Familientreffen

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Harrys Sicht
"Crucio!" Bellatrix schwang ihren Zauberstab mit voller Wucht. Ein Ausdruck des völligen Wahnsinns lag dabei in ihren Augen. Es war, als würden sämmtliche meiner Knochen auf einmal brechen. Als würden mir im selben Augenblick alle Eingeweide herausgerissen werden. Keuchend kauerte ich mich auf dem Boden zusammen, während Bellatrix vor Freude lachte. Sie war eine wahre Sadistin.
"Warte nur, bis der dunkle Lord kommt und dich ein für alle Mal aus dem Weg schafft, Potter. Er hat schon so lange darauf gewartet. Kannst du dir vorstellen, wie nervtötend es war dir Gefühle vorzugaukeln? Wobei es ein unvergleichlicher Spaß war, dich und Sheppert auseinander zu bringen. Wo ist dein Wuzi-Wuzi jetzt?" Ihre Stimme glich der eines spielenden Kindes. Doch als sie Sidneys Namen erwähnte, durchfuhr mich ein Schmerz von viel größerer Art, als es mir der Cruciatus Fluch jemals hätte zufügen können. Sidney...hätte ich ihr nur geglaubt. Das war unverzeihlich. Jeden Schmerz, der noch kommen würde, ich hatte ihn verdient. Ich nahm ihn dankbar auf, um meine Schuldgefühle zu begleichen.
"Harry!", hörte ich nicht weit entfernt und ich erschrak, als ich erkannte, dass es Sidneys Stimme war. Warum war sie hier? Doch ich hatte keine Zeit darüber nach zudenken.

"HARRY!", ein weiteres Mal. Ihre Stimme klang panisch, cholerisch. Doch ich machte keinen Laut. Ich würde einen Teufel tun, und ihr sagen wo ich war. Lieber würde ich zehn Mal, hundert Mal den Cruciatus Fluch auf mich nehmen, als sie auch nur in irgendeiner Weise in Gefahr zu bringen. Ein weiteres Mal hob Bellatrix ihren Zauberstab und ich sah, wie ihre Lippen erneut die Worte des unverzeihlichen Fluchs formten.

Sidneys Sicht

Harrys Schrei ging mir durch Mark und Bein. Ich nahm nur am Rand war, dass die anderen irgendetwas zu mir sagten, mich zur Vernunft bringen wollten, doch ab dieser Sekunde war mir alles egal. Ich handelte nur noch intuitiv und rannte Harrys Stimme entgegen, so schnell, dass meine Lungen in Flammen aufzugehen schienen, doch das war mir egal. Immer weiter und weiter trugen mich meine Füße.
"Harry!", schrie ich, in der Hoffnung eine Antwort zu bekommen. Nichts geschah.
"HARRY!" Meine Stimmbänder drohten zu zerreißen, so laut schrie ich. Ich musste runter kommen, um mich zu konzentrieren. Ich blieb stehen, atmete kontrolliert und schloss meine Augen. Ich konzentrierte mich auf das Ziel, auf Ihn, nur auf Ihn...Ich spürte, wie ich mich erneut in Rauch auflöste und mein Körper sich wieder zusammen setzte. Und dann war ich dort. Ich sah Harry, nahe der Bewusstlosigkeit am Boden liegen und Bellatrix, die mich mit überrascht entsetztem Gesichtsausdruck anstarrte. Doch dann kräuselte sich ein widerliches, selbstgefälliges Lächeln um ihre Lippen.
"Wie schön, zwei auf einen Streich...das läuft ja besser, als ich es jemals hätte erwarten können!"
"Schweig!" Mit einem Schlenker meines Zauberstabs wurde Bellatrix auf den Boden geworfen. Sie war eine sehr starke Hexe, doch der Macht von mir kam sie nicht im Ansatz näher. Wieder lächelte die Frau, als sie auf allen vieren am Rücken vor mir weg kroch. Ein solcher Zorn erfüllte mich, als ich diese Frau sah. Meine Wut verwandelte sich in Macht und erneut hob ich meinen Zauberstab, der wie eine Peitsche durch die Luft knallte und zwei blutige Striemen an ihrem Gesicht hinterließen. Ich schwang ihn erneut, und erneut...
"Sieht aus, als hätten wir doch so einiges gemeinsam...Schwester.", ertönte auf einmal eine eisige Stimme hinter mir, die mir das Blut in den Adern gefrieren ließ.
"Voldemort.", sagte ich und drehte mich um. Die blasse, eisige Gestalt sah mich mit ihren feuerroten Augen an, die Nasenschlitze heftig schnaufend. Auch, wenn er dieses ruhige, eisige Erscheinungsbild hatte, so spürte man deutlich den Zorn und den Hass, der diese Seele umgab.
"Ich habe mich schon gefragt, wann wir unser kleines Familientreffen fortsetzen würden."
"Sidney!" Genau zum flaschen Moment kamen Hermine, Ron und Neville aus dem Gebüsch gehechtet, doch Voldemort hob seine Hand und die drei fielen zu Harrys reglosem Körper. Ich schluckte, doch versuchte mir meine Angst nicht anmerken zu lassen.
"Nun denn...ich wollte schon immer einmal erfahren, wie stark du wirklich bist, Sidney." Er hob seinen Zauberstab, murmelte ein paar Worte und ein orangner Blitz trat daraus hervor. Ich konnte ihn gerade noch abwehren, doch ich spürte deutlich, dass mich dieser Fluch einiges an Kraft kostete, weshalb ich etwas ins Wanken geriet. Doch auch Voldemort schien es nicht anders zu ergehen. Er taumelte etwas zurück, und diese Gelegenheit nutzte ich, um ihm ebenfalls einen Fluch entgegen zu donnern. Dieser verfehlte knapp seine Schulter, doch ich meinte, einen kurzen Ausdruck der Unsicherheit auf dem gefühlskalten Gesicht von ihm zu erkennen. Ich wusste, dass dieser Kampf kein Ende hatte, jedenfalls nicht heute, denn wir waren ebenbürtig. Ich musste es schaffen, mit den anderen hier wieder wegzukommen, doch ich musste uns daher Zeit zum apperieren verschaffen, ohne, dass Voldemort erneut einen Fluch auf uns abfeuerte.
"Sieht aus, als könntest du dir nicht ganz so sicher sein, das hier zu gewinnen.", sagte ich und ging unauffällig nach rechts. Voldemort simulierte meine Schritte, so dass wir uns gegenüber im Kreis bewegten. Genau das wollte ich erreichen.
"Träum weiter, Sidney. Du glaubst doch nicht ernsthaft, dass du mir auch nur im Leisesten das Wasser reichen kannst." Wir hatten inzwischen Seiten getauscht und so war ich bei den anderen angelangt. Während Voldemort weiter redete, zischte ich ihnen unauffällig zu.
"Bei meinem Zeichen haltet ihr euch alle an mir fest. Und Hermine halte auch Harry fest!" Harry räkelte sich leicht am Boden, seine Augen waren halb offen und doch erkannte ich die Angst in seinen Augen. Nicht die Angst um Sich, sondern um Mich.
"...Es war ein Leichtes, euch beide hier her zu bringen. So dumm, so töricht...", hörte ich Voldemort sagen. Lass dir einen passenden Fluch einfallen, Sidney, denk, denk...
"Ach ja? Ich nenne es eher töricht, seit über einem Jahrzehnt zu versuchen, die Macht an sich zu reißen, doch irgendwie scheint es nicht ganz zu klappen, meinst du nicht, Tom?" Beim Klang seines Namens trat ein Blitzen in Voldemorts Augen. Ich sah förmlich, wie ihn eine Welle der Wut überkam und er zu einem Fluch ansetzte. Ich wappnete mich. Ich würde keinen Gegenfluch zaubern, ich würde ihn abwehren. Doch diesmal würde ich mich nicht aus dem Gleichgewicht bringen lassen. Mein Wille, meine Freunde sicher nach hause zu bringen, war größer. Ein blauer Blitz schoss auf mich zu. Schreiend wehrte ich ihn mit meinem Zauberstab ab und schleuderte ihn zurück, zwang mich, stehen zu bleiben. Ich wartete gar nicht ab, ob Voldemort taumelte, ich musste das Risiko eingehen, denn das war unsere einzige Chance.
"JETZT!", schrie ich, fing an zu apperieren, und während ich mehrere Händepaare auf mir spürte lösten wir uns in Rauch auf und wurden fort, weit fort von all dem Unheil hier getragen.

Harrys Sicht

"JETZT!", hörte ich Sidney schreien und bevor ich nachdenken konnte, wie mir geschah, packte Hermine meine Hand und ich spürte, wie wir uns auflösten. Mit einem dumpfen Schlag kamen wir wieder auf der Erde auf und ich spürte Gras unter meinem Rücken. Sidney hatte es geschafft. Ich rappelte mich auf, die anderen taten es mir gleich.
"Sidney, du hast es geschafft! Sidney, du bist..." Doch abrupt hörte ich auf zu reden, denn mir fiel auf, dass Sidney nicht unter denjenigen war, die sich aufrappelten. Sie lag immer noch auf dem Boden. Reglos. Blut floss ihr unkontrolliert aus der Seite. Sie war zersplittert, und das viel zu sehr. Mein Herz setzte in diesem Moment aus. Ich sah, dass sich Hermines Lippen bewegten, panisch und schnell, doch ich hörte nichts. Ein dumpfes Geräusch erfüllte meine Ohren und ich glaubte in diesem Moment nicht mehr lebendig zu sein.

Plötzlich in Hogwarts 2 - Im Schatten des BösenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt