16.

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Ich kam nach Hause und sofort sprang mir Dag in die Arme, klammerte sich um meinen Hals, als wenn ich mich sonst in Luft auflösen würde.

"Schatz, du bist schwer", versuchte ich es vorsichtig, aber er schüttelte nur den Kopf, hielt sich noch mehr an mir fest. Seine Fingernägel bohrten sich fast schon in mein Shirt. Sein Gesicht vergrub er an meiner Halsbeuge.

Also hielt ich ihn einfach nur fest, weil ich merkte, dass er das brauchte, legte die Arme fester um ihn und zog ihn mehr zu mir, bis kein Blatt Papier mehr zwischen uns gepasst hätte. Sanft strich ich über seinen Rücken, schloss für einen kurzen Moment die Augen.

"Geh nicht wieder", murmelte er leise, so leise, dass ich es fast überhört hatte, während er die Arme noch etwas fester um mich schlang. 

"Ich gehe nicht", flüsterte ich mindestens genauso leise zurück und küsste ihn auf die Wange, "Versprochen."

Er atmete etwas zittrig ein und aus, bevor er mich wieder losließ, mich mit zusammengezogenen Augenbrauen ansah, sein Blick hatte Ähnlichkeiten mit dem eines Hundewelpen. Vorsichtig - als wäre er aus Glas - strich ich über seine Wange und musterte ihn besorgt. 

"Du bist immer so lange weg", seine Stimme erinnerte mich an ein Hauchen, während er sich leicht über die Augen wischte, mich mit nur noch größeren Augen ansah. 

"Ach, Schatz", murmelte ich, küsste ihn auf die Stirn und zog ihn wieder zu mir, "Es ist erst 16 Uhr, wir haben noch den ganzen Tag. Ich geh heute nicht mehr, versprochen."

"Ich rede ja auch nicht nur von heute", er sah mich etwas ernst an, "Das ist jeden Tag so."

Ich seufzte leise und nahm ihn mit ins Wohnzimmer zog ihn auf meinen Schoss und küsste ihn liebevoll. Sanft legte ich die Hände um sein Gesicht, küsste ihn wieder auf die Stirn. 

"Ich verspreche dir, dass das bald vorbei ist", als Bestätigung küsste ich ihn wieder, "Ganz fest versprochen, wirklich."

"Sag das aber nicht wieder einfach so", er legte die Hände an meine Schulter und sah mir tief in die Augen, so tief, dass ich leicht anfing zu schwitzen, "Bitte."

Mit aller Ernsthaftigkeit lächelte ich ihn an und stupste ihn sanft an, bevor ich ihn auf die Wange küsste. Dabei nahm ich seine Hand und drückte sie fest, küsste ihn anschließend noch auf den Handrücken und sah ihn wieder ernst an. "Ich schwöre Ihnen, Herr Kopplin, ich bin bald wieder so oft zuhause, dass es Ihnen total auf den Sack gehen wird."

Ich konnte mir das verschmitzte Grinsen nicht verkneifen, während Dag etwas verlegen wurde und auch anfing zu grinsen, die Arme wieder um meinen Hals schlang und nun derjenige war, der mich auf die Wange küsste. 

Ich musste leise kichern, umarmte ihn fest und kraulte sanft durch seine Haare. Ich sah es nicht, aber ich konnte mir sein Lächeln in diesem Moment vorstellen und das brachte mich in diesem Moment nur noch mehr zum Strahlen. 

"Danke, Vince", murmelte er leicht an meine Schulter und selbst an seiner Stimme konnte ich das Lächeln höre.

Sanft löste ich mich von ihm, nahm sein Gesicht wieder zwischen meine Hände, prägte mir dabei alles von ihm ein. Jedes noch so kleine Detail. 

Ganz vorsichtig küsste ich ihn wieder auf die Stirn. 

Irgendwo hatte ich mal gelesen, dass Stirnküsse wie Versprechen waren und seitdem nahm ich das sehr ernst. 

"Ich liebe dich so sehr, Dag, ich verspreche dir, dass ich bald wieder ganz oft da bin, okay?"

"Okay", er biss sich auf die Lippe und lächelte dann breit, "Ich liebe dich auch, Vincent."

Wieder stupste ich ihn an, grinste und nahm seine Hände, um sie fest zu drücken, überlegte dabei kurz. 

"Und jetzt lass uns an die Spree gehen. Dann haben wir wenigstens noch was vom Tag, ja?"

I'm coming home - Dagcent KurzgeschichtenWhere stories live. Discover now