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Kapitel 3 - Gefangen mit dem Feind

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»Was zur Hölle!«

Alexejs verwirrter Blick streifte mich, bevor er mir wieder den Rücken zuwandte und nach dem Knauf griff, um die Tür aufzustemmen.

Er fluchte, während er sich mit aller Kraft nach hinten lehnte, den Fuß an der Wand abstützte und zog, dass die Tür nur so ächzte und knarzte.

Einen Moment lang schöpfte ich schon Hoffnung, denn Alexej war alles andere als ein Schwächling. Zumindest, wenn man von seinem Erscheinungsbild ausging.

Er war fast zwei Köpfe größer als ich, womit er auch die meisten Jungs an unserer Schule überragte, und wäre vermutlich auch dann ein einschüchternder Anblick gewesen, wenn ihm nicht der Ruf eines Schlägers vorausgeeilt wäre.

Aber selbst Alexej, der nun mit zunehmender Gewalt vorging, konnte diese Tür nicht öffnen. Als mir das klar wurde, sackten meine Schultern nach unten.

Es war ausweglos. Wir saßen hier fest und vermutlich war das diesmal sogar meine Schuld.

»Sie klemmt nicht«, sagte ich, meine Stimme heiser vor Anspannung. »Sie ist wirklich zu.«

Ich räusperte mich, um über die Flüche des Russen hinweg gehört zu werden, aber Alexej war offenbar im gleichen Moment zum selben Schluss gekommen, denn er trat verärgert gegen den Stahl und drehte sich schließlich zu mir um.

Er musterte mich von oben bis unten und wirkte, als ob er mich erst jetzt so richtig wahrnehmen würde. Seine eisblauen Augen fanden meine und mir lief augenblicklich ein kalter Schauer über den Rücken.

Wir starrten einander an und ich konnte nicht umhin zu bemerken, dass ich ihn noch nie so richtig angeschaut hatte.

Er war zwar in ein paar von meinen Kursen, aber außer einem flüchtigen Blick, wenn er wieder einmal einen gelangweilten Kommentar von sich gab, die die meisten Lehrer mittlerweile auch schon gewohnt waren, hatte ich ihm bisher nie größere Beachtung geschenkt.

Auch die anderen in meiner Stufe hielten sich von ihm fern. Die Mädchen tuschelten hinter vorgehaltener Hand über ihn und die Jungen wussten, dass mit ihm nicht gut Kirschen essen war.

Eine steile Zornesfalte hatte sich nun in seine Stirn gegraben und die halblangen Strähnen seiner pechschwarzen Haare hingen ihm wirr in die zusammengekniffenen Augen. Sein markantes Gesicht trug einen missbilligenden Ausdruck und es lag eine Ablehnung darin, die ich nur darauf zurückführen konnte, dass ich ihm als Simons Freundin ebenfalls ein Begriff war.

Und kein sehr beliebter dazu.

»Du!«

Unwillkürlich wich ich einen Schritt zurück, als er plötzlich auf mich zukam und stolperte dabei fast über meine eigenen Füße. Alexej hatte die Hand erhoben und zeigte mit einem Finger anklagend auf mich, als wäre ich schuld an seiner ganzen Misere.

»Was verdammt noch mal geht hier ab?«

Ich zog den Kopf ein.

»Wieso hockst du hier unten in diesem dunklen Loch und fuchtelst kreischend mit deinen dürren Steckenärmchen!«, donnerte er.

Automatisch dachte ich an das Gespräch, das ich heute Morgen belauscht hatte, und fragte mich erneut, wieso Simon nicht die Flucht ergriffen hatte. Alexej thronte über mir wie ein Gewitter, kurz bevor es losbricht, und ich hatte das Gefühl zu schrumpfen.

Ich schluckte trocken und zeigte zum Waschbecken hinüber.

»Da war eine«, setzte ich an, unterbrach mich aber, als mir in den Sinn kam, dass es vielleicht nicht die beste Idee wäre, ihm die Sache mit der Spinne zu erzählen.

Das Licht in unseren SchattenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt