Kapitel 2

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Jendrik

„Alter, hast du das gehört?", ruft Amir. Ich habe ihm tausendmal gesagt, dass er mich beim Training nicht stören soll.

„Jendrik!"

„Was?", zische ich und drehe mich vom Sandsack um. Naja, es sieht zwar wie ein Sandsack aus, ist aber mit einem Material gefüllt, das hundertmal schwerer ist. Amir sieht nicht begeistert aus. Stattdessen kommt er auf mich zu.

„Die verborgene Welt munkelt, dass eine neue Jägerin an dieser Scheiß Akademie aufgenommen wurde."

Wie ich diese Schule und dieses Thema hasse. Am liebsten würde ich dem gar nicht zuhören, aber ich kenne meinen Freund. Er wird nicht locker lassen, ehe ich ihm aufmerksam zugehört habe.

„Und jetzt? Da gibt es doch hunderte von diesen Vollidioten."

„Das schon, aber sie soll eine Begabte sein."

Jetzt werde ich hellhörig, gebe mich aber weiterhin gelassen.

„Und was ist ihre ach so tolle Begabung?"

„Wenn es stimmt, kann sie die Zeit ihres Gegenübers verlangsamen", antwortet Amir und verzieht das Gesicht.

„Was? Das kann nicht sein. Es gab bisher nur eine Jägerin, die die Zeit verlangsamen konnte und die ist tot. Mausetot, weil mein Großvater sie umgebracht hat."

Falls das was Amir sagt stimmt, sind die Vampire nicht mehr so sicher, wie bisher. Vampire sind schnell und das ist ein Vorteil in jedem Kampf, aber wenn jemand uns verlangsamen kann sind wir am Arsch.

„Ich weiß, dass dein Großvater sie umgebracht hat. Aber das heißt nicht, dass nicht eine neue Jägerin..."
„Amir, sei still und behalte das gefälligst für dich. Das letzte was wir wollen ist Panik in dieser Schule. Hast du mich verstanden?" 

Mein Jahrelanger Freund nickt. Dann grinst er.

„Lust auf einen kleinen Kampf?"

„Immer", antworte ich und schon stürmen wir aufeinander. Ich weiche seinem Schlag aus, denn der hat es hart auf sich. Stattdessen verpasse ich ihm einen Tritt und er fliegt drei Meter weit nachhinten. Ich habe nicht mal meine volle Kraft benutzt. Amir landet geschickt auf den Füßen und ist in einer Sekunde wieder bei mir. Diesmal trifft er mich und ich knalle mit dem Rücken gegen die Wand. Amir ist ein Kämpfer. Ein verdammt Guter. Nie geht jemand von uns als Sieger heraus. Das war schon immer so. Wir kennen uns seit wir Kinder waren. Ja Kinder. Im Gegensatz zu diesen billigen Vampirfilmen, werden auch Vampire auf die Welt gebracht. Das geht aber nur, wenn die Mutter ein Mensch ist. Da wir so eine seltene Vampirart sind, werden wir hoch angesehen. Außerdem altern wir ab einem bestimmten Alter nicht mehr. Und zwar ab dem Tag, an dem das menschliche Schicksal unser Leben beendet hätte. Ziemlich kompliziert. Ich zum Beispiel, wäre letzte Woche, wenn ich ein Mensch gewesen wäre, gestorben. Autounfall. Lächerlich. Und da mein Menschenalter achtzehn ist, bin ich nun ein achtzehnjähriger Vampir, der zwar an Zahl älter wird, aber mein Aussehen gleich bleibt. Nicht schlecht, finde ich. Immerhin werde ich für alle Ewigkeiten so gut aussehen. Nicht wie unser Rektor, der mit fünfundsiebzig Menschenjahren gestorben ist. Was noch anders ist, als wie in den Filmen...Wir fallen nicht zu Asche, wenn wir Tagsüber rausgehen. Es ist unangenehm, aber wir Halbvampire können es gut aushalten. Vampire die gebissen wurden, sind sehr Lichtempfindlich. Sie verfallen zwar auch nicht zu Asche, aber sie bekommen Bläschen auf der Haut. Sieht nicht gerade schön aus und ist sehr schmerzhaft. Ach ja und wir können uns auch nicht in Fledermäuse verwandeln. Keine Ahnung, wer sich diesen Schwachsinn ausgedacht hat. Amirs Schlag trifft mich mitten im Gesicht völlig unvorbereitet.

Bis(s) in die DunkelheitWhere stories live. Discover now