"Schön das ihr wieder da seid.", begrüßte ein älterer Mann, mit einem Fischerhut, Morales, der auch auf sie zu kam.

"Wie seid ihr da raus gekommen?", fragte ein anderer Mann.

"Der neue hat uns da raus geholfen.", erklärte Glenn. "Wir haben zwei neue."

Er sagte neue. So als ob es fest steht dass wir hier bleiben. Er sagte nicht fremde, er sagte neue.

"Jetzt kommt doch endlich raus und stellt euch vor!", rief Morales uns zu.

Rick sah kurz zu mir und trat dann nach vorne, ich ihm langsam hinterher.

Die Blicke lagen alle auf uns und ich wollte mich einfach irgendwo verstecken.

"Dieser Kerl ist nh Bulle, wie du.", stellte Morales Rick vor. "Und das ist Atlas."

Einfach Atlas. Mehr außer meinen Namen wusste er nicht, mehr war ich nicht. Atlas und nicht mehr Neytiri.

Da war ein Mann, der sein Hemd oben aufgeknöpft hatte, der Rick anstarrte.

Das war der selbe Mann, auf den Morales gedeutet hat, als er sagte Rick sei ein Bulle wie er.

Rick starrte den Typen auch an.

Fanden die es krass dass beide Polizisten waren? Lag es daran?

Bevor Rick aber was sagte, rannte ein Junge auf ihn zu, der immer wieder "Dad!" schrie.

Mir fiel auf dass der Junge vielleicht so alt war wie ich.

Eine Frau lief auch auf Rick zu. Und Rick ging auch schnell auf sie zu.

Der Junge sprang Rick in die Arme, der sich runter hockte und den Jungen fest drückte. Die Frau umarmte er auch.

War das sein Sohn und seine Frau?

Wenn ja, dann hat Rick nach ihnen gesucht und sie jetzt gefunden.

Warum er nach ihnen wohl gesucht hat? Wenn es seine Frau und sein Sohn ist, warum war er dann nicht mit ihnen gewesen?

Mehr Zeit darüber nachzudenken hatte ich nicht, weil mir jemand seine Hand auf meinen Rücken legte. Oder eher auf meinen Rucksack aber trotzdem spürte ich es.

"Komm schon, ich zeig dir alles und jeden.", sagte Glenn lächelnd und ich ging mit ihm, weil ich nach niemandem gesucht habe und dementsprechend niemanden gefunden habe.

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Abends waren alle im Camp am Lagerfeuer versammelt.

Ich hatte meine graue Stoffjacke angezogen weil es nachts kälter wurde.

Sogar diese Stoffjacke hat Atlas gehört und so groß wie sie an mir war, sah man dass es nicht meine war. Aber ich mochte sie trotzdem und eine andere Jacke hatte ich nicht.

"Wie hast du dich da draußen zurecht gefunden?", fragte Dale Rick.

"Ich war....orientierungslos.", erzählte Rick, während er seinen Arm um seine Frau Lori, hatte. "Angst, Verwirrung und sowas auch aber Orientierungslos trifft es am ehesten."

Ich mochte Lori. Sie hatte mir was zu essen gebracht als ich hier ankam und war nett.

"Worte, sie reichen oft nicht aus. Manchmal treffen sie es nicht richtig.", erklärte der ältere Mann Dale.

So wie Glenn von ihm geredet hat, mochte ich Dale jetzt schon ohne ihn zu kennen. Er sah auch mich an.

"Es war so als hätte man mich aus dem Leben gerissen und irgendwo hingebracht. Eine Weile dachte ich...ich wäre in einer Art Koma Traum gefangen aus dem ich nie wieder aufwachen würde.", erzählte Rück weiter.

"Mommy dachte du wärst tot.", kommentierte Carl, Rick's Sohn.

Ich hab nicht viel mit ihm geredet bis jetzt aber ich glaube ich mag ihn auch.

"Sie hatte auch das volle Recht das zu glauben.", verteidigte Rick Lori. "Deine Mom hatte wahrscheinlich keine Wahl."

"Als sich dein Zustand verschlechterte, wurde mir gesagt man wollte dich und die anderen Patienten nach Atlanta bringen, aber das ist nie passiert.", behauptete Lori.

"Bei diesen Zuständen wundert es mich nicht. Das Krankenhaus wurde förmlich überrannt."

"Nicht nur das.", meldete sich Shane, der andere Polizist und anscheinend ein Freund von Rick, zu Wort. "Ich konnte Carl und Lori gerade noch so raus bringen."

"Ich bin dir so dankbar dafür Shane! Ich weiß nicht wie ich es ausdrücken soll.", bedankte sich Rick bei Shane.

Ich wusste nicht ob ich Shane mochte. Bis jetzt schien er eigentlich ganz okay.

"Da fehlen anscheinend wieder die Worte.", lächelte Dale und manche lachten auf. "Was ist mit dir Atlas? Wie war es für dich da draußen?"

Ich zuckte mit den Schultern. "War nh Weile glaub ich schon alleine. Jeden Tag dasselbe, bin einfach immer nur weiter gegangen. Ohne Ziel. Dann bin ich in die Stadt und...hier gelandet."

Auf bemitleidende Blicke folgten lächelnde.

"Hier wird's besser sein als da draußen. Kein fünf Sterne Hotel aber immerhin etwas.", sagte T-Dog zu mir der neben mir saß und ich nickte.

"Was ist mir Daryl Dixon? Habt ihr an ihn mal gedacht?", erinnerte Dale alle. "Er wird nicht besonders erfreut sein darüber das sein Bruder zurück gelassen wurde."

Merle wurde vorher nur kurz erwähnt und so wie Morales es gesagt hat, es war wirklich keiner traurig gewesen.

Jetzt fragte ich mich wer oder wo Daryl war.

Ich kenne nicht jede einzelne Person hier im Camp, nur einige. Also selbst wenn Glenn mir gezeigt hat wer Daryl ist, hab ich es vergessen.

Hier am Lagerfeuer war er anscheinend nicht. Haben sie ihm nicht erzählt dass Merle tot ist?

"Ich sag ihm dass ich den Schlüssel fallen gelassen hab.", meinte T-Dog.

"Und ich hab ihn angekettet, es war meine Schuld.", erinnerte Rick.

"Leute es ist kein Wettbewerb.", stellte Glenn für alle klar. "Das ist jetzt nicht rassistisch gemeint aber es ist besser wenn's ihm ein weißer sagt."

Ich zog die Augenbrauen zusammen. So einer also? Genauso wie Merle dann. Vielleicht doch Zwillinge?

T-Dog seufzte. "Es ist nun mal passiert."

"Ihr könntet doch lügen.", schlug Amy hoffnungsvoll vor.

"Merle hat Probleme gemacht und hätte uns alle in Gefahr gebracht. Genau das sagen wir ihm.", entschied Rick.

"Wie wollen wir das Daryl klar machen, huh?", fragte Dale. "Ihr glaubt doch nicht wirklich, das ausgerechnet er uns diese Geschichte abkauft, Freunde. Es wird nicht einfach, wir müssen alle Überzeugungskraft aufbringen wenn er zurück ist."

Wenn er zurück ist? Das heißt er ist also gar nicht hier.

"Ich hatte Angst, bin weg gerannt.", gestand T-Dog. "Dafür schäme ich mich nicht."

"Wir alle hatten Angst, was soll's.", seufzte Andrea.

"Ich hab an der Tür nh Kette angelegt.", erzählte T-Dog. "Die Treppen sind sehr schmal, also können mindestens ein halben Dutzend sich dagegen drücken. Mit dieser Tür und diesem Schloss schaffen sie es nicht durch. Das heißt Merle Dixon lebt und ist immernoch da fest gekettet. Ich hab's verbockt."

Der Gedanke dass dieser Mann genau in diesem Moment auf dem Dach fest sitzt, gab mir ein mulmiges Gefühl.

Ich kannte ihn nicht, aber in dem Moment dachte ich an einen Menschen und nicht an sein Verhalten oder seine Moral.

His Little Soldier // Daryl Dixons DaughterWhere stories live. Discover now