Nachttisch neben meinem Bett. Dieser war, genau wie mein Stab, aus dunklem Holz. Mit weit aufgerissenen Augen starrte ich in die Dunkelheit, offensichtlich vergeblich, alles was ich sah war eben diese Dunkelheit. Noch einmal versuchte ich so genau wie nur möglich zu hören, doch wieder, nichts, nichts außer das Grillen Zirpen von draußen und dem leisen Rascheln meiner Bettdecke als ich mich nun zur Kante meines Bettes bewegte.

Immer noch lauschend und vergeblich ins leere starrend, setzte ich meine nackten Füße auf den kalten Boden. Meinen Zauberstab fest umklammernd, stand ich auf und ging langsam auf meine Zimmertür zu, darauf bedacht, kein Geräusch zu machen. Als ich die Tür erreichte drückte ich mein Ohr gegen diese. Sofort lief ein Schauer über meinen Rücken, auch die Tür war kalt, so wie alles in diesem Haus. Doch weiter konnte ich mich nicht auf die bitteren Gedanken der kälte meines Elternhauses konzentrieren, denn in diesem Moment erklang ein leises Knarzen vor der Tür. Eindeutig die Treppe hinunter. Ich kannte jede einzelne Ecke in diesem Haus und das war, bei Salazar Slytherin, die knarzende Treppe hinunter.

Immer noch unter allen Umständen ein Geräusch vermeidend, Mutter würde mich umbringen wenn sie mich des nachts herumschleichend erwischen würde, öffnete ich die Tür. Als sich meine Finger um die schwarze Türklinke schlossen, erkannte ich endlich etwas in all der Dunkelheit. Doch es war nicht mehr, als die blasse Haut meiner eigenen Hand. Als sich die Tür so weit geöffnet hatte, dass ich durch den kleinen Spalt schlüpfen konnte, tat ich genau das. Sobald ich draußen auf dem Flur war, schloss ich die Tür wieder, beim klicken, als die Tür ins Schloss fiel, zusammen zuckend.

Unsicher trat ich einige Schritte den Flur entlang, dabei umging ich geschickt die Stellen im Holzboden, die ein Geräusch machten wenn man auf sie trat. Schließlich erreichte ich die Treppe. In diesem Moment sah ich... niemanden, da war keiner auf den breiten Stufen der Treppe. Verunsichert wägte ich ab ob ich hinunter gehen oder einfach zurück in mein Zimmer zurück kehren sollte. Schließlich kam ich zu dem Schluss es zu wagen und die Treppe hinunter zu steigen, ich wollte wissen wer oder ob sich da jemand im Haus rumtreibte. Also setzte ich vorsichtig meinen Fuß auf die erste Stufe, den anderen auf die zweite, immer so weiter,  leise und langsam, die knatschenden Stufen überspringend. 

Unten angekommen lies ich die angehaltene Luft aus meinen Lungen entweichen, anscheinend war selbst das atmen in meinen Ohren zu laut. Doch als ich in die Küche tapste war auch dort niemand, nicht einmal Kreacher. Doch ich konnte sein leises Schnarchen durch die Tür zu seiner Kammer vernehmen. Wie es schien hatte ich unrecht oder Halluzinationen, vielleicht auch beides, denn keiner schlich im Haus herum. Vielleicht war es auch nur der Wind oder unser Hauself war gerade erst zubett gegangen. Und selbst wenn jemand da gewesen wäre, dachte ich, hätte dieser genug Zeit gehabt abzuhauen. Ich musste mir schließlich selbst eingestehen, dass ich den Weg hinunter nicht gerade schnell zurück gelegt hatte. 

Mit vorsichtigen Bewegungen tastete ich mich an der langen Speisetafel entlang, nahm mir einen Krug und schenkte mir Wasser ein. Leicht lehnte ich mich an die kalte Steinwand während ich trank, eine Gänsehaut hatte ich so oder so schon, die kälte würde nun auch nichts mehr ändern. 

Sobald ich jedoch ausgetrunken hatte, stellte ich den Krug weg und machte mich, genau so leise wie zuvor, wieder auf den Weg hinauf. Vor meiner Zimmertür angelangt, blieb ich kurz stehen. Einen Moment lang ruhte mein Blick auf der Zimmertür meines Bruders. Es war still im Haus, still... seit Jahren, es gab nur Lärm, wenn Sirius da war und dass er dieses Haus betrat, passierte selten. Einen Moment lang verspürte ich das Bedürfnis in sein Zimmer zu kommen und mich zu ihm ins Bett zu kuscheln, mich an ihm zu wärmen und die Beschützenden Arme eines großen Bruders in Anspruch zu nehmen, meines großen Bruders. Doch es ging nicht, nicht mehr. Sirius hatte mit dem Leben hier abgeschlossen, mit dem leben als ein Black wie er es sein sollte, zumindest wie er in der Sicht unserer Eltern sein sollte. Er hatte mit seinem Leben hier abgeschlossen und so auch mit mir, ich war nichts mehr als ein kleiner, horchender Bengel meiner Eltern den er in alten Zeiten einmal Bruder nannte für ihn. Mit einem stechenden Schmerz in der Brust löste ich meinen Blick von seiner Zimmertür und öffnete die meine, ein klicken dabei vermeidend. Zurück in meinem Zimmer, tapste ich auf das große Bett zu, über den kalten Boden in die weichen Decken. Die Decken der Betten waren vermutlich das einzige in diesem Haus das weich oder gar Trost spendend war. Langsam deckte ich mich mit der, in Seide gehüllten Decke, zu. Gerade wollte ich erneut meine Augen schließlich und versuchen zu schlafen, als ich einen hellen Umriss von meinem Bett flattern und auf dem dunklen Boden aufkommen sah. Ein wenig verwirrt stand ich wieder auf, immer noch so leise wie möglich. Vorsichtig nahm ich das etwas in meine Hand. Es war ein kleines Stück Pergament. Mit den Fingern befühlte ich es etwas genauer nach einigem fühlen spürte ich, dass das Pergament mit schwungvoll-elegant und doch etwas krakelig geschriebenen Worten bedeckt war. Verwirrt aber neugierig beschloss ich, einen genaueren Blick auf den kleinen Text zu werfen. Vorsichtig zündete ich eine Kerze neben meinem Bett an. Sofort war das Zimmer nicht mehr nur in tiefe Dunkelheit gehüllt und ich konnte etwas genauer sehen. Noch einmal atmete ich tief durch, dann senkte ich meinen Blick auf die niedergeschriebenen Worte. 

Regulus, wenn du das hier liest, bin vermutlich schon eine kleine Weile fort. Ich weiß dass wir uns in den letzten Jahren nicht besonders gut verstanden haben. Doch trotzdem bist du mein kleiner Bruder und ich möchte, dass du weißt wo ich bin und warum ich weg bin. Nun, eigentlich ist es ganz leicht und das weißt du. Ich werde zu den Potters gehen bzw. ich bin bei den Potters, wenn du diese Worte liest. Warum? Auch das sollte klar sein. Ich gehöre nicht in diese Familie, nicht heute und nicht in der Vergangenheit oder Zukunft. Ich bin anders als ein normaler Black und das weißt du, wir wissen es alle. Sei mir nicht allzu böse kleiner Bruder, ich musste gehen.

Sirius

Das war's; mehr stand nicht auf diesem kleinen fetzen Pergament. Es war mehr als ich erwartet hatte und doch zu wenig um mich zufrieden zu stellen. Es war also doch jemand rumgeschlichen, nicht irgendjemand, Sirius. Ich spürte wie sich brennende Tränen in meinen Augen sammelte und legte den Kopf in den Nacken, an die kalte Wand hinter mir, um die Tränen davon abzuhalten über meine Wangen zu laufen. Dieses verdammte Arschloch war gegangen, hatte mich hier zurück gelassen, allein. Er war gegangen zu seinem neuen Bruder, diesem verdammten Potter. 


Der nächste morgen verlief wie vermutet, weder Mutter noch Vater waren begeistert Sirius nicht in seinem Bett aufzufinden."WAS MEINST DU DAMIT, 'ER IST WEG MUTTER'? WIE KANNST DU ES WAGEN SO ETWAS ZU BEHAUPTEN?!" Schrie die große Frau, die sich meine Mutter nannte, mich wütend an. "Es tut mir leid Mutter, ich kann nichts dafür. Sirius ist fort." Antwortete ich leise, langsam sackte ich ein wenig zusammen. Ein wutentbrannter Schrei war die Antwort auf meine Aussage und einen Moment darauf verschwand meine Mutter aus dem Raum. Ihre Wutanfälle und Schreie schockten mich mittlerweile zwar weniger, doch ob die Worte die sie mir um den Kopf schleuderte noch weh taten, nun... das war eine andere Frage. 

"Stell dich gerade hin Junge." zischte mein Vater scharf und trat einen Schritt auf mich zu. "Walburga wird den Verräter aus dem Stammbaum brennen, so wie es sich gehört. Damit das klar ist, dein Bruder ist mit dieser Tat nicht mehr dein Bruder. Er ist ein Abtrünniger dieser Familie, er ist kein Black mehr. Er ist nicht mehr willkommen in diesem Hause und du, Junge, wirst dich von ihm fern halten. Haben wir uns verstanden?" zischte mein Vater mich an. Während seiner leise aber bedrohlich gezischten Aussage, beugte er sich immer weiter zu mir hinunter, bis wir Stirn an Stirn standen. "Ja Vater." War alles was ich noch heraus brachte. "Gut, nun geh." Sagte er wieder etwas lauter und richtete sich auf. "Ja Vater." Sagte ich erneut und drehte mich um, ging mit langen Schritten aus dem Raum hinauf in mein Zimmer. 

Warum musste es so kommen? Warum konnten wir nicht einfach glücklich sein?


some time- some musikWhere stories live. Discover now