1. Kapitel

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Es war Morgen in Bruchtal. Die Pflanzen und Gräser waren mit einer leichten Tauschicht bedeckt und
die Vögel sangen ihr erstes Lied. Auf einen Balkon, auf den man weit über die Landschaft schauen
konnte stand Elrond, Halbelb und Herr über Bruchtal und seine Bewohner. Er hatte die Augen
geschlossen und lehnte entspannt am Gelände des Balkons.

-Mein Herr Elrond, der graue Zauberer ist hier und wünscht mit euch zu reden.

Erstaunt drehte Elrond sich um und blickte zu Lindir, seinen Assistenten, der gerade zu ihm getreten
war.

-So früh am Morgen? Ungewöhnlich für ihn.

-Er meinte nur es wäre dringend. Er befindet sich momentan im großen Ratssaal.

Elrond runzelte die Stirn, bevor er vom Balkon wegtrat und sich zusammen mit Lindir zum großen
Ratssaal begab. In dessen Mitte stand Gandalf, wandernder Zauberer und Freund der Elben und
Zwerge, wie üblich mit seinem grauen Umhang, Hut und Stab.

-Mellon! Wie schön euch mal wieder zu sehen.

-Die Freude ist ganz meinerseits, Elrond! Ihr seht mit jedem Mal schöner aus, wenn ich euch besuche.
,,Das Licht Bruchtals", so hörte ich nennen euch die Wanderer, die das Glück hatten, euch schon einmal zu Gesicht bekommen zu haben.

Lachend schloss Elrond den Zauberer in seine Arme und klopfte ihm kurz aber beherzt auf die
Schulter.

-Spart euch eure Komplimente für Galadriel auf, wenn ihr sie das nächste Mal seht. Wollt Ihr nicht
mit mir zusammen frühstücken. Der Tag ist noch jung und ich bin sicher, Ihr seid noch nicht zum
Essen gekommen.

-In der Tat. Und ich nehme gerne euer Angebot an, davor würde ich jedoch gerne etwas mit Euch
besprechen.

-Nun denn, sagt, was Euch auf der Zunge liegt.

-Es wäre mir lieber, wenn wir alleine wären.

Verwundert blickte Elrond zunächst zu Gandalf, bevor er sich Lindir zuwandte, der abseits der beiden
an der Wand stand und sich nur mäßig für das Gespräch zu interessieren schien.

-Lindir, Ich denke, Ihr könnt gehen. Meldet dem Küchenpersonal bitte, dass sie für eine Person mehr
kochen sollen.

-Sofort, Herr.

Gandalf wartete noch ein paar Minuten, bis er sicher war, dass Lindir gegangen war und setzte sich
schließlich auf einen der filigranen Stühle, die im Saal verstreut waren.

-Ich plane ein Abenteuer.

Bevor er sich zurückhalten konnte, begann Elrond laut zu lachen.

-Verzeiht mir, aber Ihr plant immer Abenteuer. Ihr hättet mich bei weitem mehr geschockt, wenn Ihr
gesagt hättet, Ihr plant ein ruhigeres Leben zu führen.

Gandalf lächelte verschmilzt.

-Nun, ich gebe zu, das war zu erwarten. Aber ich möchte, dass Ihr Teil dieses Abenteuers werdet.

Hätte Elrond etwas getrunken, hätte er sich sicher verschluckt oder es vielleicht sogar aus Schock
rausgeprustet. Hatte er aber nicht und so starrte er Gandalf nur mit weit aufgerissenen Augen an,
während dieser ihn nur weiterhin anlächelte, als hätte er nur mal eben gefragt, wie das Wetter ist.

-Wie bitte? Ich muss mich verhört haben.

-Nein, mein Freund. Ich plane ein Abenteuer mit allen Gefahren und Herausforderungen, die Ihr euch
vorstellen könnt und ich denke, Ihr würdet unseren Trupp eine große Hilfe sein.

Elrond zog die Stirn zusammen.

-Gandalf, Ich bin der Herr von Bruchtal. Ich kann nicht eben schnell auf ein Abenteuer gehen. Könnt
Ihr nicht einen anderen Elb anwerben.

-Keiner, ob Zwerg, Mensch, Elb oder Zauberer kann so gut Runen übersetzen wie Ihr. Von Euren
Heilkräften ganz zu schweigen. Vertraut mir, wenn ich sage, Ihr könntet uns am besten helfen.

Müde geworden vom Gespräch, setzte sich Elrond zu Gandalf. Er hob die Hand und massierte sich die
Schläfen in langsamen, kreisförmigen Bewegungen.

-Erzählt mir mehr von diesem Abenteuer, Mellon. Was ist das Ziel? Wer sind die anderen
Teilnehmer?

Gandalf zog seine Pfeife aus dem Ärmel und zündete sie an. Einige Minuten vergingen, in denen
keiner etwas sagte, sondern Gandalf nur genüsslich an seiner Pfeife zog, bevor er sich wieder auf
Elrond konzentrierte.

-Ich kann euch leider nicht viel verraten, außer, dass die meisten der anderen Teilnehmer Elben wohl
nicht sehr wertschätzen.

-Zwerge...

-Ihr habt recht. Und gerade Ihr, von eurem Stand, könntet viel Argwohn bekommen. Weswegen es
wahrscheinlich besser wäre, wenn ihr euch einen anderen Namen einfallen lasst. Das Ziel unserer
Reise, kann ich Euch momentan noch nicht sagen, jedoch...

Gandalf hielt kurz inne mit dem rauchen und zog etwas aus seinem Gewandt. Es war eine kleine
Schriftrolle, die mit einem dünnen Lederband zusammengehalten wurde.

-Wenn Ihr weitere Interesse hättet, würde ich euch vorschlagen, den Wegweisungen dieses
Pergaments zu folgen und Euch an Ort und Stelle am 27. Tag des Aprils nach Sonnenuntergang mit
mir und den anderen Teilnehmern zu treffen.

Für einen kurzen Moment herrschte wieder Schweigen.

-Ich werde es mir überlegen, Gandalf. Versprechen werde ich jedoch nichts.

-Mehr habe ich nicht zu hoffen gewagt.

Kurz klopfte es an der Tür, bevor die Stimme von Lindir, immer noch durch die Tür gedämpft, erklang.

-Das Frühstück ist fertig und angerichtet, mein Herr Elrond.

-Danke, Lindir.

Zeitgleich erhoben sich Elrond und der Zauberer von ihren Stühlen und begaben sich zur Tür. Kurz
bevor Elrond die Hand auf die Türklinke heben konnte, legte ihm Gandalf noch einmal kurz die Hand
auf die Schulter.

-Nicht nur dem Erfolg der Reise würde eure Anwesenheit helfen, sondern auch euch selbst.

-Was meint Ihr?

-Ihr seht müde aus. Über Bruchtal zu herrschen ist nicht einfach und Vilya fordert täglich seinen
Tribut von euch.

Nachdenklich schaute Elrond zu seiner Hand, auf der der blaue Edelstein funkelte. Das Metall war
glatt und kalt, während der Ring auf einmal unermesslich schwer zu sein schien.

-Gönnt euch diese Pause. Ihr habt viele gute Berater und Soldaten, die in der Lage sind, während
eurer Abwesenheit über Bruchtal zu wachen.

-Ich werde euren Ratschlag überdenken, doch lasst uns jetzt erstmal frühstücken.

Damit war das Gespräch beendet und die beiden begaben sich zum Speisesaal. Später in der Nacht.
Als alle schon schliefen und Gandalf schon längst von dannen gezogen war, zog sich Elrond in seinem
Gemach Schlafgewänder an und machte sich bettfertig. Während er gerade den letzten seiner
kunstvoll geflochtenen Zöpfe öffnete, fiel sein Blick auf das Pergament, dass nun, noch immer
ungeöffnet, auf seinem Schreibtisch lag und von Mondlicht erhellt nach ihm zu rufen schien. Kurz
überlegt der Halbelb ob er sich einfach schlafen legen sollte und dem Papier am nächsten Morgen
mehr Aufmerksamkeit schenken sollte. Dann näherte er sich jedoch trotzdem seinem Schreibtisch
und öffnete mit ein paar flinken Handgriffen das Band. Kurz las er sich den Inhalt durch.

-Nach Auenland also...

Von Bruchtal Zum Erebor ( Hobbit/Elrond FF)Where stories live. Discover now