17 - Wahre Freundschaft

6.2K 705 75
                                    

Als Kent und ich am frühen Abend zurückkamen, stellten wir fest, dass Bobby nicht da war. Laut Rosie, die kraftlos in ihrem Bett lag, war ins Theater gegangen. Das war nicht ungewöhnlich für ihn. Er war schon immer von Theatern und Musicals fasziniert gewesen, stand mit dieser Leidenschaft jedoch ziemlich alleine da, weshalb er öfter alleine ging.

„Na, euer Tag war ziemlich kalt, oder?" erkundigte sich Drew, der im Wohnzimmer vor dem Fernseher saß.

Ich hatte mich entschieden bei dem Gespräch dabei zu sein. Es wäre feige gewesen sich in irgendeinem Zimmer  zu verkriechen, während ich Kent das eine machen ließ.

„Ja, war kalt", antwortete ich nervös.

„Was habt ihr gemacht?", fragte er nichtsahnend.

Ich setzte mich neben ihn.

„Wir waren in Chinatown, aber hauptsächlich haben in so einem Restaurant gesessen und gefuttert."

Er lächelte schwach.

„Ich hab mir heut auch Asiatisch bestellt", erzählte er von seinem Tag.

„Hat Rosie auch etwas gegessen?", fragte ich sofort.

Er schüttelte den Kopf.

„Nein, ich hab gesehen, wie sie sich einen Apfel genommen hat, aber er lag vorhin kaum angebissen im Müll."

Ich seufzte. So konnte das mit Rosie nicht weitergehen.

„Es geht ihr schlechter, als sie zugeben will", ertönte nun Kents Stimme besorgt, der sich ebenfalls zu uns gesellte.

„Ja, aber wer kann es ihr verübeln? Was er mit ihr gemacht hat und vor allem mit welcher Brutalität, ist einfach unbegreiflich. Immer wenn ich ihre Würgemale am Hals sehe, wird mich richtig schlecht. Ich sag es nicht gern, aber ich glaube wirklich, dass er damit ihr Leben zerstört hat. Wie soll sie je wieder Vertrauen zu Männern fassen?"

Das waren nicht gerade optimistische Worte, die da aus Drews Mund kamen.

„Sie ist stark. Natürlich wird sie das nie vergessen, aber sie wird früher oder später wieder die Alte sein", gab ich optimistischer von mir.

„Ich hoffe, dass dieser Parker lebenslänglich bekommt!", raunte Drew darauf verbittert.

Ja, das hofften wir alle, doch die Wahrheit war, dass er wohl mit einer Bewährungsstrafe oder ähnlich milden Strafmaß davonkommen würde. Er war nicht vorbestraft und hatte Geld für gute Anwälte. Es waren ideale Voraussetzungen, um nur eine geringe Strafe zu bekommen.


Wir Drei sahen eine Weile fern. Immer wieder tauschten Kent und ich Blicke aus. Wir wollten es Drew noch heute Abend sagen. Als der Film, den wir geguckt hatten zu Ende war, griff Kent nach der Fernbedienung und schaltete den Fernseher.

„Hey, jetzt kommt Stirb langsam", beschwerte sich Drew.

Ich schnappte mir das Sofakissen und umschlang es mit meinen Armen. Ich fühlte mich schlagartig krank.

„Wir müssen reden", begann Kent die unangenehme Unterhaltung.

Ich saß zwischen den beiden Männern und fühlt mich so verdammt fehl am Platz.

„Wegen Bobby?", fragte Drew.

„Nein, nicht wegen ihm", sagte ich nun auch etwas.

„Wegen Rosie?"

Wieder schüttelte ich den Kopf.

„Nein."

„Worum geht es dann?"

Wir waren 5Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt