Kapitel 13

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Bei Cinna angekommen erntete ich einen fragenden Blick. Durch ein hübsches Korsett was in meinen Kleid vorhanden war, riss mich die Atemnot aus meinen Gedanken. „Das machst du extra, gib es zu." beschwerte ich mich bei Cinna. Sofort machte er es locker. „Du hattest wieder diesen Blick." erzählte er und ließ mich zu ihm herum drehen. „Welchen Blick?" fragte ich unwissend. „Nach den Hungerspielen, als er auf der Leinwand zu sehen war. Du tatest so, als wäre er nur ein totes Tier... doch dein Blick sprach Bände." erläuterte er mir. Ich sah zu Boden. All die Fehler die ich begangen hatte, all die schlaflosen Nächte die damit ein herkamen... zusehen in einem Blick, obwohl ich mich kalt gestellt hatte? „Hast du schon eine Strategie?" fragte er und lenkte vom Thema ab. „Nein..." gab ich leise zu. „Du solltest auf den Blick gehen." sprach er zu mir und ich wusste ganz genau was er meinte. Meine Gefühle zu offenbaren könnte vielleicht meine einzige Chance sein zu überleben. Aber das wäre etwas, was keiner von mir erwarten würde. Wahrscheinlich dachten alle, ich ginge in die Hungerspiele rein mit einer riesigen Arroganz, dass ganze zu Gewinnen. Doch eigentlich war ich sogar zu ängstlich zum Schlafen. Seit meinen letzten Hungerspielen, verstellte ich mich oft. Ich war einfach nicht mehr ich selbst... und das aus guten Gründen. Wieso musste er sich damals auch für mich umbringen? „Aber was wenn die Leute etwas anderes erwarten als die Wahrheit?" fragte ich ihn unsicher. „Wäre es so schlimm, nicht zu lügen und richtig ihnen etwas vorzuspielen?" entgegnete Cinna. Er hatte recht. Ich sollte nicht weiter lügen... trotzdem tat ich es immer wieder. Ob es nun daran lag, dass ich im Kapitol aufgewachsen bin und das Lügen dort eine Art unausgesprochene Pflicht war oder es durch das Geheimnis von Brownie und ‚meinen' Tötungen kam konnte ich nicht genau sagen. Es war etwas, was ich als Schutz verwendete. Ich könnte es auch anders versuchen. Kam mir eine Idee. Rätsel. Ergänzte mein Gehirn. Rätsel hatten immer Brownie und ich-
Kurz wollte eine Träne von meinem Auge entfleuchen. Ich wollte nicht wieder an ihn denken. Daran, dass ich ihn habe... ein Schluchzen meiner selbst unterbrach meine Gedanken. Ich merkte wie Cinna eine Hand als Trost auf meine Schultern legte. Dennoch kam mir die Hand vor wie Luft. Meine Gedanken waren wieder bei den noch nicht so lange her erlebten Zeiten in der Arena. Das Blut was Floß, die Toten welche qualvoll starben...

„Bist du soweit?" Diese Worte hallten immer wieder in meinem Kopf. Sie stammen von Cinna, so hieß der Designer wie ich nach kurzer Zeit erfuhr. Doch die Worte hallten nicht in mir wieder, weil gerade er es zu mir gesagt hatte. Sie hallten in mir wieder, weil ich nun in der Röhre stand, die mich in die Arena brachte. Ich hatte zwar Erfahrungen mit Kampf... aber noch nie hatte ich jemanden getötet. Dennoch hatte ich volle Punktzahl beim Vorstellen bekommen. Ich wusste selber nicht, wie das passieren konnte und es interessiert mich auch nicht weiter. Entweder würde ich gleich sterben oder mich bis zum Ende durchrangen und dann sterben. Es gab nur eine Option. Früher oder später tot. Ein heftiges rumpeln der Röhre störte mein Gleichgewichtssinn und sie fuhr hoch. Ein kleiner Stromstoß ließ mich aber an Ort und Stelle bleiben. Währenddessen erblickte ich die vor mir liegende Arena und das Füllhorn, in dem Sachen wie Schwerter und Verpflegung warteten. Hektisch blickte ich zu allen Seiten. Es interessierte mich einfach nicht, was für eine Arena es war oder ob ich es heil vom Füllhorn hin und zurück schaffte. Viel mehr wollte ich wissen wo Brownie war, der Einzige halt in meinem ganzen Leben... da entdeckte ich ihn, direkt durch das Füllhorn hindurch. Er trug die selben Klamotten wie ich, doch trotzdem könnte er ein Model sein. Ich wollte nicht, dass er hier ist, ich konnte nicht zu sehen wie er starb. Als das Dröhnen vom Zählen ertönte, widmete ich mich völlig dem Rucksack der vor mir lag. Als ein Huben ertönte, rannte ich darauf zu. Dann hörte ich einen Schrei. Ein Mädchen. Dann ein Junge neben mir, getötet durch einen Pfeil im Herzen. Sofort schnappte ich mir meine Tasche, suchte Brownie in der Hoffnung, er würde noch leben und zu mir kommen. Und da sah ich es. Ein weiterer Pfeil, besser gezielt als der vorige auf jemanden hinter mir. Aber er kam weder von mir, noch von den anderen Distrikten. Er kam von Brownie. Doch so wie ich das Kapitol kannte, würden sie mich als tödliche Maschine darstellen...

Einmal atmete ich tief ein und aus. Dann sah ich in den Spiegel und war zufrieden. Es war hübsch was ich anhatte, keine Frage. Doch statt etwas üblichen für's Kapitol war es den verschiedenen Distrikten gewidmet. „Ich muss langsam los für die Bewertung." sagte ich dabei zu Cinna. Er nickte unauffällig und nahm mir alles was ich trug wieder ab. „Viel Glück." wünschte er mir noch, dann ging es nach unten zur Arena. Etwas was ich schon völlig aus meinem Sinn gestrichen hatte; die verdammte Bewertung.

Flake Snow - die 75. Hungerspiele (Finnick Odair Ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt