Kapitel 7 - Es war einmal

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»Er hat mir gar nichts erzählt«, versicherte ich. »Wir haben überhaupt nicht über dich geredet.«

Er nahm mein Gesicht zwischen die Hände und ich verzog den Mund, als mich die verschwitzte Haut berührte, bemühte mich aber, es nicht zu zeigen. Er musste große Angst gehabt haben und ich war nur grob zu ihm gewesen.

Nun tat es mir leid, dass ich überhaupt mit dem Gedanken gespielt hatte, ihm absichtlich solche Sorgen bereiten zu wollen.

»Siehst du, wie schnell das geht?«, fragte er. »Er hätte beinahe einen Keil zwischen uns getrieben und dazu musste er nicht einmal etwas sagen.«

Natürlich sah ich das. Ein Paar konnte sich über die kleinsten Dinge streiten und dabei völlig aus den Augen verlieren, wie viel sie sich eigentlich bedeuteten. Jemand konnte ein wenig Zweifel säen oder eine Andeutung machen und dann gingen ganze Freundschaften in die Brüche. Wenn man es genau betrachtete, war es in diesem Fall aber Simon selbst, der es mir schwer machte, ihm zu vertrauen.

Alexej hatte mir gegenüber schließlich kein Wort darüber verlauten lassen. Das konnte ich meinem Freund allerdings kaum an den Kopf werfen. Ganz besonders nicht jetzt.

»Nichts treibt einen Keil zwischen uns«, murmelte ich also leise.

Erleichtert atmete er aus und zog mich an seine Brust. Ich lehnte mich in die Umarmung und schloss die Augen.

»Aber wieso warst du mit ihm zusammen?«, grummelte er in meine Haare und ich hätte ihn fast nicht verstanden. Die Eifersucht war deutlich aus seiner Stimme herauszuhören.

Ich schloss meine Arme um ihn und rollte heimlich die Augen, konnte ein Lächeln aber nicht unterdrücken.

»Das wirst du mir niemals glauben.«

***

Als ich eine Viertelstunde später alles erzählt hatte, was sich am gestrigen Abend zugetragen hatte, fühlte ich mich eigenartig erleichtert. Simon hatte mich kein einziges Mal unterbrochen, sondern aufmerksam zugehört. Wir saßen auf dem Sofa im Schneidersitz und ich friemelte an einem Zierkissen herum, das auf meinem Schoß lag.

»Ich wollte nicht so schnippisch sein«, seufzte ich, als wir auf die Nachrichten zu sprechen kamen, die wir uns geschickt hatten. »Es tut mir leid.«

»Das macht doch nichts«, sagte er und rutschte zu mir rüber. Seine Hand fand wie von selbst den Weg auf meinen Oberschenkel.

Ich rang mir ein Lächeln ab. Es störte mich, dass er nichts zu den Gemeinheiten sagte, die er mir an den Kopf geworfen hatte. Früher wäre mir das nicht aufgefallen, aber jetzt kam mir in den Sinn, wie oft unsere Gespräche schon so abgelaufen waren.

Ich hatte zum Beispiel einmal vorgeschlagen, dass wir gemeinsam auf den Flohmarkt gehen könnten. Alle paar Wochen wurde im Stadtkern so ein Markt organisiert. Ich genoss die Atmosphäre, die dort herrschte.

Bevor ich mit Simon zusammengekommen war, hatte ich mich regelmäßig dort aufgehalten, war von Stand zu Stand geschlendert und stöberte durch die Auslagen, immer auf der Suche nach vergessenen Schätzen.

Eines Nachmittags, als wir nicht gewusst hatten, was wir unternehmen sollten, hatte ich ihm vorgeschlagen, mit mir dort hin zu gehen. Ich erinnerte mich an sein mitleidiges Lächeln, als wäre es gestern gewesen und ich fand es noch heute daneben, dass er behauptet hatte, diese Märkte seien nur etwas für arme alte Leute.

Ich hatte jedoch nachgegeben, bevor es zu einem Zwist kommen konnte, und auch damals hatte Simon nur seine Grübchen gezeigt und mir über den Arm gestreichelt.

»Schon gut«, hatte er gesagt, als ich mich für einen bösen Blick entschuldigt hatte, »du hättest zwar nicht gleich so reagieren sollen, aber jeder macht mal Fehler.«

Das Licht in unseren SchattenWhere stories live. Discover now